Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
Vom Netzwerk:
sagt er. Thurcroft? Ich nicke. Sie arbeiten noch, hm? Was geht Sie das an? Er schüttelt den Kopf. Wenden Sie, sagt er. Was?

VIERTE WOCHE
    Montag, 26. März – Sonntag, 1. April 1984
    Theresa Winters weckte Terry. Sie hatte ihm Porridge gemacht und Rührei mit Toast. Sie stopfte die noch halb schlafenden Kinder auf den Rücksitz des Wagens und setzte Terry am Bahnhof ab.
    Terry stand auf dem Bahnsteig, stampfte mit den Füßen und rieb sich die Hände. Er hatte ein Erste-Klasse-Ticket für den ersten Zug nach Süden.
    Der Zug kam zehn Minuten zu spät.
    Terry fand seinen Platz, bestellte sich Kaffee und Frühstück und ging seine Akten durch:
    National Coal Board gegen National Union of Mineworkers: Klage des NCB vor dem High Court gegen die Investment-Politik der NUM-Rentenkasse
.
    Terry ging noch einmal seine Notizen durch:
    Die Gewerkschaft ist gemäß ihrer Grundsätze gegen ein Investment in ausländische Fonds und in Industrien, die in Konkurrenz zur Kohle stehen
.
    Er ging noch einmal die Zahlen durch:
    84,8 Millionen Pfund an Mitgliedsbeiträgen; 151,5 Millionen Pfund vom NCB; 22,4 Millionen Pfund an Rentenauszahlungen; 45,2 Millionen Pfund jährlicher Pauschalbetrag; 200 Millionen Pfund Investment
.
    Der Präsident selbst würde die Gewerkschaft vertreten. Er würde die Verteidigung persönlich übernehmen. Der Präsident wartete auf Terry. Er zählte auf ihn –
    Persönlich
.
    Terry legte die Akte beiseite und griff nach dem Freiexemplar der
Times
:
    Streiks weiten sich aus. Weitere Kumpel im Ausstand; British Steel Corporation fährt Scunthorpe um 50 % zurück; Bergmann erhängt aufgefunden

    Terry war schlecht. Er sah auf die Uhr. Dann wechselte er den Waggon. Als der Zug in King’s Cross ankam, saß er an einem Tisch in der zweiten Klasse.
    Terry Winters wusste, dass sie auf ihn warteten, ihn beobachteten.
    »Diese Menschen brauchen unsere Hilfe«, sagt der Jude erneut. »Die Streikenden blockieren ihnen die Straßen mit Betonblöcken und Eisenmasten. Sie schlagen ihnen die Scheiben ein und zerstechen die Autoreifen. Sie urinieren in Plastikbeutel und bewerfen damit diejenigen, die zur Arbeit gehen wollen.«
    Neil Fontaine nickt und achtet weiter auf den Motorway.
    »Nottinghamshire, Derbyshire, Lancashire, Leicestershire – dort werden wir diesen Krieg gewinnen.«
    Der Mercedes verlässt die M1 an der Ausfahrt 21.
    »Das sind unsere Leute, Neil. Das sind ihre Wohnorte.«
    Neil folgt der Polizeieskorte zum Brant Inn bei Groby. Er parkt zwischen den Übertragungs- und Mannschaftswagen und öffnet dem Juden die hintere Tür.
    Der Jude steigt aus und nimmt seine Fliegersonnenbrille ab. »Was für ein hübscher kleiner Flecken, Neil«, sagt er.
    Neil nickt und öffnet die Kneipentür –
    Der Raum ist gesteckt voll mit Gewerkschaftsvertretern, Polizisten, Fernsehleuten und Reportern –
    Licht. Kamera. Action
.
    »Ich bin Stephen Sweet«, ruft der Jude. »Ich bin gekommen, um zu helfen.«
    Das Gericht hatte sich für den Tag zu Beratungen zurückgezogen. Der Präsident war im vierzigsten Stock des Barbican verschwunden, zusammen mit Len und den Damen. Die anderen waren auf ihren Zimmern im County Hotel. Alle schauten in Terrys Zimmer die Fernsehnachrichten. Beim Anblick der Gewerkschaftsrechten mussten sie alle lachen –
    »Was für ein Geheimtreffen«, brüllte Paul. »Habt ihr den Gesichtsausdruck von Sam gesehen, hm?«
    »Die könnten sich nicht mal besaufen, wenn sie mitten in einer Brauerei wären«, sagte Mike.
    »Apropos Brauerei«, sagte Dick zwinkernd. »Wir vergeuden hier kostbare Trinkzeit.«
    Terry schaltete den Fernseher aus und drückte noch mal all ihre Kippen aus. Dann gingen sie aus Nostalgie ins Crown & Anchor. Dick trank ein paar Pints, halb Ale, halb Bitter, und erzählte angeheitert Geschichten von früher.
    Die ganze Nacht über tauchten immer wieder Wirtschaft-und-Arbeitskorrespondenten auf. Genau wie in alten Zeiten. Anderen Zeiten.
    Terry saß mit seinem Wodka Tonic in der Ecke und bezahlte die Drinks. Morgen würde der Präsident ihn fragen, was sie denn letzte Nacht gemacht hätten. Er würde es sowieso riechen, und Terry würde es ihm sagen.
    Der Mechaniker schläft bei offenen Vorhängen. Die Hunde sind im Garten. Er schaut fünf Mal am Tag Nachrichten, kauft jede Zeitung, die sie vorrätig haben. Er schneidet die Berichte aus und bewahrt sie in einem Skizzenbuch auf. Er ruft Jen bei ihrer Schwester an. Jede Stunde zur vollen Stunde

    Der Mechaniker wartet auf ihren

Weitere Kostenlose Bücher