GB84: Roman (German Edition)
machte sich wieder an die Arbeit. Er notierte die Namen der Gewerkschaften und Ortsverbände und trug die Beträge ein. Er tippte alles in den Taschenrechner und legte das Geld zurück. Er schrieb mit schwarzem Filzstift Wörter und Zahlen auf den Karton. Danach setzte er sich wieder unter das Porträt. Er nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. Dann schluckte er noch zwei Aspirin, trank eine Tasse kalten Kaffee, blinzelte und setzte die Brille wieder auf –
Das rote Lämpchen am Telefon blinkte, an, aus, an, aus, an und –
Es gab ja immer die Chance
–
Terry hob ab.
Klick-klick
. »Der Geschäftsführer am Apparat.«
»Fröhliche Weihnachten, Genosse Geschäftsführer«, sagte sie.
Terry schnurrte der Magen zusammen und begann zu flattern. »Fröhliche Weihnachten«, sagte er.
»Ich habe ein Geschenk für dich«, kicherte sie. »Dein Weihnachtsgeschenk.«
»Ein Weihnachtsgeschenk für mich? Wirklich?«
»Tut mir leid, dass es einen Tag zu spät kommt«, sagte sie. »Wann möchtest du es denn haben, Genosse?«
Terry sah auf die Uhr. Sie war stehen geblieben. »Wo bist du?«
»Was glaubst du wohl?« fragte sie lachend zurück.
Terry zog die Uhr auf. »Lass mir noch eine Stunde Zeit, damit ich hier fertig werde.«
»Ich warte«, sagte sie und hängte ein.
Terry legte den Hörer auf und hob ihn wieder ab.
Klick-klick
. Er rief zu Hause an –
Er hörte es klingeln und klingeln, das Echo im leeren Flur seines leeren Hauses.
Terry legte auf. Er nahm einen Karton, um ihn nach oben ins Büro des Präsidenten zu tragen. Dann stellte er ihn wieder hin, öffnete ihn, nahm vier Bündel heraus und steckte sie in seine Aktentasche. Er klebte den Karton wieder zu. Dann änderte er die Drei auf dem Karton in eine Zwei und korrigierte auch die Zahlen im Buch. Er trug die ersten beiden Kartons zur Treppe und bis hinauf vor das Büro des Präsidenten. Er stellte sie im Flur ab und klopfte –
Die symphonische Musik war ohrenbetäubend
.
»Wer ist da?« rief Len von drinnen.
»Ich bin’s«, antwortete Terry, »der Geschäftsführer.«
Die Musik verstummte, und Len schloss auf. »Alles fertig?« fragte er.
»Fast«, erwiderte Terry. »Nur noch vier.«
Len hob die Kartons an, die zu Terrys Füßen standen. Terry schaute durch die Tür zum Präsidenten –
Der hatte seine Brille auf, saß am Schreibtisch und schrieb etwas. Er blickte nicht auf.
Terry ging nach unten, um den Rest zu holen. Len begleitete ihn. Sie nahmen die letzten vier Kartons und trugen sie zum Treppenhaus.
»Was machst du heute, Genosse?« fragte Len.
»Wieso?« fuhr Terry ihn an. »Warum fragst du?«
»Ach, nur so.«
»Entschuldige«, sagte Terry. »War ein langer Tag.«
Len folgte Terry die Treppe hinauf. »War ein verdammt langes Jahr, Genosse.«
»Da hast du recht, Genosse«, pflichtete ihm Terry bei.
Er hielt Len mit dem Rücken die Tür auf. Die Kartons trug er mit beiden Händen –
Len blieb in der Tür stehen und starrte Terry an. »Und, was machst du noch?«
»Schätze, ich fahre einfach nach Hause zur Familie«, antwortete Terry. »Und du?«
Len nickte und sagte: »Muss ein Kraftwerk bestreiken.«
»Mit dem Präsidenten?«
Wieder nickte Len und ging den Flur entlang. »Komm doch mit, Genosse.«
»Würde ich ja gern«, sagte Terry, »aber ich habe dieses Weihnachten Frau und Kinder vernachlässigt.«
Len blieb vor dem Büro des Präsidenten stehen und drehte sich zu Terry um. »Stell die Kartons einfach da ab, Genosse. Ich kümmere mich drum.«
»Bist du sicher?« fragte Terry. »Ich kann sie schon reintragen.«
»Danke«, meinte Len. »Aber du hast genug getan, Genosse.«
»Fröhliche Weihnachten und ein frohes neues Jahr«, sagte Terry. »Auch dem Präsidenten.«
»Dir und deiner Familie auch, Genosse«, erwiderte Len. »Theresa und den Kindern.«
Terry ging den Flur entlang zurück, nahm auf der Treppe zwei Stufen auf einmal und lief in sein Büro. Er nahm die Aktentasche, machte das Licht aus und schloss hinter sich ab. Er nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoss –
Keine Tweedjacketts, keine Jeansträger –
Nur die Roten Garden an der Tür.
Terry gab ihnen einen Zehner für einen Drink und wünschte ihnen ein frohes neues Jahr. Er umklammerte die Aktentasche und ging schnell zu seinem Wagen.
Er fuhr ins Hallam Towers, Zimmer 308. Er hatte eine Erektion und eine Aktentasche voller Geld.
Terry klopfte an und sagte: »Zimmerservice.«
Malcolm nahm rote Busse und schwarze Taxis
–
Die Straßen waren
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