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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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für die Älteren gab es eine Disco und einen Geschenkgutschein für einen Ausflug zu einem Pantomimen nach Sheffield, mit allem Drum und Dran – Es gab viel zu tun. Und nicht nur frohe Botschaften – die Gerüchte rissen nicht ab. Anspannung machte sich breit – Drinnen und draußen Leute. Alle hatten ein paar getrunken. Stieg ihnen schneller zu Kopf als sonst. Sie hatten ja nicht mehr so viel zu trinken, wie sie es gern gehabt hätten – Ein paar Pints und schon quatschten wieder alle. Man bekam alles Mögliche zu hören – Wenn es Ärger geben würde, dann in dieser Woche. Der eine Streikbrecher – einer von den Jüngeren, der immer fleißig mitgestreikt hatte – also, der hätte auch schon vor dem Streik ’ne Menge Dreck am Stecken gehabt. Ein Großmaul. Schnell mit den Fäusten zugange. Konnte nie die Klappe halten. Auch nicht als Scab – Er hatte sich im Dorf rumgetrieben. Hatte den jüngeren Kumpeln erzählt, er und ein paar andere Streikbrecher würden eine Liste von all den Streikenden führen, die sie anriefen – Er sagte den Leuten, er würde sich schon noch rächen. Aber alles nur Gerede. Er traute sich nicht mal mehr in die Nähe des Welfare Clubs – Aber die jüngeren Kumpel nahmen sich das zu Herzen. Kumpel, die vor nicht mal einem Monat noch mit ihm gestreikt hatten. Die zu ihm aufgeschaut hatten – Einer von denen, Steve, hasste ihn richtig. Hatte schon immer Ärger mit ihm gehabt, seit sie auf der Schule zusammen in einer Klasse gewesen waren – Freitagabend vor Neujahr liefen sie sich im Dorf über den Weg. Steve stürzte sich auf ihn – beschimpfte ihn, er solle sich was schämen. Der Scab antwortete, Steve stünde ohnehin schon auf seiner schwarzen Liste, er würde ihn schon noch drankriegen – Steve kehrt in den Pub zurück und trinkt weiter. Dann geht er zum Haus des Streikbrechers und schleudert eine Milchflasche durch die Scheibe – Ein paar Minuten später hat der Scab Steves Fenster mit einem Luftgewehr zerschossen. Steve kehrt zum Haus des Scabs zurück – und der kommt mit einer Sense in der Hand raus. Polizei –
Krk-krk
. Die rühren den Streikbrecher nicht an, sondern schnappen sich nur Steve, bringen ihn nach Maltby – und lassen keinen Anwalt zu ihm. Lassen seine Frau nicht zu ihm. Lassen ihn nicht telefonieren – Die Polizei möchte, dass Steve Namen von Leuten nennt, die Zechengerät und Ausrüstung des NCB zerstört haben. Das will die Polizei hören, damit das NCB Steve feuern kann – doch Steve hält den Mund – Dann bringt die Polizei ihn aufs Revier Rotherham . Sie beschuldigt ihn des tätlichen Angriffs und der Sachbeschädigung. Schnellgericht. Der Richter verdonnert ihn zu vierhundertzehn Pfund Strafe – für ein Fenster. Der Streikbrecher wird nicht angeklagt – Ich habe Steve nichts gesagt, aber ich wusste, das NCB würde ihn feuern. So war deren Politik.
Verdammt
– Zu Silvester stellten wir nur einen Notstreikposten an der Zeche auf. Ich verbrachte die Nacht beim Posten an der Hütte . Unser Alamo – mit ein wenig Lametta. Ein paar Bäumchen – Die Stimmung war gut. Die Nachbarn brachten uns Essen und Trinken. Nur wenige Bullen waren da, örtliche Polizei, die ganz wild darauf war, auf gut Freund zu machen. Um Mitternacht tranken wir zusammen einen und aßen was – genau wie im Ersten Weltkrieg mit den Deutschen im Niemandsland

DREIUNDVIERZIGSTE WOCHE
    Montag, 24. Dezember – Sonntag, 30. Dezember 1984
    Terry legte den Hörer auf, seufzte, lächelte, klatschte in die Hände –
    Die Gewerkschaft hatte teilweise die Kontrolle über das Geld in Dublin wiedererlangt. Die Zwangsverwalter hatten vor Gericht eingeräumt, dass sie große Schwierigkeiten hätten, an das Geld der Bergleute zu kommen
.
    Terry hörte auf zu klatschen und zu lächeln –
    Er versuchte sich daran zu erinnern, was er vor dem Telefonat getan hatte.
    Er betrachtete all die in seinem Büro gestapelten Kartons, die Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch türmten, die leeren Tassen auf dem Fensterbrett, das Aspirinfläschchen im Papierkorb, die Jeansträger draußen im Flur. Die Tweedjacketts waren oben. Die Roten Garden unten –
    Terry ging zu seinem Jackett und griff in die rechte Tasche. Er brauchte eine Karteikarte –
    Wieder klingelte das Telefon.
    Terry hob ab.
Klick-klick
.
    »It’s Christmas time«
, sang eine Stimme am anderen Ende.
»There’s no need to be afraid …«
    Terry setzte sich. »Was willst du, Clive?«
    »Lass mich raten«, sagte Clive lachend.

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