GB84: Roman (German Edition)
Abertausende und ihre Familien sind für immer als Streikbrecher gebrandmarkt. Tausende haben sich von der NUM losgesagt –
1840 Mann haben allein am Vortag den Streik beendet –
»Und wofür das alles?« brüllt der Jude. »Wofür, Neil?«
Der Jude nimmt den Telefonhörer ab.
Klick-klick
. Er spricht mit dem obersten Pressesprecher der Premierministerin –
BB wird diesem ganzen Gerede eine Richtung geben. BB wird dem Gerede ein Ende machen –
»Also werden die Regierung und das NCB einfach jenen Menschen den Rücken kehren, die in diesem Winter dafür gesorgt haben, dass die Lichter nicht ausgehen?« fragt der Jude. »Und sie den Lynchbanden der Linken überlassen? Ist das der Dank? Der Lohn?«
Der Jude lauscht, lacht, sagt: »Danke, BB, danke.« Er legt auf, klatscht in die Hände und schaut zu Neil. »Sie wirken recht nachdenklich, Neil«, sagt er. »Ich halte Sie doch nicht etwa auf?«
Der Fette Mann und seine sieben fetten Freunde meinten, es würde in ein paar Tagen vorüber sein. Es gab Gerede über Versöhnung.
Licht am Ende des Tunnels
. Zugeständnisse.
Historische Kompromisse
. Gerüchte in allen Kohlerevieren.
Das Ende in Sicht
–
Die Revolte Yorkshires, von der alle flüsterten, starb an der Bar eines Arbeiterclubs in Normanton –
Jetzt war nicht die Zeit zum Streikbruch. Nicht nach all den Monaten –
All dem Leid
–
Der Fette Mann und seine fetten Freunde waren gekommen, um sie alle von ihrem Elend zu erlösen. Der Präsident wusste, dass es an der Zeit war. Jetzt, nach all den Monaten –
All den falschen Morgenröten
–
Der TUC legte den vorläufigen Zwölf-Punkte-Plan vor ihn auf den Tisch.
»Die Gewerkschaft steht jederzeit zu Verhandlungen bereit«, sagte der Präsident. »Die Gewerkschaft streitet nicht über Vorbedingungen oder eine feste Tagesordnung …«
Er wusste, dass dies nicht der Zeitpunkt war, sich zu streiten. Nicht jetzt –
Das Licht leuchtete in der Dunkelheit, leuchtete über Terry Winters:
Ausgang
. Er sah auf die Uhr.
Tick-tack
. »Zeit, meine Herren«, verkündete er.
Der Fette Mann und seine sieben fetten Freunde, der Präsident und seine letzten dünnen Kumpel, alle legten sie den Entwurf beiseite und sahen Terry an –
Alle nickten –
Terry schaltete den Fernseher in der Zimmerecke ein –
TV Eye
.
»Es muss eine ganze Reihe von verlustbringenden Zechen geschlossen werden«, verkündete die Lady. »Wir sollten nicht über die Definition streiten. Wir wollen es nur schriftlich – geradeheraus. Offen und ehrlich …«
Der Präsident stand auf, ging langsam zum Fernseher und schaltete ihn aus. Dann nahm er Terry den Zwölf-Punkte-Entwurf aus der Hand und zerriss ihn in tausend Stücke. Er ließ sie zu Boden rieseln –
Die Lichter waren endgültig ausgegangen.
»Nichts als den totalen Sieg«, ruft der Jude hinten im Mercedes –
Der Jude ist gebeten worden, sich dieses Wochenende in Chequers zu melden.
Tout de suite
. Um über seine Gewerkschaft innerhalb der Gewerkschaft zu berichten, über die Gedankenspiele und das Endspiel –
Allerdings hat es harsche Worte zwischen dem Vorsitzenden und dem Minister gegeben –
Einer beschuldigte den anderen und umgekehrt. Unterschiedliche Zielsetzungen, Ansätze, Spielchen.
Der Jude hat seine eigene Zielsetzung, sein eigenes Spiel, das er gewinnen will –
»Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt würden eine Niederlage für das NCB und für die Nation darstellen. Sie würden unweigerlich zu weiteren Zugeständnissen führen, ganz gleich, in welche Worte man sie kleidete. Die Zeit für Verhandlungen ist vorbei. Der Präsident der NUM muss einsehen, und zwar vor Beginn aller Gespräche und in schriftlicher Form, dass das NCB das Recht hat, den Bergbau zu managen und Zechen zu schließen. Keine Zweideutigkeiten. Keine Wortklaubereien. Es gibt allerdings einige unter uns, die fordern, Brücken zu bauen, über die der Präsident dann einen eleganten Rückzieher machen könnte. Diese Forderungen missdeuten die Stimmung im Lande. Der Mann hat die Autorität des Staates infrage gestellt. Er hat damit geprahlt, er würde dieser Regierung antun, was die Bergleute damals der Regierung Heath angetan haben. Dieser Mann hat noch nie da gewesene Gewalt, Einschüchterung, Korruption und Konspiration zu verantworten. Die Nation will diesen Mann am Boden sehen, und sie wird es nicht verzeihen, falls es – ob nun durch Kompromisse oder Pfuscherei – nicht dazu kommt. Jetzt ist nichts anderes mehr akzeptabel als der
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