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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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denn zu besprechen, verdammt? Der Vorsitzende war doch gerade erst in
Weekend World
und hat erklärt, man könnte ja auch die Armee zum Kohlentransport einsetzen. Und zu Jimmy Young meinte er, er habe Besseres zu tun, als seine Zeit damit zu vergeuden, mit uns zu reden. In allen Zeitungen steht was über Tebbitt und Privatisierung. Du verschwendest die Zeit des Präsidenten, Jimmy …«
    »Terry, hör zu. Keine betriebsbedingten Kündigungen, und sie lassen den ursprünglichen Zeitplan fallen. Das ist in jeder Hinsicht ein gewaltiges Zugeständnis, ein Sieg für uns.«
    »Für uns?«
    »Für die ganze Bewegung. Für die NUM und die NACODS. Für den Präsidenten.«
    »Was wollen sie?«
    »Ich habe einen Brief von ihnen, in dem steht genau das, was ich dir gerade sage. Aber sie wollen eine Antwort. Und zwar so schnell wie möglich. Dann reden wir über Zeit und Ort. Aber dazu muss ich mit dem Präsidenten sprechen.«
    Terry trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Schick mir den Brief per Kurier«, sagte er. »Ich sorge dafür, dass der Präsident ihn bekommt …«
    »Er wird dir dafür danken, Terry.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass du bis zum Abend eine Antwort erhältst«, ergänzte Terry. »Persönlich.«
    »Du bist ein Held, Genosse«, sagte der Mann der NACODS. »Ein echter Held, Terry.«
    Terry legte auf, erhob sich und lächelte. Er wusste, der Präsident gab ihm die Schuld für alles –
    Aber nicht mehr lange.
    Karfreitag ist Führergeburtstag. Fünfundneunzigster

    Herzlichen Glückwunsch, Onkel Adolf.
    Zehn Tage voller Schlemmerei und Feierlichkeiten bis zum Finale bei den Freudenfeuern in der Walpurgisnacht

    Die Proben dürften schon begonnen haben
.
    Der Mechaniker fährt über Evesham nach Cirencester, von da nach Stroud und rauf nach Cheltenham. Ins Zentrum. Ins geheime Herz. Das Herz der Finsternis
.
    Cotswolds. Norfolk Broads. Westküste Schottlands

    Das sind die Orte. Die geheimen Orte. Die Orte der Finsternis
.
    Der Mechaniker sucht nach Zeichen. Geheimzeichen. Den Zeichen der Finsternis

    Er findet sie. Er erinnert sich
.
    Das ist der Ort. Der geheime Ort. Der Ort der schwärzesten Finsternis

    Das Anwesen. Das Große Haus

    Die Wewelsburg.
    Er stellt seinen Wagen in sicherer Entfernung ab, lässt die Hunde frei und geht zum Kofferraum. Er nimmt einen Rucksack heraus, legt ihn an, pfeift. Die Hunde kehren zurück. Er füttert sie und sperrt sie im Auto ein. Die Fenster lässt er einen winzigen Spalt weit offen. Dann marschiert er über die Weiden und Bäche

    Er kommt zu den Bäumen und Blättern. Er sitzt im hohen Gras und wartet

    Schläft sie im Dunkeln? Erwacht sie im Hellen?
    Er beobachtet die Rückseite des Anwesens. Streicht mit dem Feldstecher über das Gelände

    Das Festzelt ist aufgebaut, die Leuchtgirlanden funkeln
.
    Es wird Nacht werden. Bald ist es noch dunkler

    Die Generäle im Haus mit ihrem Wagner und Bruckner unter den Porträts von Robert K. Jeffrey und A.K. Chesterton, die betrunkenen Truppen auf dem Gelände, die unter den Hakenkreuz- und Georgskreuzwimpeln ihre Lieder über Nigger und Kanaken grölen

    Nur weil du etwas nicht siehst, heißt das nicht, dass es nicht da ist –
    Und er wird hier irgendwo sein
.
    Der Mechaniker beobachtet und wartet

    Die Musik verstummt. Die Proben beginnen

    Die Türen des Hauses werden geöffnet. Ein Servierwagen wird hinausgeschoben, darauf die Hakenkreuztorte mit fünfundneunzig kalten Kerzen

    Das Geburtstagskind mit einem Messer in der Hand

    Onkel Adolf, gespielt von Julius Schaub alias Martin Peter Cooper.
    Der Mechaniker holt den Wagen und die Hunde
.
    Terry kam nicht mit. Er war ausgelaugt. Christopher und Timothy waren zu schnell für ihn. Sie waren unverbesserlich. Louise fiel aufs Kopfsteinpflaster und fing an zu weinen. Sie sah sich nach ihrem Daddy um. Terry jagte nicht weiter den Jungs und dem Fußball hinterher, sondern ging über den Rasen zurück. Louise zeigte ihm die Schürfwunde am Knie. Terry beugte sich vor und gab ihr einen Heilekuss. Dann hob er Louise hoch und hielt sie fest. Theresa kam mit einem Tablett Limonade aus dem Haus. Sie sah Terry an –
    Sie sagte kein Wort. Nie. Sie lächelte nur –
    Terry sagte ebenfalls nichts. Er traute sich nie. Er lächelte einfach zurück –
    Er zwinkerte seiner Frau zu. Er würde sie alle zum Staunen bringen.
    Letzte Woche gab es eine Ankleideprobe für das große Ereignis, sozusagen den Aperitif zum heutigen Hauptgang.

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