GB84: Roman (German Edition)
Ist doch alles Scheiße. Wir sagen Pete, er soll Barnsley mitteilen, dass wir dagegen sind – Idioten. Aber abgemacht ist abgemacht. Alle sind stinksauer. Tag 47 . Ostersonntag. Ich klopfe mal wieder an die Schlafzimmertür. Wir müssen reden, Liebes, sage ich – Verschwinde – Na komm schon, Cath. Das kann doch so nicht weitergehen – Geh weg. Bitte, Liebes – Geh weg!, schreit sie. Du kannst dich doch nicht den ganzen Tag einschließen. Komm schon – Geh weg,
SIEBTE WOCHE
Montag, 16. April – Sonntag, 22. April 1984
Terry kam nicht mehr mit. Er war erschöpft. Diane war zu viel für ihn. Sie war unersättlich. Er ließ sich rücklings fallen, außer Atem. Alles tat ihm weh. Sie setzte sich auf ihn, bestieg ihn, ritt ihn. Er stöhnte und wimmerte. Sie lächelte, sie lachte. Er rief etwas. Sie schrie. Er kam. Sie lag neben ihm. Er hatte die Augen geschlossen. Sie nahm seinen Schwanz in die Hand. Er schlug die Augen auf. Sie streichelte seinen Schwanz. Er schloss wieder die Augen. »Hast du für den auch ein Codewort, Mister Geschäftsführer?«
Aus London herauszukommen, ist ein Albtraum. Straßensperren an den Anschlussstellen, Hubschrauber am Himmel, Sirenen. Der Jude sitzt hinten im Mercedes und lässt sich über das Autotelefon auf den neuesten Stand bringen. Er bestellt Blumen für die Familie der toten Polizistin. Blumen, um die Stelle zu markieren, an der sie umgebracht wurde, getroffen von einem einzigen Schuss aus dem libyschen Volksbüro am St. James’s Square.
Neil Fontaine dreht am Senderknopf des Radios:
»… stützt sich die Regierung bei der Verfolgung ihrer innenpolitischen Ziele auf die Hilfe des Geheimdienstes, der auf zynische Weise die Definition von Subversion manipuliert und seinen Auftrag dahingehend missbraucht, die Aktivitäten legaler politischer Parteien, der Gewerkschaftsbewegung und anderer fortschrittlicher Organisationen zu untersuchen und zu beeinflussen. Bettaneys Anwalt fuhr fort …«
Neil dreht weiter. Auf dem Motorway gibt er Gas. Der Jude schaut zum Fenster hinaus. Als sie sich Sheffield nähern, wird er wieder ganz aufgeregt und spricht vom Staatswesen, von der Staatsseele –
Sie hat ihm neue Order erteilt –
Neue Order von Thatchers
New Order
–
Neue Order, die er auszuführen und zu erteilen hat.
Neil Fontaine hat seine eigene Order –
Alte Order
–
Terry wusste, dass der Präsident ihm die Schuld dafür geben würde. Die Lage war äußerst gefährlich, und keiner wagte eine Prognose. Die Familien würden sich nicht aushungern lassen. Vielleicht mobilisierte man sogar die Armee zum Kohlentransport –
Größtmöglicher Nutzen für die größtmögliche Anzahl von Menschen
.
Die Lage war äußerst gefährlich; der Präsident gab Terry die Schuld daran, an allem. Terry hatte dem Präsidenten erklärt, er würde sich darum kümmern. Er würde sich um alles kümmern. Und er hatte dem Präsidenten gesagt, sie würden gewinnen –
Und nun hatten sie verloren
.
Terry drückte die Stirn an die Fensterscheibe in seinem Büro und schloss die Augen. Er wusste, dass der Präsident ihm die Schuld gab. Ihm. Ihm –
Für Terry hieß das, zurück an den Schreibtisch
.
Wieder klingelte das Telefon. Es hörte nie auf. South Wales rief mindestens zwei Mal am Tag an und hatte Fragen wegen der einstweiligen Verfügung.
Klick-klick
. Damit waren sie nicht allein. Rechtsfragen. Finanzfragen. Endlose verdammte Fragen –
Das machte ihn wütend
–
Terry hatte getan, was getan werden konnte. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht –
Warum konnten sie das nicht auch?
Terry dachte erst, Clive würde wieder anrufen. Ständig rief Clive Cook an. Er brachte die Codes durcheinander, vergaß sie, ignorierte sie. Clive schrie –
»Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte!«
Terry fand, dass Clive Cook wirklich eine ziemlich schlechte Wahl war.
Er hob ab.
Klick-klick
. »Der Geschäftsführer am Apparat.«
»Terry? Gott sei Dank. Ich bin’s, Jimmy. Ich versuche, den Präsidenten zu erwischen. Keiner sagt mir, wo er ist. Was ist los?«
»Keinerlei Informationen übers Telefon. Neue Anweisung.«
»Verdammt, Terry. Es ist dringend. Siehst du ihn?«
»Das würde ich dir gern sagen, aber …«
»Hör mal zu. Ich bin in London. Wir kommen gerade aus einem Meeting. Das NCB hat uns gerade mitgeteilt, dass es sich mit euch an einen Tisch setzen will. Persönlich. Kein Rumgemache. Ich versuche, einen Termin für nächsten Dienstag zu vereinbaren …«
»Was gibt es
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