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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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in Armeekasernen gesteckt. Das kann uns aber nicht aufhalten. Nicht heute – Keine Abstimmung. Kein Ausverkauf – Es ist an der Zeit festzustellen, wer verdammt noch mal wofür steht. Banner. Plakate. Jacken. Abzeichen –
Sieg den Kumpeln
. Pete und ich springen auf ein paar große Müllcontainer, damit wir sie alle sehen können. Man kann erkennen, ob sie aus Ottey sind oder von anderswo. Dosen und Früchte fliegen umher. Sie packen Ray am Kragen. Sie recken ihm die Fäuste entgegen. Henry zieht ihn fort. Streikbrecher. Scab. Scab. Scab. Rufe und Sirenen. Hubschrauber. Dann sickert es von oben durch – der Vorschlag aus Leicestershire – abzustimmen – ist gegen die Satzung. Konferenz der Sonderdelegierten am kommenden Donnerstag – König Arthur kommt auf die Treppe heraus. Er salutiert vor allen Kumpeln. Die Jungs rasten aus. Sie geben ihm ein Megafon. Ich versteh kein Wort von dem, was er sagt – Immer mit der Ruhe. Ruhe. Ruhe. Keine Sirenen. Nicht heute – Keine Abstimmung. Kein Ausverkauf – Arthurs Rote Garde. Das bin ich. Umso fester hinter dir. Tag 41 . Das ist das erste Mal seit einer Woche, dass wir uns gemeinsam hinsetzen und essen. Weißt du das? Tut mir leid, Schätzchen, sage ich. Wär mir auch lieber, wenn es anders wäre. Es ist nur, na, du weißt schon – Nein, weiß ich nicht, sagt Cath. Ich bin nicht hungrig und lege Messer und Gabel beiseite. Ich weiß nur, dass du in einem Wolkenkuckucksheim lebst, sagt sie. Cath, bitte – Ihr alle zusammen. Allesamt. Hör mal – Glaubst du vielleicht, die Premierministerin gibt nach? Die planen das doch schon seit Jahren, hast du selber gesagt. Seit Jahren, Martin. Wir können es schaffen, erwidere ich. Wie Arthur sagt, wenn wir die gleiche Entschlossenheit zeigen, werden wir – Hör dir doch mal selbst zu, Martin. Arthur? Du bist dem Idioten doch noch nie begegnet. Du hörst dich wie ein verdammter Teenager an, der sich in einen Popstar verknallt hat oder so was. Ich lasse meinen Teller unberührt und stehe auf. Ich gehe zum Sofa und schalte den Fernseher ein – schon wieder Eiskunstlauf, Torvill und der verdammte Dean. Cath baut sich vor dem Sofa auf. Sie schaltet den Fernseher aus. Ich warne dich, sagt sie. Ich werde nicht hier herumsitzen und zuschauen, wie du wieder alles wegwirfst. Ein Mal hat gereicht, vielen Dank. Ich stehe auf und gehe in die Küche. Ich öffne die Hintertür. Ich gehe in den Garten. Ich stehe an der Stelle im Regen, wo der Wintergarten hin sollte. Ich rauche eine.
Wir haben eure Ängste mit unseren Rabenflügeln befeuert
– Ich schlage die Augen auf. Ich höre das Telefon klingeln. Ich gehe hinein und hebe ab.
Klick-klick
. Pete ist dran. Die Haustür knallt zu. Tag 44 . Sheffield – den ganzen Tag. Aber es lohnt sich, verdammt. Resultate. Kommt einem so vor, als würde sich was bewegen. Kommt einem vor wie der Sieg – Einfache Mehrheit. Kein Urnengang – 69 zu 51. Nottinghamshire ist offiziell draußen – offizieller Streikbruch. König Arthur übernimmt selbst die Führung. Packt alle beim Schlafittchen. Kämpfen bis zum Schluss. Bis zum Sieg. Wie schon mal. Zeit zu feiern. Die Lady wird uns nicht die Suppe verhageln. Wir halten in Sheffield auf einen Drink, verpassen den Bus nach Hause. Riesenschlägerei im Pub neben dem Bahnhof. Scabs. Stühle fliegen. Gläser. Die Polizei schreitet ein.
Krk-krk
. Ich verstecke mich unter dem Pool-Tisch wie in einem bescheuerten Film oder so. Dann ein Taxi nach Thurcroft, mit Pete und Big Tom. Wir trinken weiter auf Petes Deckel. Welfare. Hotel. Club. Hotel. Welfare. Club. Ich gehe nach Hause, um den Kopf klar zu bekommen. Cath hat die Schlafzimmertür verriegelt. Meine Sachen liegen im Gästezimmer. Der Reiseprospekt von Thomas Cook – in tausend Fetzen. Sie hat wohl den Urlaub storniert. Ich setze mich auf den Teppichboden, mit dem Rücken zur Wand. Dem Kopf auf den Knien. Morgen ist Karfreitag. Tag 46 . Die Kumpel toben. Scheiß auf den Dreierbund mit den anderen Gewerkschaften. Niemand will, dass die anderen ihre Jobs verlieren – wenn es um uns geht, dann kneifen sie. Die ISTC hat uns angefleht – regelrecht angefleht. Abgemacht war, dass das Hüttenwerk Scunthorpe 15.000 Tonnen die Woche kriegt, um die Schmelzöfen in gutem Zustand zu halten. Die sollten mit der Bahn transportiert werden. Beladen nur von British-Steel-Fahrern. Von Cortonwood, Bullcliffe Wood, Dinnington und von uns aus – um ihnen auszuhelfen – nicht, damit um fünfzig Prozent mehr gearbeitet wird.

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