GB84: Roman (German Edition)

umher. Macht noch mehr Fotos. Notizen. Er holt tief Luft. Riecht –
    Möglichkeiten
.
    Er steigt wieder ein und folgt den Lastern nach Sheffield. Er kommt zu den schwarzen Schornsteinen, den riesigen Öfen. Er hält an, wandert umher –
    Er lauscht und hört, atmet ein und riecht. Er sieht Eisenbahnen. Straßen, Schlackeberge. Aufgelassene Arbeitsstätten –
    Er sieht Land. Platz –
    Weite Flächen.
    Er schließt die Augen, erinnert sich. Er schlägt die Augen auf und sieht Knüppel. Schilde. Pferde. Hunde. Staub. Blut –
    Sieg
.
    Neil hat seine Notizen, Fotos, Pläne. Schlachtpläne –
    Der Jude wird seinen Sieg kriegen –
    Hier
–
    Neil steht in einer Telefonzelle und ruft an –
    Der Jude ist in seiner Suite im Claridge’s.
    »Wie heißt der Ort noch mal?« fragt er.
    Neil Fontaine schaut hinaus auf die Möglichkeiten. »Orgreave«, antwortet er.
    Trainingseinheiten bei Tag. Sie lassen ihn durchs Moor marschieren. Hängen ihm Rucksäcke um. Fesseln ihn mit Handschellen an den Nebenmann. Füllen seine Tage aus. Stimmen aus Warminster und Sandhurst im Regen. Flüstern im Regen. Echos. Trainingseinheiten bei Nacht. Sie verfrachten ihn auf die Ladefläche eines Transporters. Ziehen ihm Säcke über den Kopf. Fesseln ihn an den Nebenmann. Kutschieren ihn durch die Nacht. Stimmen aus Camberley und Latimer in der Dunkelheit
–
    Flüstern in der Dunkelheit
–
    Echos
.
    Die Oberen geben ihm eine Zelle und machen ihn zum Teamleiter. Zwei Diebe und ein Vergewaltiger aus der Rheinarmee. Militärgefängnis. Ein paar Jahre weniger für ein paar böse Einsätze daheim im Mutterland. Straferlass. Begnadigung. Die Türen öffnen sich früher
–
    Flüstern. Echos
–
    Die Oberen geben seinem Team Fotos. Sie lassen sie am Tisch Platz nehmen. Die Oberen gähnen. Das Team glotzt. Die Oberen pulen sich in den Nasen. Seine Männer kratzen sich an den Eiern
.
    Die Oberen geben seinem Team Videos. Sie lassen sie vor der großen Leinwand sitzen. Die Oberen gähnen. Seine Leute schauen zu. Die Oberen kauen ihre Nägel. Seine Leute knacken mit den Fingern
.
    Die Oberen erteilen seinem Team Befehle und öffnen die Türen. Die Oberen gähnen
–
    Sein Team zieht ab. Die Oberen winken
–
    Fort sind der Mechaniker und seine Männer
.
    Dick war noch immer in Schottland. Alle anderen hockten im obersten Stockwerk. Terry Winters ging die Treppe hinauf. Zwei Stufen auf einmal. Er war mal wieder zu spät. Er hängte seine Jacke draußen zu den anderen, klopfte einmal und ging hinein. Er murmelte seine Entschuldigung –
    Die Tweedjacketts und Jeansträger glotzten und murmelten etwas.
    Terry setzte sich auf einen Platz an der Tür.
    Joan stand vorn und sagte: »Achtunddreißig Verhaftungen bei Wivenhoe. Einundzwanzig in Harworth. Bessere Neuigkeiten aus Lancashire. Dort arbeiten nur noch zwei Zechen. Wir schätzen, dass insgesamt hunderteinundzwanzig Zechen stillliegen, neunundvierzig fördern noch. Genosse Präsident …«
    Joan setzte sich.
    Der Präsident stand auf. »Danke, Genossin«, sagte er. »Ich habe zugestimmt, am kommenden Montag bei der 1.-Mai-Demonstration in Mansfield dabei zu sein. Zusätzlich wird es in der Stadt einen Gewerkschaftsfamilientag geben. Die Bezirke und Ortsverbände werden heute noch informiert. Es werden Busse bereitgestellt, um sicherzugehen, dass jede Region vertreten sein wird. Genosse Geschäftsführer …«
    Der Präsident sah zu Terry hinab. Alle sahen Terry an –
    Terry schaute auf seinen Taschenrechner und seine Akten. Er wurde rot. Dann sah er auf und sagte: »Das ist korrekt.«
    Der Präsident wartete und sagte dann: »Und das zuständige Landratsamt, Genosse?«
    Terry nickte und antwortete: »Hat die dazu notwendige Genehmigung erteilt.«
    Der Präsident wartete und fragte dann: »Sonst noch etwas, Genosse?«
    Terry zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und sagte: »Nein.«
    »Danke, Genosse«, sagte der Präsident. »Die letzten Punkte auf der Tagesordnung sind zum einen die Erklärung des Generalsekretärs im Namen des Vize-Präsidenten hinsichtlich örtlicher Übereinkünfte mit der ISTC und den Transportgewerkschaften. Zweifellos ist euch allen klar, dass die British Steel Corporation den Einsatz von streikbrecherischen Transportfirmen erhöht hat, um die Aufstockung und Erhaltung der Kohlelager in den Anlagen sicherzustellen. Der Generalsekretär wird zum anderen auch noch eine kurze Erklärung hinsichtlich der Kohlelager an den Stätten der Zentralen Energieversorgung abgeben.