GB84: Roman (German Edition)
zwei Finger in die Höhe
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Der Jude hat dem Vorsitzenden des National Coal Board eine Liste gegeben. Der Vorsitzende ist mit der Anfrage zum Innenminister gegangen. Der wiederum gab die Liste dem Vorsitzenden zurück, und der gab sie dem Juden. Der Jude hat Neil Fontaine die Liste gegeben –
Neil mag Listen, er hebt sie auf, er liebt sie:
Listen mit Anwaltsnamen. Anwälte, die eventuell Bergleute vertreten. Bergleute, die eventuell nützlich sein könnten –
Neil parkt auf der Hauptstraße in Ripley. Er hält Fred Wallace die Tür auf. Fred steigt mit einem Arm voller Bücher und Unterlagen aus. Beide betreten die Kanzlei Reid & Taylor. Sie haben eine Verabredung mit Dominic Reid. Fred Wallace ist nervös. Er ist sich nicht sicher, ob er das Richtige tut –
Im Grunde seines Herzens
.
Auch Neil macht sich Sorgen. Er ist sich nicht sicher, ob das die richtigen Männer für diesen Job sind.
Dominic Reid kommt aus einem Büro und heißt sie willkommen. Er streckt ihnen die Hand entgegen. Er ist jung und schwitzt. Neil schaut noch mal auf seiner Liste nach. Sie gehen ins Büro und setzen sich.
»Mr. Reid«, beginnt Neil, »das ist Fred Wallace. Er ist Bergmann und arbeitet in der Zeche Pye Hill. Zumindest würde er das gern tun. Wie Sie sicher mitbekommen haben, haben Fred und die Mehrheit seiner Kollegen in Nottinghamshire dagegen gestimmt, die Bergleute in Yorkshire mit einem Streik zu unterstützen. Nun haben aber die führenden Köpfe der NUM-Regionalvertretung Nottinghamshire gegen den Willen ihrer Mitglieder gehandelt und erklärt, die Region werde offiziell bestreikt. Sie haben ihre Mitglieder angewiesen, keine Streiklinie zu übertreten. Fred hat dazu nur eine einzige Frage an Sie«, sagt Neil. »Stimmt doch, Fred?«
Fred Wallace nickt. Er fragt den jungen Anwalt: »Ist das genau besehen legal?«
MARTIN
Himmel. Klippen. Meer – Nie wieder nach Hause gehen. Nie wieder. Tag 56 . Zurück in der Wirklichkeit. Pete hat angerufen, als Cath beim Einkaufen war – Ich kann nicht zu Hause hocken und mich im Garten verstecken. Das weiß er. Er weiß, dass ich es wirklich versucht habe. Sogar die Arbeitslosen-Hotline hab ich angerufen. Und zu Cath gemeint, mal sehen, was die zu sagen haben. Aber das kann ich nicht machen. Ich traue mich nicht, ihr zu sagen, dass ich wieder auf Tour gehe – Arthur’s Army. Das bricht ihr nur wieder das Herz – aber wenn ich hier bin, will ich dort sein. Und wenn ich dort bin, will ich hier sein – Scheiße. Aber ich weiß, wo ich heute bin – Das musste ja schlimm werden. Die Nottingham-Region trifft sich in Mansfield. Das NCB hat allen Streikbrechern einen Tag freigegeben – Voller Lohn und Busse, um sicherzugehen, dass sie auch auftauchen und Chadburn und Richardson versichern, dass sie weiter streikbrechen wollen. Wichser. Sheffield will nichts davon wissen. Die Kumpel sollen hin und die Scabs dorthin zurückschicken, wo sie hergekommen sind. So der Plan. Alle wissen davon. Presse. Fernsehen – Polizei. Wir kommen nur bis Pleasley. Weiter kommt heute keiner. Tausende Kumpel stehen herum. Überall Polizei. Zu Fuß. In Streifenwagen. Einsatzwagen. Bussen. Hubschraubern. Die haben sogar ein Flugzeug da oben kreisen. Einfach alles haben die. Und sie lassen es jeden wissen, dass sie da sind. Jeden, der es bis nach Mansfield rein versucht. Ein paar Kumpel sind die alte Eisenbahnstrecke entlanggegangen. Die Polizei hat die Hunde auf sie gehetzt. Die Kumpel haben Steine geworfen. Die Polizei hat ihnen ordentlich was über die Rübe gezogen. Wir anderen stehen rum – Die Gewerkschaftsoberen diskutieren mit dem Inspector. Reine Zeitverschwendung, wie immer. Die haben ihre Befehle. Keine Kumpel in Mansfield – Nur Streikbrecher. Verräter mit Adolf-Scargill-Plakaten, die singen, ›Und morgen gehen wir arbeiten‹. MacGregors Leute in NCB-Bussen, mit dreißig Silberlingen in ihren scheißtiefen Taschen. Sind auch noch stolz auf sich – Abschaum. Tag 57 . Irgendwas ist passiert. Eine große Veränderung. Alles wird schneller, entspannter. Wieder ins beschissene Creswell. Die Streikbrecher marschieren einfach hinein. Rotzfrech. Kein Schamgefühl. Es gibt Gedränge – Hart. Blut. Knöchel. Die Polizei greift uns an. Hart. Blut. Leder. Stiefel von allen Seiten. Männer rennen auseinander. Außer Atem. Hierhin und dorthin. Ich folge Pete über einen Zaun. Durch eine Hecke. Auf das Kricketfeld. Die Polizei hinter uns her. Über das Feld. Ein paar Kumpel verstecken sich im
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