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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Der setzt sich die Sonnenbrille wieder auf und geht nach unten aufs Klo.
    »Das vierte Mal heute«, bemerkt der Mann von der
Mail
.
    Der Jude wendet sich an ihn. »Gut gemacht, Mark«, sagt er.
    Mark von der
Mail
lacht. »War mir ein Vergnügen. Also, wegen des …«
    Der Jude hebt eine Hand. »Neil wird sich um die Einzelheiten kümmern.«
    Neil reicht Mark von der
Mail
ein Stück Papier und einen Stift.
    Mark schaut auf das Papier, dann blickt er zu Neil auf.
    »Name, Zweigstelle, Kontonummer, bitte«, erklärt Neil.
    Mark nickt und schreibt schnell alles auf. Er reicht Neil den Zettel zurück.
    Carl Baker kommt wieder nach oben. Er setzt sich hin und nimmt die Sonnenbrille ab.
    »Sie sind wirklich ein Held für mich«, sagt der Jude. »Nicht nur für mich, sondern auch für Tausende verängstigter Bergleute, die arbeiten wollen, aber viel zu eingeschüchtert sind, um ihre Familie und ihr Haus zu verlassen. Und Sie werden ein Held sein für all die Millionen einfacher Menschen im ganzen Land, die die Schlägertruppen und Schwarzhemden satthaben, die Sozialisten und Skinheads. Haben Sie jemals
Die Faust im Nacken
mit Marlon Brando gesehen?«
    Carl Baker schüttelt den Kopf. »Ich glaub nicht …«
    »Schauen Sie ihn sich an«, sagt der Jude streng. »Das sind Sie.«
    Carl Baker blickt den Juden ganz verwirrt an.
    Der Jude zückt sein Scheckbuch. »Wie viel brauchen Sie, Carl?« fragt der Jude.
    Carl Baker schaut Mark von der
Mail
an. »Er kennt meinen Namen …«
    »Und schon bald wird ihn jeder kennen«, meint der Jude und zwinkert.
    Carl setzt die Sonnenbrille wieder auf und greift sich an den Magen.
    »Die Leute können es kaum noch erwarten, einen Namen wie den Ihren zu erfahren, Carl«, erklärt der Jude.
    Frühstück auf der anderen Straßenseite vom County Hotel. Heute gab es nur einen Tisch. Terry sollte später zum Gericht gehen, die Troika zu weiteren Gesprächen ins Rubens Hotel. Dick und Paul spielten mit ihrem Essen herum. Sie sollten in einer Stunde im Rubens sein. Die Gespräche sollten mit Selbstvertrauen geführt werden. Der Dockarbeiterstreik stand. In der Fleet Street und Downing Street herrschte offenkundig Panik. Die Zahl der Männer, die zur Arbeit zurückkehrten, stieg nicht. Das sollte der Gewerkschaft Selbstvertrauen bringen, tat es aber nicht. Die Freunde, die Terry Winters im Hobart House hatte (und davon gab es nicht wenige), diese Freunde von der anderen Seite deuteten zwar an, dass das NCB das Zechenschließungsprogramm vom 6. März zurückziehen würde – aber nicht ohne Gegenleistung.
    Die Gewerkschaft hatte allerdings nichts anzubieten, wollte sich aber auch nichts mehr gefallen lassen, das war klar. Kristallklar. Ihnen waren die Hände gebunden. Dick und Paul standen auf, Terry bezahlte.
    Die beiden waren schon fort, als Terry aus dem Café kam. Er winkte sich ein Taxi heran, stieg ein und bat den Fahrer, ihn zum Gericht zu bringen. Der Fahrer grinste und fuhr ihn zum High Court.
    Terry setzte sich auf die Zuschauergalerie und hörte sich an, wie Sir Robert Megarry die neue Disziplinarregel 51 für ungesetzlich erklärte, für null und nichtig. Terry verließ das Gerichtsgebäude und aß in einem Pub auf der anderen Straßenseite eine kalte Platte. Dann kaufte er sich den
Evening Standard

    Keine Neuigkeiten, die Gespräche dauerten noch an –
    Dreizehn Stunden lang redeten sie. Hin und her, hin und her. Hin und her, dreizehn Stunden lang. Dreizehn Stunden. Hin und her. Hin und her, dreizehn Stunden lang –
    Terry in der Bar. Terry auf dem Klo. Terry am Telefon. Terry auf den Knien –
    Hin und her. Dann waren die Gespräche beendet.
    Gegen Mitternacht kehrten sie ins County Hotel zurück. Presse und Fernsehen versuchten, ihnen ins Hotel zu folgen. Man schlug ihnen die Türen vor der Nase zu. Die Troika legte ihre Jacketts ab. Die drei ließen sich in die Sessel fallen –
    Stille.
    Paul ging aufs Klo. Joan bestellte beim Zimmerservice Tee und Sandwiches –
    »Scheiß auf Tee«, brüllte Dick. »Ich habe genug verfluchten Tee für das ganze nächste Jahr getrunken. Ich will einen ordentlichen Drink, verdammt noch mal.«
    Der Präsident hatte den Kopf nach hinten sinken lassen und die Augen geschlossen –
    Es war ein langer Marsch nach Hause

    Eine feuchte Tränenspur zog sich von seinem Auge bis zum Ohr.
    Die Albträume kehren immer wieder. Neil Fontaine träumt von Schädeln, von vielen, vielen Schädeln und Kerzen. Er wacht in ihrem Doppelzimmer im County Hotel auf. Das

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