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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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jedem einzelnen Zimmer auf jeder einzelnen Etage in jedem einzelnen Gebäude, das die Gewerkschaft benutzte

    St. James’s House, Universität, Royal Victoria, Hallam Towers –
    Um sie dann zu nummerieren, zu datieren und zu kopieren, um sie abzuschreiben und zusammenzutragen, zu analysieren, zu interpretieren und zu debattieren

    Tonhöhe, Tonlage und Tonbreite

    Diesen wunderschönen, hässlichen Lärm, diese heidnische Kathedrale des Klangs

    Renoviert und neu gestrichen für Yorkshire, aber in Ulster gezeugt und geboren

    Von Malcolm Gordon Morris, Regierungselfe, Tinkerbell, damals dreißig:
    Mai 1974, Ulster – die Streiks des Ulster Workers’ Council brachten mit ihrer Kombination aus modernen Streikmethoden und vor Ort entwickelten paramilitärischen Einschüchterungen die Provinz zum Stillstand. Das Abhörsystem namens Pusher (Programmierbare Ultra- und Superhochfrequente Rezeption) brachte nicht die notwendigen Informationen, da die Schlüsselfiguren vollkommen zu Recht davon ausgingen, dass ihre Telefone angezapft wurden, und daher auch daheim nur in Codes sprachen. Malcolm Gordon Morris ließ Mikrowellen von den Fensterscheiben ihrer Büros und Wohnhäuser abprallen, um die Glasvibrationen aufzuzeichnen und so die Unterhaltungen drinnen wiedergeben und aufzeichnen zu können –
    All die Klangfarben, in denen Malcolm lebte und sich verlor, verbarg und verletzte. Er nahm den Verband ab, zog die Wattepfropfen aus den Ohren, nahm den Kopfhörer und wechselte die Kanäle

    Hallam Towers Hotel, Zimmer 308 #6 –
    Türen schlugen zu, Betten knarzten, Kopfenden hämmerten gegen bebende Wände

    Malcolm setzte den Kopfhörer auf, schloss die Augen und drehte die Lautstärke höher

    »Ich will dich, Terry. Ich habe dich, Terry …«
    Er lauschte

    »Fick mich, Terry. Fick mich …«
    Malcolm hatte Blut in den Ohren, schmiss den Kopfhörer gegen die Wand und schrie

    »Ich hasse dich, Diane! Ich hasse dich!«
    Neil Fontaine sitzt vor Sonnenaufgang im Mercedes auf dem Parkplatz des Rastplatzes Woolley Edge. Er soll beobachten und warten –
    Das tut er.
    Er sitzt vor Sonnenaufgang in der Dunkelheit, auf Parkplätzen von Rastplätzen, beobachtet, wartet –
    Er wartet auf –
    Gelegenheiten
.
    Der Toyota Celica trifft um halb acht ein, fünf Minuten später der Sierra –
    Neil beobachtet –
    Don Colby und sein bester Kumpel Derek Williams steigen aus dem nagelneuen Celica. Sie gehen zu dem Sierra hinüber. Sie tragen tief sitzende Hüte und Sonnenbrillen. Sie haben eine Einkaufsliste dabei. Don steigt ein, Derek wartet am Kofferraum. Er ist nervös, angespannt.
    Die Uhr am Armaturenbrett des Mercedes tickt. Neil wartet –
    Don Colby steigt wieder aus dem Sierra. Er hat einen Stapel Akten in den Armen.
    Der Sierra setzt zurück und fährt mit Vollgas davon.
    Don Colby und sein bester Kumpel Derek Williams steigen in ihren Wagen. Fünf Minuten später verlässt auch der Celica den Rastplatz Woolley Edge.
    Mit Vollgas
.
    Neil steigt aus. Er geht über den Parkplatz zum Telefon und führt zwei Telefonate –
    Der ersten Stimme sagt er: »Die Geschenke wurden wie geplant übergeben.«
    Dem Juden sagt er: »Diesmal stimmt es wirklich.«
    Jerry Witherspoon saß am Tisch und rauchte eine Zigarre. Heute wartete er, nicht Roger
.
    Malcolm Morris setzte sich
.
    Jerry lächelte. »Und wie geht es uns heute, Malcolm?« fragte er
.
    »Ich habe die Bänder nicht«, antwortete Malcolm, »falls es darum gehen sollte.«
    Jerry drückte die Zigarre aus, beugte sich vor und lächelte. »Das wissen wir.«
    »Gut«, meinte Malcolm. »Nur, dass das schon mal geklärt ist.«
    Wieder lächelte Jerry. »Roger und ich würden uns gern deine Augen und Ohren leihen.«
    »Tut mir leid, der Preis ist gestiegen.«
    »Was immer du für fair erachtest, Malcolm. Sind ja deine Augen und Ohren.«
    »Wer?«
    Jerry hob seine Serviette hoch und schob einen Umschlag über den Tisch. »Er.«
    Malcolm öffnete den Umschlag und starrte auf das Foto

    Dann sah er Jerry Witherspoon an
.
    Jerry nickte. »Die Liebe lässt einen immer im Stich, Malcolm. Immer.«

PETER
    Nirgendwo sonst. Nicht am Hobart House. Nicht am St James’s House. Nicht in Shirebrook – Hier und nur hier. Hier waren die Kamerateams. Hier waren die Aggressionen. Hier war der Streik.
Hier
– South Nottinghamshire. Endlich Massenstreiks. Kumpel auf beiden Straßenseiten.
Hier
– Ich stand mit Keith im Hintergrund, als sich alles wendete. Dann waren

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