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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Geschmack gebracht, fügte Tom hinzu. Der Ausschuss nickte. Die rosten sonst nur ein, sagte Tom – Ein paar von meinen Jungs sagen, sie kommen nur, wenn es eine Massendemonstration wird, sagte ich. David Rainer nickte. In Barnsley hört man dasselbe – Wie viele ziehen an einem normalen Tag raus, David, fragte Johnny. David sah in seinen Notizen nach. Er schüttelte den Kopf. Weniger als viertausend – Und wie viele schaffen es bis zum Zielort, fragte Derek. David seufzte. An einem guten Tag die Hälfte – Und bei einer Massendemonstration? Wie viele kommen da, wollte Johnny wissen. In Orgreave waren es zehntausend, locker, antwortete David – ohne die Polizeispitzel, ergänzte ich. Alle nickten. Also gibt es weitere Massenkundgebungen, erklärte Johnny – Babbington, Creswell, die Art von Zechen, sagte Tom. Das wird die Jungs freuen, sagte Derek. Sind schon ganz heiß darauf – Babbington . Da sollte der Massenprotest stattfinden –

EINUNDZWANZIGSTE WOCHE
    Montag, 23. Juli – Sonntag, 29. Juli 1984
    Der Wind ließ hier oben die Kabel knarzen. Das Geplapper wurde verzerrt, die Unterhaltungen verloren sich, die Stimmen blieben körperlos. Die Wachen schreckten die Gespenster auf

    Diane steckte sich eine Zigarette in den Mund und hielt ein Feuerzeug daran
.
    Malcolm Morris wartete
.
    Sie atmete mit geschlossenen Augen ein und mit geöffneten Augen wieder aus
.
    Malcolm wartete. In Menwith Hill
.
    »Das darf nicht wieder vorkommen, Malcolm«, sagte sie
.
    Malcolm nickte
.
    Sie drückte die Zigarette aus, legte ihm eine Hand aufs Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Stirn
.
    Malcolm Morris schloss die Augen, bis sie fast verschwunden war. Ihr Duft blieb noch länger

    Die Freie Welt.
    Keiner wusste mehr weiter. Der Dockarbeiterstreik war zusammengebrochen. Die Verhandlungen mit dem NCB waren ausgesetzt worden. Mrs. Thatcher und ihr Kabinett waren wieder zum Angriff übergegangen. Die Bergleute galten nun als der Feind im Inneren des Landes und der Präsident als General Galtieri aus Yorkshire.
    Es herrscht Krieg, erklärte die
Times
.
    Terry presste erschöpft den Kopf gegen die Fensterscheibe in seinem Büro. Er und Theresa hatten gestern die Kinder nach Bath gebracht und waren zum Mittagessen bei seinen Schwiegereltern geblieben. Sie hatten sich dann von den Kindern verabschiedet und waren nach Sheffield zurückgefahren. Den ganzen Weg über hatte er das Radio laufen lassen. Er hatte Theresa zu Hause abgesetzt und war in die Arbeit gefahren. Seitdem hatte er seine Frau nicht mehr gesehen. Letzte Nacht hatte er unten im Haus geschlafen. Als er aufgestanden war, war Theresa schon unterwegs gewesen –
    Zur Konferenz »Frauen gegen Zechenschließungen«
.
    Er schlug die Augen auf und sah hinaus in den hellblauen Himmel über Sheffield.
    Immer hell, niemals dunkel
.
    Er drehte sich zu seinem Schreibtisch um, sah den Aktenberg an.
    Das Telefon klingelte.
    Terry hob ab.
Klick-klick
. »Geschäftsführung.«
    »Hallo Geschäftsführer«, sagte sie. »Rate mal, wer da ist.«
    Terry schluckte. »Woher weißt du, dass ich hier bin?«
    »Wo denn sonst?« sagte sie lachend. »Bei deiner Frau?«
    Terry setzte sich und stand wieder auf. »Ich hab dir doch gesagt, es ist vorbei.«
    »Ist es nicht«, flüsterte sie. »Wir haben noch nicht mal angefangen.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte Terry.
    »Dienstag ist unser Jahrestag.«
    Terry schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.«
    »Wie ich hier so saß und mir die Haare bürstete, dachte ich gerade an die erste Nacht …«
    Terry machte den Mund auf. Dann musste er schlucken.
    »Ich habe die Bürste noch immer in der Hand, Terry. Ich denke noch immer an dich …«
    Terrys Mund –
    »Ich will dich …«
    Terry –
    »Zwing mich nicht dazu, wieder den Stiel zu benutzen, Terry. Bitte nicht …«
    Terry setzte sich vor das Porträt des Präsidenten –
    »Bitte nicht …«
    Die Wände drehten sich. Der Stuhl fiel um

    »Bitte …«
    »Wo bist du?« fragte Terry.
    Zurück zur Basis. Zurück nach Sheffield. Noch mehr löslichen Kaffee. Noch mehr zollfreie Zigaretten. Wieder auf reihenweise sich drehende Spulen starren, auf die Klebstreifen, die sich mit den Spulen drehen, auf die Namen und Orte auf diesen Klebstreifen

    10F Konf #1-4
    10F Herren
    9F Damen
    8F Pressebüro #1-4
    8F Pressebüro O/L #1-4
    7F Büro #1-2
    Namen und Orte, Kassetten und Spulen, die alles aufzeichnen

    Jede einzelne Resonanz und jeden Nachhall jedes einzelnen Geräuschs in

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