Gears of War - Aspho Fields
haben zwei Optionen – Gegenangriff oder den Sektor räumen.«
»Und was empfehlen Sie?«
Es war eine militärische Option, aber Hoffman konnte weder die Rettung des Gebietes noch der dortigen Lebensmittelvorräte garantieren. Sie hatten jahrelang Erfahrung darin gesammelt, die Bevölkerung zu evakuieren und in gesicherte Bereiche zu versetzen, während die Locust-Horden überall in Tyrus vorrückten.
»Das Gebiet räumen, Herr Vorsitzender. Bei dem Tempo, in dem sie vorrücken, bleiben uns drei Tage, um die Produktion herunterzufahren und alles abzutransportieren. Es gibt nicht viele Leute zu verlagern, aber dafür haufenweise Ausrüstung und Vorräte.«
Es hörte sich an, als würde Prescott leise rechnen. »Das bedeutet, wir müssen Männer für den Schwertransport hinschicken.«
»Wir werden einen Konvoi mit Geleitschutz losschicken und zurückbringen. Aber wir müssen schnell handeln.«
»In Ordnung. Ich werde den Notfallschutz unter oberster Priorität darauf ansetzen und die werden sich innerhalb einer Stunde mit den Einzelheiten bei Ihnen melden. Wie viele Gears können Sie entbehren?«
»Nicht so viele, wie mir lieb wäre«, antwortete Hoffman. »Aber je schneller wir das durchziehen, desto schneller kann ich sie wieder ins Gefecht schicken.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden, Colonel«, sagte Prescott und die Verbindung brach ab.
»Okay, Leute.« Hoffman klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. In der Stille hätte man sogar einen Rattenfurz gehört. »Staubt den Notfallplan ab. Ihre kennt eure Aufgaben. Sobald wir wissen, wie viele Fahrzeuge uns zur Verfügung stehen, plant ihr mir eine Route hinein und wieder heraus, dazu Zeitangaben und Infos, wie viele Männer und Gerät wir für die Umverteilung brauchen. Mathieson, halten Sie drei Trupps in Bereitschaft.«
»Sehr wohl, Sir.«
Es klang ausgezeichnet. Manchmal konnte Hoffman neben sich stehen und seiner eigenen Vorstellung zuhören, denn Führung war fast ebenso Sache der Präsentation wie das Soldatentum. Gears – und Zivilisten – brauchten Entscheidungsstärke, wenn die Scheiße dabei war, Kochtemperatur zu erreichen. Nur konnte er sich selbst nicht halb so gut überzeugen wie seine Männer.
Ich habe mir diesen Posten nicht verdient. Ich hab’s nur nicht geschafft, gekillt zu werden.
Verdient oder nicht, er hielt diesen Posten inne und es war sonst niemand in der Nähe, der geeignet gewesen wäre, ihn zu übernehmen. Es war seine Pflicht. Er würde sie erfüllen.
Und er betete, dass er die letzte Chance der Menschheit nicht versauen würde.
KAPITEL 3
Die COG ist keine blutleere Maschine, du Idiot. Sie bedeutet Gesellschaft, gegenseitige Unterstützung, gegenseitige Abhängigkeit. Individualität hört sich vielleicht superedel und nach Freiheit an, aber eigentlich bedeutet es nichts anderes, als auf seine Nachbarn zu scheißen, und wenn du auf deine Nachbarn scheißt – brauchst du nicht zu erwarten, dass sie dir helfen. Regeln halten Menschen zusammen. Entweder zusammenhalten oder sterben.
(PRIVATE DOMINIC SANTIAGO IM GESPRÄCH MIT EINEM GESTRANDETEN, IN DEM ER IHM ERKLÄRT, WESHALB ER AUFHÖREN SOLLTE, DARÜBER ZU JAMMERN, DASS ER IM ZUGE DER »OPERATION LIFEBOAT« EINGEZOGEN WIRD)
SECHSUNDZWANZIG JAHRE ZUVOR, OLAFSSON-MITTELSCHULE, EPHYRA, 12 V. A.
Er war das Kind reicher Eltern, er war anders und er war neu.
Carlos Santiago hatte wirklich richtiges Mitleid mit Marcus Fenix. Ohne sich umzusehen, suchte er Zuflucht hinter einem der Schultische, so als könne er unbemerkt bleiben, wenn er nur niemandem in die Augen sah. Er sah nicht reich aus – keine schicken Klamotten, nur eine Schuluniform wie alle anderen sie auch trugen –, aber alle wussten, wer sein Vater war und wo er wohnte.
Außerdem war er groß und dürr, dazu blass, und er hatte gespenstisch hellblaue Augen, die überhaupt nicht zu seinen schwarzen Haaren passten. Er hätte sich ebenso gut eine Zielscheibe an den Rücken heften können.
Ihr Mathelehrer, Major Füller, war genauso altmodisch wie das Schulgebäude und unterrichtete, als wäre er noch bei der Armee. Er hatte sogar einen dieser Stöcke mit Messingspitze wie die Sergeants, die die Gears für Paraden drillten. Jeder Mann aus der Familie Santiago hatte in der Armee gedient, daher wusste Carlos alles darüber. Aber die Armee war sowieso überall. Sie war ein Teil des Lebens selbst, ganz besonders in der Schule. Hier, so
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