Gears of War - Aspho Fields
sagte Carlos’ Vater, würde der Ethos des Militärs einen Mann aus einem machen. Carlos musste zur Welt aufschauen.
»Stell dich vor, Junge«, sagte Füller.
Marcus stand hinter seinem Tisch auf, sah sich aber nicht um. »Marcus Fenix, Sir.«
»Alter, Eltern, Geschwister?«
»Ich bin zehn Jahre alt. Meine Eltern sind Professor Adam Fenix und Doktor Elain Fenix. Ich bin ein Einzelkind.«
Oh Mann, Fenix war so was von tot. Carlos Herz wurde noch einen Tick schwerer. Marcus redete nicht einmal wie der Rest von ihnen. Er hatte einen vornehmen Akzent. Sie würden ihn ordentlich einseifen.
Füller sah aus, als würde er darauf warten, dass Marcus noch etwas sagte, aber nach längerem angespanntem Schweigen gab er es auf. »Klasse, ihr werdet ihm das Gefühl geben, Teil des Teams zu sein«, sagte er in seiner Majorsstimme. »Und ihr werdet ihn höflich behandeln. Ihr werdet euch nicht wie Straßenrüpel aufführen. Ihr werdet euch wie ordentliche Bürger benehmen. Haben wir uns verstanden?«
Ein gelangweilt murmelnder Chor antwortete: »Ja, Major Füller.«
Joshua Curzon hob die Hand. »Sir, warum ist er hier, wo er doch reich ist?«
»Glaubst du, dass hier ist eine arme Schule?«
»Na ja, wir sind alle arm …«
Füller knallte seinen Stock mit dem Krachen eines Gewehrschusses auf sein Pult. »Fenix ist hier, weil die Gesellschaft darauf aufbaut, dass alle am gleichen Strang ziehen und sich nicht in einzelne Gruppen aufspalten. Einigkeit. Denn niemand kann allein existieren. Auch kein Land. Deswegen gibt es die Koalition Ordentlicher Regierungen.« Füller wiederholte diese Ansprache so oft, dass Carlos sie auswendig konnte, und vielleicht war gerade das der Grund dafür. Wenn er aufhörte, darüber nachzudenken, ergab es absolut Sinn. »Wenn ihr euch um euren Nachbarn kümmert, wird er sich auch um euch kümmern. Vorangegangene Generationen haben euch eine reiche Welt hinterlassen, also werdet ihr denen, die nach euch kommen, auch eine reiche Welt hinterlassen. Wer immer nur am Rand steht und nur an sein eigenes Wohl denkt, wird sich nie einen Mann nennen können.«
Jep, auch das machte Sinn.
Aber Carlos wusste das alles schon, daher interessierte es ihn viel mehr, wie viel Sachen Marcus so hatte und wie groß sein Zimmer war. Wahrscheinlich hatte er den ganzen Flügel einer Villa nur für sich. Das Anwesen der Fenix’ war riesig. Einmal war Carlos zusammen mit Dom um das gesamte Grundstück herumgerannt und dabei hatte er sich überlegt, ob er über die Mauer klettern sollte, um nachzusehen, wie der Garten aussah. Aber er hatte sich das nie getraut. Wenn er Dom in Schwierigkeiten gebracht hätte, wäre seine Mom ausgenippt. Eigentlich sollte er auf seinen kleinen Bruder aufpassen und ein gutes Beispiel abgeben.
Das Anwesen sah sowieso wie ein Gefängnis aus.
»Schlagt eure Bücher auf«, sagte Füller. »Curzon, da du ja so an finanzieller Statistik interessiert bist, wirst du uns bestimmt sagen können, was du gestern darüber gelernt hast, einen Durchschnitt zu errechnen …«
Carlos zählte die Stunden bis zur Mittagspause und sah dabei dem Flug der Staubpartikel zu, die in den Lichtstrahlen der Sonne kreisten, die durch die hohen Fenster in den holzgetäfelten Wänden hinunterschien. Der Raum roch nach Beständigkeit und Bohnerwachs. Das Gebäude war mehrere hundert Jahre alt und es würde noch weitere Jahrhunderte bestehen, Krieg hin oder her. Sein Großvater konnte sich noch an den Beginn der Pendelkriege erinnern, aber Carlos nicht. Alles in allem erschien der Krieg nur halb so wild, wie alle immer behaupteten. Das Leben ging weiter.
Außerdem fand der wahre Krieg hier an der Olafsson-Mittelschule statt. Beim Mittagessen behielt Carlos Marcus genau im Auge, nur für den Fall. Niemand hatte sich an dem langen Tisch im Speisesaal neben ihn gesetzt. Sie beobachteten ihn alle nur. Er sagte kein einziges Wort. Schließlich hielt Carlos es nicht mehr aus, nahm sein Tablett und setzte sich neben ihn.
»Ich bin Carlos Santiago«, sagte er. »Was ist hinter der Mauer um euer Haus? Die Mauer an der Allfathers Avenue.«
»Obstgarten«, antwortete Marcus, ohne ihn anzusehen.
»Cool.« Carlos nickte anerkennend. »Wo bist du bisher zur Schule gegangen?«
»Privatlehrer.«
Das erklärte einiges. »Ist gar nicht so schlecht hier. Hey, ich hab deinen Vater mal in den Nachrichten gesehen. Der ist berühmt. Ein Wissenschaftler.«
Marcus drehte sich zu Carlos und sah ihn an. »Er sagt immer, er wäre
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