Gears of War - Aspho Fields
Ingenieur und meine Mutter wäre die Wissenschaftlerin. Er war einmal ein Gear.«
»Mein Dad war auch ein Gear. Und mein Großvater auch. Und meine Onkels und Tante Rosa. Ich werd auch mal einer.« »Das hast du schon entschieden?« »Ist voll cool. Wie in einer Familie, ehrlich.« Marcus schien eine Weile darüber nachzudenken. COG-Offiziere wie sein Vater – der konnte nur ein Offizier und kein gewöhnlicher Gear sein – sahen das vielleicht anders.
Carlos blieb das ganze Mittagessen über bei Marcus. Er wollte den anderen nicht die Chance lassen, ihn zu schikanieren. Das passierte noch, aber so oder so wäre es schnell wieder vorbei. Carlos hatte das Gefühl, Marcus habe eine härtere Zeit vor sich als jeder andere. Er war nicht sonderlich gesprächig. Carlos fragte sich, ob Marcus ihn einfach nicht mochte, aber es schien eher, als würde er nur nicht wissen, was er tun oder sagen sollte.
Als alle der Reihe nach ins Hauptgebäude gingen, versperrten Joshua Curzon und sein Bruder Roland – ein Jahr älter – Carlos den Weg. »Der glaubt also, er war was Besseres als wir …« Damit hätte er Carlos, Marcus oder beide meinen können. Carlos wusste, dass er sich bei einer Prügelei behaupten konnte, also beschloss er, Joshua gleich mal den Kopf zurechtzurücken. Er leistete Marcus vom Fleck weg Schützenhilfe, genau so, wie er es für Dom tat. »Er ist in Ordnung. Lass ihn zufrieden.« »Du schleimst dich doch bloß bei ihm ein, weil er reich ist«, spottete Joshua. »Snob. Du bist ein arschkriechender Snob, Santiago.« »Und du bist ein Vollidiot. Lass ihn in Ruhe.« Damit hatte Carlos ihm den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Joshua nahm die Herausforderung an. »Das nimmst du zurück.«
»Du kannst mich mal.«
»Ach ja?«
»Ja.« Carlos drängelte sich an ihm vorbei, aber damit war die Sache noch nicht vorbei. Das wusste er.
Die letzte Stunde des Nachmittags wurde für gewöhnlich damit zugebracht, Thrashball zu spielen. Carlos nahm an, das läge daran, dass die Lehrkräfte vor Dienstschluss noch eine ruhige Kugel schieben wollten, aber es war auch eine günstige Gelegenheit, um Streitigkeiten zu klären, die sich über den Tag angesammelt hatten. Carlos sorgte dafür, dass Marcus in sein Team kam, damit er nicht darauf warten musste, ausgewählt zu werden. Joshua starrte Carlos mit diesem »Du bist tot«-Blick an.
Es dauerte nicht lange, bis sich Joshua im Strafraum auf den Ball stürzte und Carlos dabei seinen Ellbogen in den Rücken rammte. Carlos wartete, bis die Sichtlinie des Spielleiters kurz unterbrochen war, und trat Joshua mit dem Stiefel gegen den Knöchel, was ihm sogar einen Schrei entlockte.
Das tut weh, was?
»Hör aufzujammern, Curzon.« Der Spielleiter gab das Zeichen zum Weiterspielen. Vielleicht war er der Meinung, das Ganze diene sowieso nur dazu, sie härter zu machen. »Sonst versetze ich euch in die Mädchengruppe.«
Marcus rannte vor, um Carlos zu decken. Er war nicht gerade der sportliche Typ, aber er war groß und konnte einen Pass mit Leichtigkeit abfangen. Er schien jedoch überrascht, den Ball gefangen zu haben, und hielt für eine Sekunde inne. Joshua attackierte ihn mit sehr viel mehr Wucht, als nötig war, und Marcus fiel kopfüber zu Boden. Er sprang wieder auf und sah eher verwirrt als verletzt aus, aber Carlos wollte das nicht durchgehen lassen.
Als sie das Spielfeld verließen und außer Sichtweite des Spielleiters waren, ging Carlos direkt zu Joshua. »Ich hab dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen …«
»Oh, hab ich ja ganz vergessen, du bist ja sein bester Freund.«
»Das ist sein erster Tag. Gib ihm ’ne Chance.«
Damit hätte es eigentlich zu Ende sein sollen, aber das war es natürlich nicht. Marcus setzte sich im Umkleideraum neben Carlos auf die Bank. Sie waren die letzten beiden.
»Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Marcus. »Ich komm schon klar.«
»Aber es ist nicht fair.«
Marcus zuckte mit den Schultern. Es sah nicht so aus, als wolle er aufgeben. Vielmehr schien es ihm einfach egal zu sein. »Ich geh besser nach Hause.«
Carlos verkniff sich den Vorschlag, Marcus nach draußen zu begleiten, damit es nicht so aussah, als würde er ihn wie ein kleines Kind behandeln. Es war schwer zu erklären, weshalb er sich für Marcus verantwortlich fühlte, aber so war es nun mal, und jetzt, wo er den Job übernommen hatte, konnte er ihn nach nur ein paar Stunden nicht wieder aufgeben. Das wäre ihm feige und einfach nur falsch
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