Gears of War - Aspho Fields
bitte mal? Dein Vater will mit dir sprechen. Es ist wichtig.«
Marcus erstarrte. Seine Eltern riefen sonst nie hier an, also war die Sache ernst. Sollte er wegen irgendetwas Ärger bekommen? Nein, Marcus machte nie etwas falsch. Er legte sein Werkzeug hin und ging ins Haus, um den Anruf entgegenzunehmen, und Carlos wollte ihm folgen, aber Mom legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten.
»Sei später für ihn da«, sagte sie leise. »Er wird ziemlich aufgewühlt sein. Ich bleibe bei ihm, bis sein Vater ihn abholt.«
Sie winkte Dad zu sich und sie gingen ins Haus.
»Was ist los?«, wollte Dom wissen.
»Ich weiß nicht.« Carlos ging zur Hintertür, trat aber nicht über die Schwelle. Er versuchte, zu lauschen, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich kann nichts hören. Muss wirklich schlimm sein, ganz egal, was es ist.«
Marcus kam nicht wieder nach draußen. Kurze Zeit später hörte Carlos vor dem Haus einen Wagen vorfahren und dann kamen Mom und Dad wieder in den Hof.
»Es geht um seine Mutter«, erklärte Mom. »Sie wird vermisst. Sein Vater sagt, sie sei nicht wieder von der Arbeit zurückgekommen.«
»Vermisst … etwa entführt?«, fragte Carlos. »Oder ermordet?«
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Menschen verschwinden aus den verschiedensten Gründen, Sohn. Normalerweise tauchen sie wieder auf. Es wird schon alles gut gehen. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, was wir zu Marcus sagen. Er wird eine schwere Zeit haben, bis sie wieder zurück ist.«
Dom folgte Carlos’ Beispiel und sagte nichts. Er dachte zuerst nicht an eine Entführung, sondern dass Marcus’ Mutter es vielleicht so gemacht hätte wie Mrs.. Garcia, die eine Straße weiter gewohnt hatte und die abgehauen war, weil sie ihren Mann nicht mehr leiden konnte. Sie hatte auch ihre Kinder sitzen lassen. Mütter taten so etwas manchmal.
Carlos ließ den Motor Motor sein und ging auf sein Zimmer. Dom gab ihm fünf Minuten und folgte ihm dann.
»Wann werden wir Marcus denn wieder sehen?«
»Ich rufe ihn später mal an«, erwiderte Carlos. Er sah verängstigt aus. »Er muss ja auch zum Unterricht kommen.«
»Was, wenn sie nicht einfach fortgelaufen, sondern tot ist?«
»Dann werden wir uns um ihn kümmern«, antwortete Carlos. »So machen es Freunde. So machen es Brüder.«
Mrs. Fenix tauchte am nächsten Tag nicht wieder auf und auch nicht in der nächsten Woche. Ganz wie es seine Art war, erschien Marcus nach einem Tag Abwesenheit wieder zum Unterricht und verlor kein Wort über die Angelegenheit. Carlos wartete geduldig darauf, dass er etwas sagen würde, und Dom musste ihm versprechen, dass er ihm keine Fragen stellen würde, solange er nicht bereit wäre, darüber zu sprechen.
Nach dem Mittagessen aßen die drei auf den Treppenstufen zum Schulhof und starrten schweigend in die Schulbücher auf ihren Knien.
»Sie kommt nicht zurück«, sagte Marcus plötzlich.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Carlos.
»Dad will mir nicht sagen, wo sie hätte sein sollen.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Dom.
Marcus starrte auf seine Hände. »Du weißt doch, wie es in Filmen läuft. Wenn jemand vermisst wird, dann verfolgt man seine Schritte zurück. Ich wollte wissen, wo sie hätte sein sollen, aber Dad wollte es mir nicht sagen. Und warum nicht? Weil er wissen muss, wo sie hingegangen ist, und glaubt, es würde mich noch mehr beunruhigen, wenn er es mir sagt.« Für Marcus’ Maßstäbe war das eine ziemlich lange Erklärung. »Also ist sie vielleicht einfach abgehauen. Vielleicht war sie wegen irgendetwas verärgert.«
Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass er sich Sorgen machte, das »irgendetwas« könne er sein. Dom sah es ihm an. Marcus’ Beziehung zu seinen Eltern war nicht so unbekümmert wie die der Santiagos, trotzdem kam es Dom seltsam vor, zu glauben, es könnte seine eigene Schuld sein, wenn sie wirklich abgehauen wäre. Dom war schon im Begriff, zu sagen, dass es wahrscheinlich die Schuld seines Vaters war, so wie bei Mrs. Garcia, aber Carlos hielt ihn davon ab, noch bevor er den Mund öffnen konnte.
»Ich glaub nicht, dass sie wirklich abgehauen ist, Marcus«, sagte Carlos. »Sucht die Polizei nach ihr?«
»Dad hat sie als vermisst gemeldet, also müssen sie’s wohl.« Mrs. Fenix blieb verschollen und an Marcus’ vierzehntem Geburtstag, vier Monate später, hatte man sie immer noch nicht gefunden. Marcus sprach nicht mehr von ihr. Dafür verbrachte er sehr viel mehr Zeit mit Dom und Carlos, so als
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