Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
Vom Netzwerk:
das zu tun, was Mataki jetzt tat: Sie ging zu Timiou, stellte sich peinlich dicht hinter ihn und legte ihre Hände fest auf seine, die Rechte auf die Rechte, die Linke auf die Linke.
    »Und … drücken«, sagte sie.
    Knack.
    Sie trat einen Schritt zurück. Timiou starrte auf den Vogel, der zwar tot war, aber immer noch wie wild in seinen Händen flatterte.
    »Mehr Kraft brauchst du nicht«, erklärte sie, »sonst reißt du ihm glatt den verdammten Kopf ab.«
    Danach ging alles viel leichter. Dom untersuchte immer noch sein totes Huhn, um sicherzugehen, dass er keinen Herzschlag mehr spüren konnte, bevor er es zerlegte, als Mataki sich über ihn beugte.
    »Wir betreiben hier keine Erste Hilfe, Santiago«, sagte sie. »Das verdammte Ding wird nicht auf HLW anspringen. Jetzt rupf es, nimm es aus und koch es. Das wird nämlich das Einzige sein, was du heute zu Mittag bekommst.«
    Gut, es war tot.
    Dom briet die sorgfältig zerlegten gedärmfreien Stücke über einem Lagerfeuer in den bewaldeten Außenanlagen und zwang sich, sie zu essen. Allerdings mochte er keine Leber. Mataki schlenderte vorbei, spießte sie mit ihrem Messer auf und aß sie im Weitergehen. Timiou sah ihr nach, als ob er nicht glauben konnte, dass sie existierte.
    »Warum war das so schwer?«, fragte Dom. »Es umzubringen, meine ich.«
    Timiou nagte an einer Keule. »Weil das Huhn nicht der Feind ist und nicht versucht, uns umzubringen. Es ist, als müsste man seinen Haushund erschießen. Ist immer schwerer, etwas Unschuldiges zu töten, ganz egal, was für gute Gründe man dafür hat.«
    Es war nur ein Huhn und Dom kam zu dem Schluss, dass man kein Recht hatte, ein Tier zu essen, wenn man nicht auch den Mumm hatte, es zu töten. Aber das warf Fragen auf, über die er vorher nie nachgedacht hatte – etwas töten, das ihm Ärger machte und etwas töten, das es nicht tat, wo lag da die Grenze? Wozu wäre er wirklich fähig? Das Commando-Training hatte ihn weit über seine vermeintlichen Grenzen hinausgetrieben und ihm die Gewissheit gegeben, dass er absolut alles einstecken, alles überleben und allen Widrigkeiten trotzen konnte. Aber es stellte ihn auch vor die Frage nach den Tiefpunkten, die er vielleicht auszuloten hatte, und ob er mit sich selbst noch leben konnte, wenn er es getan hatte.
    Ich werde die Grenze zwischen Richtig und Falsch erkennen, wenn ich vor ihr stehe. Ich weiß, dass ich sie erkennen werde.
    Dom konzentrierte sich jedoch auf das Erfolgserlebnis. Nachdem Maria wieder schwanger war, glaubte Dom, das Leben könne gar nicht besser oder perfekter auf das zugeschnitten sein, was er sich immer gewünscht hatte, auch wenn ihm diese Wünsche bisher gar nicht bewusst gewesen waren.
    Er liebte es, ein Gear zu sein. Er liebte es mehr, als er es sich hatte vorstellen können. Das überaus reale Risiko, letztlich tot oder verkrüppelt zu enden, driftete irgendwo im Hintergrund, eine statistische Tatsache, die ihm aber nur sehr selten Sorge bereitete.
    Er war auch nicht der Einzige, der seine Berufung in der Uniform fand. Marcus – jetzt Corporal Fenix – hatte sich verändert. Zwar würde er nie der Mittelpunkt der Party sein, aber er war glücklicher und zufriedener, als Dom ihn je erlebt hatte.
    Er war der geborene Gear. Tatsächlich schien er mit dem Armeeleben sogar glücklicher zu sein als Carlos.
    Carlos und Marcus wurden wieder eingesetzt, oben in Sarfuth, wo der Frost einsetzte. Dom las ihre üblichen gemeinsamen Briefe – Marcus schrieb immer die eine Hälfte und Carlos die andere – und Carlos, der sich schon Wochen vorher frustriert angehört hatte, klang noch unzufriedener:
    Dieser Krieg wäre schon längst vorbei, wenn die Bürohengste im Oberkommando auf die Jungs am Boden hören würden. Manchmal glaube ich, die würden eine schriftliche Anfrage von mir verlangen, nur damit ich mal zum Pissen rausgehen kann.
    Darunter hatte Marcus in kleiner, präziser Handschrift einen Kommentar geschrieben:
    Er will IMMER zum Pissen rausgehen. Dabei ist es hier so kalt, dass sogar der Statue von Embry die Eier abfrieren würden.
    Marcus entwickelte einen Sinn für Humor. Dom kam zu dem Schluss, dass Carlos als Commando glücklicher gewesen wäre. Die Regeln waren lockerer. Hier konnte ein Mann ein bisschen über die Stränge schlagen. Dom nahm seinen Stift, drehte das Blatt Papier um und fing an, einen Antwortbrief über die Kunst im Umgang mit Hühnern zu schreiben.
     
    SARFUTH, NORDREGION; VORGESCHOBENE EINSATZBASIS, C-KOMPANIE 26

Weitere Kostenlose Bücher