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Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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RTI
    Es gab kalt und dann gab es noch kalt.
    Carlos hatte sich den Schal über die Nase gezogen und die Hände fest unter die Achselhöhlen geklemmt, während er in der Kabine des APCs saß und den Motor im Leerlauf auf Betriebstemperatur hochfuhr. Wenn die Temperatur noch weiter fiel, würde der Treibstoff glatt im Motor festfrieren. Scheiße, jeder, der verrückt genug war, bei diesem Klima eine Imulsions-Pipeline zu sabotieren, verdiente es beinahe, zu gewinnen.
    Vor der Windschutzscheibe zeichnete sich ein Schatten ab, löste sich aus dem strahlenden orangefarbenen Sonnenuntergang und dann legte sich ein Handschuh auf das Glas, um die Eisschicht herunterzuwischen. Es war Marcus. Und trotz der Minus-Arsch-abfrieren-Temperatur trug er immer noch keinen Helm. Er schwang sich auf den Beifahrersitz.
    Carlos zog seinen Schal etwas hinunter, damit er besser zu hören war. Er mochte Helme genauso wenig, aber wenigstens war er schlau genug, eine Thermokappe zu tragen. »Weißt du eigentlich, wie viel Körpertemperatur man über den Kopf verliert? Bist du verrückt? Willst du dir Frostbeulen holen?«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Zehn Prozent«, sagte er. »Und vielleicht. Und nein.«
    Er trug einfach keinen Helm, es sei denn, es war ein Offizier in der Nähe, der ihm dafür ein Diszi angehängt hätte. Seit ihm der Friseur am ersten Tag den regulären Bürstenschnitt verpasst hatte, war genau eine Richtlinie aus den COC-Uniformvorschriften bei ihm hängen geblieben: Ein Kopftuch war eine zulässige Kopfbedeckung, solange es unifarben schwarz blieb, die Tuchenden eingeschlagen wurden und das Abzeichen mittig angesteckt saß. Jetzt trug er die ganze Zeit eins. Irgendwie betonte es seine kantigen Gesichtszüge und verlieh ihm das Aussehen eines richtig fiesen Scheißkerls. Und das war natürlich gar nicht so verkehrt.
    »Ich konnte grad einen Blick auf die Gefallenenmeldungen vom Hauptquartier werfen«, sagte Marcus. Die Heizung des APCs dröhnte wie ein Hochofen, konnte an der Temperatur aber nicht viel ändern. »Captain Harnes ist auf der Liste.«
    »Scheiße. Was ist passiert?« Harnes hatte mehr Tapferkeitsmedaillen eingesammelt als so manches ganze Regiment. Etwas so Gewöhnliches wie Sterben passte gar nicht zu ihr. Die Neuigkeit verpasste Carlos einen Dämpfer. »Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendetwas gibt, was sie umbringen könnte.«
    »Sie hat einen Angriff auf eine Geschützstellung angeführt. Hat sich ihr nicht schnell genug ergeben.«
    »Wow. Irgendwann hat jede Glückssträhne mal eine Ende.«
    »Wenn man’s drauf anlegt.«
    »Ihr Sohn ist bei der Logistik, oder?«
    Marcus’ Atem stieg in Dunstwolken auf und fror an der Windschutzscheibe fest. »Jep. Im gleichen Alter wie Dom.«
    Dom. Carlos dachte für einen Moment an ihn. Jemanden allein seinem Kummer zu überlassen, wenn man sich eigentlich um ihn kümmern sollte, war ziemlich lausig. Wie Marcus’ Mom. Na toll. Carlos, der diese einseitigen Rate-mal-was-er-denkt-Unterhaltungen mit Marcus schon lange gewohnt war, wurde wieder einmal daran erinnert, dass das, was er nicht aussprach, ebenso bedeutungsvoll war wie das, was er sagte.
    Carlos riss das Ruder herum. Tote Mütter waren kein Thema, über dem Marcus heute brüten sollte. »Naja, unser Glück scheint ganz gut zu halten. Wir machen uns besser auf den Weg, bevor mir die Blase einfriert.«
    »Sie reden schon davon, sie mit dem Embry Star auszuzeichnen«, sagte Marcus und seine Stimme war beinahe ein Flüstern. Es war die höchste Auszeichnung für Tapferkeit und sie wurde nur denen verliehen, die sehenden Auges dem so gut wie sicheren Tod entgegentraten, um das Leben von Kameraden zu retten. In den meisten Fällen wurde sie posthum verliehen. »Wenigstens hat sie den ganzen Satz Lametta abgegriffen.«
    »Genau, dafür bekommst du im Jenseits eine Garnitur Weingläser umsonst.«
    Marcus gab ein kurzes Ha -Geräusch von sich und brachte ein halbes Lächeln zustande, während er das Eis wegwischte, das sich an der Windschutzscheibe bildete. Vielleicht hoffte er, seine Mutter wäre ebenfalls heldenhaft gestorben und nicht einfach abgehauen, um ihn zusammen mit einem Fremden, den er Vater nannte, in gellender Stille zurückzulassen. Er sagte es nie. Nach allem, was Carlos mitbekam, schrieb er einfach nur ein Mal im Monat einen pflichtgetreuen Brief, ohne irgendwelche Fragen oder Schuldzuweisungen, ganz so, als wäre niemals irgendetwas Ungewöhnliches in der Familie Fenix geschehen.
    Der APC

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