Gears of War - Aspho Fields
erklärte Mataki, »Pech gehabt. Essbare Wurzeln und Pilze nehmen wir morgen durch.«
Dom hatte sich den Arsch aufgerissen, um zum Commando-Training zu kommen, sobald er siebzehn war; jünger ging nicht. Er genoss die anstrengende Ausbildung und stellte fest, dass er eine kämpferische Aggression besaß, von der er vorher nichts gewusst hatte. Maria war stolz auf ihn. Carlos und Marcus betrachteten ihn nicht mehr wie den kleinen Bruder, auf den man aufpassen musste. Er war, wie einer der Typen von den South Islands sagte, Stahl, so wie in hart wie.
Und jetzt machte er sich ins Hemd wegen eines kleinen, schwarzen Huhns.
Das runde Dutzend Männer, mit dem er angetreten war, schaute totenstill zu, wie Mataki dem Huhn den Kopf streichelte. Es schien jetzt ziemlich entspannt in ihrem Arm, was Dom noch mehr verstörte. Sie war keine gewöhnliche Ausbilderin. Die Abzeichen auf ihrem Arm wiesen sie als Scharfschützin aus, aber alle sagten, ihre Überlebenstechniken wären der Neid der gesamten Commando-Trainingseinheit. Irgendjemand hatte mal gemeint, sie könnte ein Sechs-Gänge-Festessen aus zwei toten Ratten und einem Büschel Gras zaubern.
»Wie man Vögel und kleine Tiere fangt, zeige ich euch später«, sagte sie. »Das ist der leichte Teil. Für die meisten von euch Stadtjungs ist das der harte Teil. Denn wenn ihr das nicht schafft, könnt ihr eure Überlebenschancen gleich begraben.«
Dom war ein Stadtjunge. Geflügel bekam man in weißen Plastikschalen im Lebensmittelgeschäft und dann war von dem natürlichen Federvieh auch schon nicht mehr viel zu erkennen. Geflügel schaute ihn nicht anklagend aus lebhaften orangefarbenen Augen mit nadelkopfgroßen Pupillen an.
»Ihr seid je alle so still«, stellte Mataki fest. »Kommt schon. Ihr wollt Commandos sein. Ihr könnt einem Typen ein Kampfmesser in die Gurgel rammen. Wo liegt das Problem?«
Als ob sie das nicht wüsste. Sie sah aus, als hätte sie das schon hundertmal gezeigt.
Georg Timiou stand direkt vor Dom und an der Art, mit der er seine Hände hinter dem Rücken ineinander presste, konnte er sehen, wie nervös er war. »Auf den Anwerbeplakaten stand nichts davon, dass wir Hühner erwürgen müssen, Sarge.«
Mataki war nicht annähernd so gestrickt wie Hoffman. Irgendwo hinter diesem Totenkopfemblem versteckte sich Sinn für Humor. Als sie für einen Moment hinunter auf ihre Stiefel blickte, konnte Dom ein kurzes Zucken in ihren Mundwinkeln sehen.
»Wir erwürgen nicht, Private«, sagte sie schließlich. »Wir brechen schnell und human das Genick. Ihr habt bereits trainiert, wie man das bei einem Menschen macht. Hühner kommen einem für gewöhnlich nicht mit einem Messer.«
Stadtjungs. Dom sah die Stofftiere seines Sohnes vor seinem geistigen Auge und fühlte sich äußerst unbehaglich. Aber sie hatte recht; sie alle kamen aus den Infanterie-Rängen und sie alle hatten unter Beschuss gelegen – und zurückgeschossen. Geflügel durfte sie nicht aus der Fassung bringen.
Mataki drehte das Huhn mit dem Kopf nach unten. »In Ordnung, ihr nehmt beide Beine so mit der linken Hand und packt den Kopf zwischen den rechten Zeige- und Mittelfinger. Wenn ihr Linkshänder seid, macht ihr’s natürlich andersrum. Dann mit einer Drehung des Handgelenks nach unten drücken, und zwar so …«
Es war das leise Knack und das Flattern, das Dom an die Nieren ging.
»Ohhh Scheiße …«, stöhnte Timiou.
»Bloß unwillkürliche Reflexe«, erklärte Mataki.
Bei ihr sah es ganz leicht aus. Sie rupfte das tote Huhn, sodass überall schwarze Federn herumflogen, und zog dann ein Jagdmesser, um es zuzubereiten, wobei sie den versammelten Commando-Azubis einbläute, dass es eine ganz schlechte Idee wäre, dabei die Gedärme aufzuschlitzen, und dass natürlich die Federn entsorgt werden mussten, um die eigene Anwesenheit zu verbergen.
»Achtet darauf, dass ihr die Leber findet«, sagte sie und zeigte die vermeintliche Delikatesse herum, die sie auf ihrer Messerspitze aufgespießt hatte. »Jetzt seid ihr dran. Ihr alle.«
Jeder von ihnen bekam ein Huhn. Dom war wie gelähmt.
Ich schaff das. Wie schwer kann es schon sein?
»Schauen wir, dass ihr das hinbekommt, bevor ich euch wieder an Hoffman übergebe«, sagte sie freundlich. »Ich will nicht, dass er irgendeinen von euch verarscht. Bei mir ist noch kein Azubi durchgefallen.«
Sie verstand etwas von Motivation. Hoffman würde keinerlei Zimperlichkeit durchgehen lassen und er würde auch bestimmt nicht die Geduld haben,
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