Gears of War - Aspho Fields
sich tatsächlich eine Drahtschlinge am Boden. Es war durchaus denkbar, dass der Kerl wirklich nur auf der Jagd nach den hiesigen Nagern war, die sich auf der Suche nach Futter durch den Schnee wühlten.
»Es ist eine Drahtschlinge, Pad«, gab er über Funk durch. »Aber das bedeutet nicht, dass es kein Teil für ’nen Sprengsatz ist.«
»Du bist ein Paranoiker nach meinem Geschmack, Alter …«
»Lass uns noch ein Stück weiter in Richtung Stadt aufklären«, schlug Marcus vor. Sein behandschuhter Finger fuhr über die Karte. »Falls der nächste Kollege unterwegs ist, kommen wir vielleicht genau rechtzeitig.«
»Haltet den Kanal offen«, sagte Padrick. »Die letzte Patrouille hat den Funk auf Übertragung gelassen, die blöden Idioten. Wenn wir sie gebraucht hätten, hätte ich ihnen kein Signal geben können.«
»Keine Sorge, heute Nacht kümmern sich die Erwachsenen drum«, sagte Carlos. »Fenix und Santiago.«
»Klar, die Wichser, die keine Helme brauchen, weil sie kein Hirn haben, das man ihnen wegpusten kann.«
»Wir haben dich auch lieb, Pad.«
»Blast sie weg.«
Carlos stellte die Scheinwerfer ab und fuhr in gemächlichem Schneckentempo parallel an der Pipeline entlang. Der APC war für jeden zu hören, aber wenn ein Unvorsichtiger tief genug in seine Bastelei vertieft war, konnte Carlos ihn manchmal immer noch überraschen. Als sie den vermeintlichen Übergangspunkt von Maranday erreichten, war es dunkel und in der kalten klaren Nacht waren die winzigen Lichter der Stadt leicht zu erkennen. Sie lag nur zwei Klicks entfernt. Die Grenze verlief hundert Meter weiter auf der anderen Seite der Pipeline.
Marcus setzte sein Nachtsichtgerät auf. »Pad hat nicht unrecht mit dem Thrashball.«
»Hast du irgend ’ne Wette am laufen?«
»Bin kein Spieler. Besonders nicht, seit die Eagles diesen neuen Typ unter Vertrag haben Cole. Der Cole Train. Ja, so nennen sie ihn.«
»Der ist ’ne Maschine. Dem möchte ich nicht in ’ner dunklen Gasse begegnen. Der reißt dir nur so zum Spaß die Birne runter.«
Das normale Leben ging weiter und dadurch blieb man bei Verstand. Selbst der Krieg konnte langweilig werden, wenn man nicht im Gefecht und nahe dran war, sich in die Hose zu scheißen. Man schwankte zwischen Extremen. Carlos konnte gut nachvollziehen, weshalb manche Kerle den Adrenalin-Kick brauchten, auch wenn sie wussten, dass sie ihre Überlebenschancen runterschraubten, und er dachte daran, wie Marcus seinem Dad gesagt hatte, die Armee sei wahrscheinlich der einzige Ort, an dem er sich lebendig fühlen würde. Es stimmte und es ging nicht nur um billigen Nervenkitzel. Es ging darum, zu wissen, dass man jede Zelle, die Mutter Natur einem geschenkt hatte, bis an die äußerste Grenze trieb.
»Zu Fuß geht’s leichter.« Marcus sprang hinaus und watete im Schatten der Pipeline durch den Schnee. Sie verlief in mehreren Metern Höhe und wurde in regelmäßigen Abständen von Betonpfeilern gestützt. Er zog sich die Kapuze seines wetterfesten Schneetarnanzugs über den Kopf. »Nur damit ich dein Genörgel nicht hören muss.«
Das Gebiet bildete ein weitläufiges seichtes Tal, ein abgeflachter Kessel in der Landschaft, und sie konnten den Blick scheinbar kilometerweit bergab wandern lassen. Carlos zog sein Nachtsichtgerät von der Stirn hinunter und sah sich um. Sie warteten beinahe eine Stunde, in der sie im Kreis oder an der Pipeline auf und ab gingen, um sich warm zu halten.
Dann hielt Carlos wegen irgendetwas den Atem an und lauschte. Er streckte seine Hand aus, um Marcus auf sich aufmerksam zu machen, und gab ihm ein Zeichen. Leise.
»Fahrzeug«, flüsterte Marcus. Das Geräusch war schriller als ein Auto, ein kleinerer Motor. Hier draußen gab es auch keine nennenswerten Wege, zumindest keine außer dem Pfad, auf dem sie sich befanden. »Irgendeine Art Schneemobil.«
Das allein war noch nicht verdächtig. Viele Einheimische besaßen Schneemobile. Sie schauten in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und nach einer Weile sah Carlos einen kleinen wackelnden Lichtpunkt, um den sich ein dunkler Umriss abzeichnete. Je näher er kam, desto deutlicher konnte man eine dick eingemummelte Gestalt auf einem Motorschlitten erkennen. Marcus huschte in die Deckung der Pipeline und Carlos kniete sich hin und schob sich das Nachtsichtgerät wieder auf die Stirn, um durch das Zielfernrohr seines Gewehrs zu spähen. Sein Auge folgte dem Kerl, als der Schlitten innerhalb der maranday’schen Grenze parallel zur
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