Gears of War - Aspho Fields
rumpelte am Kontrollpunkt vorbei und fuhr weiter in Richtung der Pipeline, die nahe der Grenze zu Maranday verlief. Maranday war ein neutraler Staat, der sich nur nachlässig mit Rebellen befasste, die an seiner Grenze hinein- und herausschlichen, um Angriffe zu starten. Von wegen durchlässige Grenze. Glatte Mittäterschaft. Das bedeutete, dass man sehr genau darauf achten musste, wo man stand, wenn man jemanden erschoss. Carlos wurde zunehmend stinkig wegen dieser Feinheiten der Diplomatie.
»Sie sind einen Tag überfällig«, sagte Marcus. Er wiegte seinen Lancer im Arm, als wollte er ihn warm halten. »Die Quellen vom Nachrichtendienst lassen nach. Immer noch keine Aktivitäten am Start.«
»Genau, ich war mir noch nie sicher, ob ihr Informant uns nicht einfach verscheißert.«
»Wollen doch mal schauen, was die Scharfschützen machen.« Marcus fummelte an seinem Headset herum. »Alpha fünf an Drei-Null, Lagebericht bitte, Ende.«
»Drei-Null auf Empfang.« Das war Padrick, noch so ein Kerl von den South Islands. Die Inseln schienen Scharfschützen am laufenden Band herzustellen, nur dass Padrick zur Übersiedlerbrut gehörte. Er hatte verräterisch rote Haare und Sommersprossen. Das passte zwar überhaupt nicht zu seinen Tribal-Tattoos, aber er hatte die gleiche Einstellung, wie man sie von den Inseln kannte, daher hielt es niemand für sonderlich schlau, diese Tatsache zu erwähnen. »Ich hab so ’nen Wichser beobachtet, der ’ne Stunde lang Tierfallen bei der Pipeline gegraben hat. Ist vor zwanzig Minuten abgehauen. Prüft das doch mal für uns nach, ja?«
Das hätte genau das sein können, wonach es aussah – ein Jäger, der angezogen vom relativen Schutz einer Überlandpipeline, Fallen stellt – oder aber etwas sehr viel Schlimmeres.
»Wie ist deine Position, Pad?«
»Zwo-Q-J-O-Null-Drei-Eins-Drei- Vier-Sieben-Fünf-Fünf.«
Marcus faltete bedächtig die Karte auseinander, einen Abschnitt nach dem anderen, und behielt seine Ellbogen eng am Oberkörper, während er das Papier zurückfaltete, damit er den passenden Teil des Rasters vor sich hatte. Seine Taschenlampe leuchtete auf. »Seid ihr auf dem Hügel?«
»Nein, nicht genügend Deckung. Wir liegen in einer Schneegrube gleich beim abfallenden Teil der Pipeline, Höhe ungefähr fünfunddreißig Grad von der Talebene.«
Carlos wandte seinen Blick kurz von der schneebedeckten Straße ab, um auf die Karte zu sehen, die über Marcus’ Gewehr lag. Es wurde rasch dunkel. »Die können alles sehen, was die Pipeline raufkommt.«
»Genau«, knisterte Pads Stimme in Carlos’ Ohr. »Wir warten auf die zweite Schicht. Hoffen wir mal, die trödeln nicht rum. Baz will das Thrashball-Finale gucken.« Er wartete kurz. »Jetzt hab ich Sichtkontakt mit euch. Die Grube liegt einen Meter neben der Verbindung mit der Nummer fünf-bravo-neun. Seht ihr’s?«
»Hab’s«, sagte Carlos. Die Pipeline war der Länge nach durchnummeriert, damit Wartungsteams die Teilstücke identifizieren konnten. »Wir schauen uns mal um.«
Baz war Padricks Späher. Die Scharfschützenteams konnten sich hier oben in eine Schneegrube eingraben und sich – bis auf den Sportkanal – ein richtiggehendes zweites Zuhause einrichten. Aber das mussten sie auch. Sprengladungen wurden hier in Etappen gelegt und das konnte Tage dauern, wenn es nicht genug schneite, um die Löcher zu füllen. Carlos war fasziniert von der Effizienz: Irgendein Drecksack grub ein Loch und haute wieder ab, etwas später kam dann ein anderer Drecksack vorbei und warf den Sprengstoff hinein. Noch etwas später spazierte dann der nächste vorbei und hinterließ den Zünder. Schließlich kam Drecksack Nummer vier, um alles zusammenzusetzen und scharfzumachen, bevor er – oder sie – wieder verschwand, um das Ganze nach Belieben fernzuzünden.
Niemand musste länger als eine halbe Stunde hier draußen herumhängen und es provozieren, entdeckt zu werden. Nur ein wahlloser Haufen Leute, die vorbeikamen – und zwischen den Imulsionsförderanlagen bei Denava und der Raffinerie an der Küste lagen ein paar hundert Kilometer Pipeline, von denen man sich das passende Stückchen heraussuchen konnte. Die COG-Truppen konnten sich auf nicht viel mehr verlassen als auf ihre Spürnasen, Informantentipps und die psychologische Abschreckung, indem sie jedem, der erwischt wurde, ordentlich Saures gaben.
Carlos hielt den APC an und sah sich auf der Suche nach dem Loch um. Es war ungefähr einen halben Meter tief und es befand
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