Gears of War - Aspho Fields
fühle mich besser, wenn ich es allein schaffe. Du weißt schon.«
Maria packte die Dinge gern auf ihre eigene Art an. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, schließlich wollte er auch keine Hilfe annehmen. Aber ein Baby bedeutete jede Menge Arbeit, besonders, wenn man noch ein zweites erwartete – und sie hing nicht mit den anderen Soldatenfrauen herum. Sie brauchte Unterstützung, wenn Dom nicht da war.
Für den größten Teil der verbleibenden Nacht lag er wach und überlegte, wie sich seine Eltern diskret um sie kümmern könnten. Es war schwer, einer Frau anzubieten, ihr Baby zu hüten, wenn sie niemals ausging.
Nun ja, es blieben ihm fünfzehn Tage, um Maria zu überreden, die Dinge auf andere Art und Weise anzugehen. Sie war ein Einzelkind, wie Marcus. Sie kamen nicht immer damit zurecht, eine größere Familie um sich zu haben.
Fünfzehn Tage würden natürlich wie im Flug vergehen. Dom hatte jede Menge Alltagskram zu erledigen, wie Regale richten oder Sachen für das neue Baby einkaufen. Carlos und Marcus bekamen zwei Tage Ausgang. Wenn die ganzen Besorgungen und Besuche erledigt wären, blieb ihm nicht annähernd genügend Zeit mit Maria, Zeit für ein ordentliches Eheleben.
Andererseits waren sie bereits seit Kindertagen unzertrennlich. Zeit war eigentlich kein Thema. Es war nicht so, als wäre er immer noch dabei, sie kennen zu lernen. Er hatte absolut nicht vor, getötet zu werden, von daher dehnte sich die Zeit, die sie vor sich hatten, zu einer unvorstellbaren Unendlichkeit aus.
Die Pendelkriege hatten eine Art Gleichgewichtszustand erreicht, ganz gleich, wie schlimm die einzelnen Gefechte sein mochten, und jeder wurstelte sich durchs Leben, so gut es ging. Dom stellte immer wieder fest, dass sich die Menschen an jede verdammte Situation anpassen konnten.
Es blieben noch vier Tage von seinem Urlaub und Dom saß mit seinem Sohn auf seinen Knien im Hof seiner Eltern und fragte sich, ob er Benedictos Zeit als Gear, als dreißigjähriger Mann, noch erleben würde. Die Armee war seit Menschengedenken nicht demobilisiert worden.
»Ist Marcus los, um seinen Dad zu besuchen?«, fragte Maria.
»Ich glaub, ja.«
»Traurig, oder? Nur die beiden und so eine tiefe Kluft zwischen ihnen.«
»Er kommt zurecht«, erwiderte Dom. »Er ist ein Überlebenstyp. Und er hat uns.«
Der Baum, auf dem Dom Maria vor beinahe sieben Jahren das erste Mal die Äste hatte hinaufklettern sehen, stand in vollem Laub und warf seinen Schatten auf den Hof der Santiagos. Dom schloss die Augen und dachte daran, wie schwer Babys doch sein konnten, wenn man sie eine Weile herumtrug. Beinahe wäre er weggedöst. Er war sich sicher, er wäre noch wach.
Aber das war er nicht. Die Stimme seines Vaters riss ihn aus einem Traum, den er im gleichen Moment, in dem er die Augen öffnete und Benedicto weinte, schon wieder vergessen hatte. Dom richtete sich kerzengerade auf, sein Herz schlug wie wild.
»Tut mir leid, Sohn.« Sein Vater beugte sich über ihn und nahm ihm Benedicto ab. »Ein Anruf für dich. Der Adjutant.«
Scheiße.
Dom wusste, was er zu hören bekommen würde, noch bevor er den Hörer vom Tisch im Flur aufnahm.
»Private Santiago?«
»Dominic Santiago. Sie wollten mich sprechen, ja, Sarge? Nicht Carlos?«
Der Adjutant ging nicht darauf ein. »Sie werden hiermit zum RHQ abberufen. Melden Sie sich morgen um zwölfhundert. Tut mir leid, Ihren Urlaub zu verkürzen, aber so ist es nun mal.«
»Schon okay, Sarge. Ich weiß, Sie können mir am Telefon nicht sagen, warum, aber …«
»Ich weiß es ja selbst nicht. Ich weiß nur, dass jegliches Commando-qualifiziertes Personal zurück zur Basis kommandiert wurde.«
Dom erinnerte sich nicht einmal daran, ob er »Okay« gesagt hatte oder nicht. Er ging zurück in den Hof und versuchte, sich darüber klar zu werden, ob er sich erfreut, erschreckt oder siegestrunken fühlte oder ob er zuerst Carlos anrufen oder Maria die Neuigkeit beibringen sollte. Es konnte sich nur um eine Mission handeln. Die Vorstellung, dass er von der Ausbildung direkt in einen Echteinsatz schlitterte, war … beängstigend.
Aber das Gleiche hatte er schon einmal getan: als sechzehnjähriger Infanteriesoldat von der Grundausbildung direkt an die Front. So liefen die Dinge eben. Er glaubte an seine Ausbildung und an sich selbst.
»Ich wusste, es war zu schön, um wahr zu sein«, sagte Maria, rang sich aber zu einem Lächeln durch. Sie gewöhnte sich daran, die Frau eines Gears zu sein. »Lass mich
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