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Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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Kneipenschlägerei, die aus dem Ruder läuft. Sein Herz sprang ihm beinahe aus der Brust und er fühlte sich ganz anders als in den Situationen, in denen er das Feuer feindlicher Stellungen erwidert oder einen Mörser abgefeuert hatte. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich einen Reim darauf zu machen. Er öffnete die Jacke des Schlittentypen und kramte in seinen Taschen. Abgesehen von dem nassen Stoff – Blut, nicht Wasser – war es, als würde man einen Besoffenen durchsuchen. Er fand Papiere, ein Schlüsselbund und eine kleine Pistole, aber in diesen Teilen der Welt besagte eine Feuerwaffe noch lange nichts.
    Carlos drehte den Schlüsselbund um. Scheiße. Der Anhänger war irgendeine Zeichentrickfigur – ein Vogel. Der jahrelange Gebrauch hatte ihn abgenutzt und zerkratzt, als hätte man darauf herumgekaut. Als er jedoch das Nachtsichtgerät zurückschob und mit seiner Taschenlampe daraufleuchtete, konnte er sehen, dass die Figur mindestens ein Mal sorgfältig neu angemalt worden war.
    Was immer es sein mochte, es hatte diesem Kerl etwas bedeutet.
    Carlos schaltete die Taschenlampe wieder aus und zog das Nachtsichtgerät herunter, bevor er die Kapuze des Typen zurückzog. Glatt rasiert, vielleicht Mitte dreißig. Er legte seine Daumen an die Ränder der Schneebrille und drückte sie nach oben.
    Das Bild, das sein Nachtsichtgerät ihm vermittelte, traf Carlos völlig unvorbereitet. Die Augen des Schlittentypen starrten ihn wie leuchtende Scheiben an. Er hatte diesen Effekt schon tausendmal auf Nachtpatrouille in lebendigen Gesichtern gesehen, aber für einen Sekundenbruchteil war er wie vom Donner gerührt. Er drehte den Kopf zur Seite, um den Blick zu vermeiden, aber das Gesicht blieb trotzdem ein Gesicht und er sah weder ausländisch noch fremd oder sonst irgendwie anders aus. Er sah wie jeder x-Beliebige aus, an dem Carlos auf seinem Nachhauseweg vorbeiging.
    »Scheiße, warum kannst du nicht nach Feind aussehen?«, murmelte er. »Warum machst du es mir nicht ein bisschen einfacher?«
    Die Papiere des Schlittentypen verrieten ihm nur, dass er einen Angelschein und einen Ausweis besaß. Beides passte zueinander.
    Marcus kam mit knirschenden Schritten zurück.
    »Da«, sagte er und ließ ein paar Gegenstände neben Carlos in den Schnee plumpsen. Sie sahen aus wie Zuckerpäckchen. »Gute Entscheidung.«
    Carlos nahm eines der Päckchen und drückte es, aber der schwache Geruch verriet ihm alles, was er wissen musste. Es war eine enorme Erleichterung. Sprengstoff- Militärqualität. Er hatte keinen unglückseligen Zivilisten beim Fallenstellen umgebracht.
    »Tja, seine Ich-jag-lustig-Sachen-hoch-Tage sind vorbei«, sagte Carlos und versuchte, sich so anzuhören, als hätte er es schon die ganze Zeit gewusst. Er wusste, wie dicht er dran gewesen war, genau die Sorte Vorfall auszulösen, die sich lawinenartig zu etwas sehr viel Größerem entwickelte. »Wir schaffen die Leiche weg, richtig?«
    »Hier lassen ist nicht drin.« Marcus war sauer auf ihn. Es zeigte sich nur auf sehr subtile Weise, aber Carlos war es gewohnt, die nahezu unsichtbaren Zeichen zu deuten; die Art, wie er einen Satz mit einem abfallenden Ton beendete oder wie er im Stehen sein Gewicht auf beide Beine verlagerte. »Komm schon. Packen wir’s an.«
    Carlos hörte ein Knistern in seinem Ohrstöpsel und dann das Geräusch von Padrick, der im Rennen keuchte. Er hatte seinen Kanal offen gelassen. Die beiden Scharfschützen kamen den Hügel hinunter und liefen dabei von einer Schneewehe zur nächsten. Sie gingen immer davon aus, beobachtet zu werden. Als Carlos und Marcus es geschafft hatten, die Leiche in das Heck des APCs zu verfrachten, stand Baz bereits bei ihnen und wartete darauf, einsteigen zu können.
    »So«, sagte er, »gibt keinen Grund, weiter hier rumzuhängen.« Er war ein vierschrötiger Schrank von einem Mann, Mitte vierzig und sprach mit starkem nordtyranischem Akzent. Carlos hatte immer den Eindruck, er würde keinen weiteren Gedanken an die Ziele verschwenden, die er zusammen mit Padrick umlegte. »Ich friere. Der Reiz des Neuen ist ungefähr vor zwei Tagen verflogen.«
    Padrick tauchte hinter ihm auf. »Scheiße, ihr wollt doch wohl nicht eure Arbeit mit nach Hause nehmen? Lasst den Bastard hier.«
    »War keine Gefechtssituation«, sagte Marcus. »Wird schon irgend ’ne Vorschrift geben, das zu melden.«
    Sie fuhren schweigend zur Einsatzbasis zurück. Marcus saß am Steuer. Ja, es gab eine Vorgehensweise, die festlegte, wie

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