Gebannt: Band 3 (German Edition)
erledigt. Richtig?«
Ich war f ihr einen Blick zu und schaute dann wieder nach vorne. Sie hatte die Lippen gekräuselt. » Ich bin froh, dass du das verstehst. Das lässt mich hoffen, dass wir vielleicht doch noch gut miteinander auskommen.«
Keine Chance.
Sie zwang sich zu einem schmalen Lächeln.
» In Anbetracht deiner Fähigkeiten nehme ich an, dass du die hohe Anzahl von Verbannten wahrnehmen kannst?«
Ich nickte und fragte mich, was ihre Sinneswahrnehmungen waren.
» Wann hattest du vor, uns darüber zu unterrichten?«
Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an, au f Distanz zu gehen, und behielt mein Tempo bei. » Ich habe sie gerade erst wahrgenommen. Ich hätte sie vielleicht schon früher bemerkt, aber ich war heute Morgen nicht ich selbst«, sagte ich, ich konnte der kleinen Stichelei einfach nicht widerstehen.
Sie blieb stehen und packte mich dabei am Oberarm. Ich erstarrte und fixierte die Hand, die mich festhielt. Lincoln hatte mich heute Morgen au f die gleiche Art gepackt, er war sogar grob gewesen, aber Josephines Grif f war anders. Kalte, starre Finger und spitze Nägel gruben sich in meine Haut, begierig darauf, die Oberfläche zu durchstoßen. Ja, das hätte sie wohl gern … und wie.
» Ich gehöre nicht zu deinen ergebenen Rekruten, Violet. Ich habe nicht vor, meine Leute in diesen Schlamassel zu führen, den du angerichtet hast, und ihr Leben aufs Spiel zu setzen, nur um deines zu retten. Mir ist vollkommen bewusst, dass die Gelegenheiten, Phoenix auszuschalten, vor allem deshalb vertan wurden, weil man versuchte, dich zu beschützen. Ein solches Zögern werde ich in Bezug au f meine Leute nicht hinnehmen.« Sie drückte meinen Arm, um mir ihre Stärke zu demonstrieren. » Wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt herausfinde, dass du mich anlügst, dann werde ich dich festnehmen und von der Insel entfernen.«
Ihre Finger schlossen sich noch fester, ihre Nägel stachen mir jetzt in die Haut und sie zog mich näher zu sich. » Und von Lincoln.«
Ich presste den Kiefer zusammen und ballte meine Hand zur Faust. Ich hielt den Kop f gesenkt, hob aber meinen Blick, um ihren mit schmalen Augen zu erwidern. » Bist du jetzt fertig?«
» So ziemlich«, sagte sie und hielt meinen Arm noch ein paar Sekunden lang fest. Dann ließ sie ihn los und ging vor mir den Pfad entlang. Rasch tauchten Mia und Hiro an ihrer Seite auf.
Ich weiß nicht, wie lange ich da noch stand, um mich herum ein Gewühl von Menschen, während ich beobachtete, wie Josephine zum Hotel hinau f wanderte. Sie hatte soeben die Grenzen abgesteckt und ich war mir jetzt sicherer denn je – ich konnte es nicht riskieren, irgendjemand anderen in meine Pläne einzuweihen.
Kapitel Neunundzwanzig
» So spricht Gott, der Herr: Siehe, es kommt ein Unglück über das andere!«
Hesekiel 7 , 5
An diesem Nachmittag kam Dapper zu uns ins Zimmer. Er war zusammen mit Onyx im Hotel eingesperrt, und er und Steph waren gerade von Josephine und Lincoln zurückgekommen, denen sie ihre neuesten Erkenntnisse in Bezug au f die Schriften mitgeteilt hatten. Ich überließ sie ihrer Gehirnakrobatik und schloss mich im Badezimmer ein, um zu duschen. Dabei bemerkte ich, dass Josephine mit ihrer Mission erfolgreich gewesen war – als Beweis dafür hatten ihre Nägel halbmondförmige Schnitte au f meinem Arm hinterlassen.
Ich überlegte mir, ob ich sie verstecken sollte, aber ich hatte in der Vergangenheit schon genug Zeit damit verbracht, solche Dinge zu verbergen. Außerdem wollte ich verdammt sein, wenn ich sie schützen würde. Als ich in Cargohosen und einem schwarzen Trägerhemd aus dem Bad kam, kam gerade Onyx mit einer Flasche und zwei Gläsern in unser Zimmer geschlendert. Dapper blickte nicht einmal auf, als er jedem von ihnen etwas einschenkte. So seltsam ihre merkwürdig intensive, alkohollastige Freundschaft schien – von der ich vermutete, dass vielleicht ein wenig mehr dahintersteckte –, sie wurde allmählich richtig angenehm. Onyx hatte sich verändert. Er legte nicht nur weniger Anzeichen seines früheren Wahnsinns an den Tag, es war auch offensichtlich, dass er uns gegenüber nicht so gleichgültig war, wie er uns glauben machen wollte. Onyx und Dapper waren als das merkwürdige Paar, das sie waren, unbewusst zu meinen Verbündeten geworden. Ich vertraute ihnen mehr als einigen der Grigori.
Ich lehnte am Rahmen der Badezimmertür und trocknete mir das Haar mit einem Handtuch ab.
» Du siehst besser aus«, merkte Dapper an.
» Ich könnte
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