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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Können versuchen, in die Welten hineinzukommen. Vielleicht sind wir ja in der Lage, deine Mutter zu erreichen.«
    Sie nickte kurz, während sich ihre Augen erneut mit Tränen füllten. Sie wollte ihre Mutter sehen, wollte wissen, dass sie noch lebte. Aber was sollte sie ihr sagen? Lumina hatte ihr so vieles vorenthalten. Sie hatte verhindert, dass Aria sich selbst kannte.
    Sie war zur Hälfte Außenseiter.
    Halb.
    Und so fühlte sie sich auch. So, als wäre eine Hälfte von ihr plötzlich verschwunden.
    Marron brachte ihr das Smarteye. Arias Hände zitterten, während sie es hielt. »Was, wenn da nichts ist? Was, wenn ich sie nicht erreichen kann?«
    Seine Antwort kam spontan und bereitwillig: »Du kannst so lange hierbleiben, wie du willst.«
    Aria schaute ihm in das rundliche, freundliche Gesicht. »Danke.« Die nächste Frage, die ihr durch den Kopf zuckte, konnte sie jedoch nicht laut aussprechen.
    Was ist, wenn ich herausbekomme, dass sie Talon hat?
    Sie musste es erfahren. Entschlossen legte sie sich das Smart­eye auf das linke Auge. Das Gerät saugte sich unangenehm an ihre Haut, straffte sie. Aria sah die beiden lokalen Dateien auf ihrem Smartscreen. Sorens Aufnahme. Die Nachricht ihrer Mutter.
    Sie ging die mentalen Befehle durch, um die Welten aufzurufen, während Marron auf der Konsole auf seinem Schoß alles überwachte.
    Willkommen in den Welten! , erschien eine Einblendung auf ihrem Smartscreen, gefolgt von Besser als die Realität .
    Wenig später erschien eine weitere Mitteilung.
    ZUGANG VERWEIGERT
    Rasch nahm sie das Eye wieder ab. Diese Worte wollte sie nicht sehen. »Marron, es klappt nicht. Ich werde nicht nach Hause zurückkehren. Perry wird Talon nicht zurückbekommen.«
    Doch Marron drückte ihre Hand. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Bei dir mag es nicht funktioniert haben, aber ich hab da noch eine andere Idee.«

Peregrine   | Kapitel Achtundzwanzig
    Als Perry auf das Dach hinaustrat, hatten die Kräher Stammesgesänge angestimmt. Er hielt sich mit seiner gesunden Hand am Geländer fest, schaute auf den Kiefernwald hinunter und lauschte dem fernen Läuten ihrer Schellen. Seine Beine zuckten förmlich vor Verlangen, wegzulaufen, zu entfliehen. Selbst hier, mit nichts als Luft zwischen ihm und dem Himmel, fühlte er sich eingesperrt.
    Es konnte nicht wahr sein. Er hatte sich die Schuld an Talons Entführung gegeben: Er hatte das Smarteye an sich gebracht, und die Siedler waren deswegen hinter ihm her gewesen. Doch nun fragte er sich: War es möglich, dass die Siedler Talon wegen eines Experiments entführt hatten? Fügte ihm Arias Mutter Leid zu? Eine Frau, die unschuldige Kinder raubte?
    Er riss einen Pfeil aus dem Köcher und schoss ihn in Richtung der Krähenmänner – es interessierte ihn nicht, dass sie viel zu weit entfernt waren und er sie nicht einmal sehen konnte. Fluchend jagte er einen Pfeil nach dem anderen los, ließ sie über die Mauer und an den Baumwipfeln vorbeisegeln. Dann sackte er an der Wand des Fahrstuhlschachts zusammen und hielt sich die pulsierende Hand.
    Die ganze Nacht über starrte er hinauf in den Äther, dachte an Talon, Cinder, Roar und Liv und daran, dass sich das ganze Leben um Suchen und Vermissen drehte. Dass sich nie etwas so fügte, wie es sollte. Als es dämmerte und das erste Tageslicht auf den Äther traf, konnte er nur noch an Arias Gesichtsausdruck denken, als ihre Welt zusammengebrochen war. Die Erkenntnis, dass sie wie er war, hatte sie innerlich zerrissen. Das hatte er riechen können. Ihre Stimmung war ihm geradezu entgegengeschlagen – Feuer und Eis, direkt in seine Nase und dann tief in sein Innerstes.
    Er hatte kaum mehr als eine Stunde geschlafen, als Roar auf das Dach trat. Mit dem katzenartigen Gleichgewichtssinn des Horchers hockte er sich auf das Geländer, ohne einen Hauch von Angst vor dem enormen Abgrund hinter ihm. Er verschränkte die Arme, kalte Entschlossenheit im Blick.
    »Sie hat nichts von der Arbeit gewusst, die ihre Mutter verrichtet, Perry. Du hast sie gesehen. Sie war genauso fassungslos wie du«, sagte er.
    Perry setzte sich aufrecht hin und rieb sich die müden Augen. Nach dem Schlafen auf dem Betondach waren seine Muskeln steif und schmerzten. »Was willst du, Roar?«, fragte er.
    »Ich überbringe eine Nachricht. Aria sagt, du sollst herunterkommen, wenn du Talon sehen willst.«
    Aria und Marron warteten im Wohnraum, als Roar und Perry dort ankamen.
    Als sie ihn sah, erhob sie sich sofort vom Sofa.

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