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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Dunkle Ringe schimmerten unter ihren Augen. Instinktiv atmete Perry tief ein, erkundete den Raum nach ihrer Stimmung – und fand sie: tiefe, empfindliche Kränkung. Vermischt mit Zorn und Scham, weil sie eine Außenseiterin war. Zu den Barbaren gehörte, so wie er.
    »Es arbeitet wieder ordnungsgemäß«, sagte sie und hielt ihm das Smarteye entgegen. »Allerdings komme ich nicht in die Welten hinein. Meine Signatur funktioniert nicht. Offenbar wurde mein Zugang gesperrt.«
    Fast hätten Perrys Knie den Dienst versagt. Das war’s dann wohl. Seine einzige Chance, Talon zu finden, war verwirkt. Benommen drehte er sich zu Roar um und musste feststellen, dass dieser ein Lächeln unterdrückte.
    »Ich komme zwar nicht hinein, aber du könntest es vielleicht schaffen, Perry«, fuhr Aria fort.
    »Ich?«
    »Ja. Sie haben nur mich ausgesperrt. Das Eye selbst funktioniert einwandfrei. Aber nur weil ich nicht in die Welten komme, heißt das nicht, dass es kein anderer versuchen kann.«
    Marron nickte. »Das Gerät liest eine Signatur auf zwei Arten. DNS und Gehirnmustererkennung. Arias Signatur wurde sofort abgelehnt. Aber bei dir könnte ich versuchen, ein Rauschen, ein Störungssignal beim Authentifizierungsvorgang zu erzeugen. Wir haben über Nacht ein paar Tests durchgeführt. Ich glaube, wir könnten uns tatsächlich etwas Zeit verschaffen, bevor du als nicht autorisierter Nutzer identifiziert wirst. Es könnte klappen.«
    Für Perry ergab das keinen Sinn. Er verstand nur den letzten Teil. Es könnte klappen.
    »An die Datei meiner Mutter waren die Sicherheitscodes für ihre Forschungen angehängt«, erklärte Aria. »Falls Talon dort ist, könnten wir ihn finden.«
    Perry musste heftig schlucken. »Ich könnte Talon finden?«
    »Wir können es versuchen.«
    »Wann?«
    Marron hob die Brauen. »Jetzt.«
    Sofort wollte Perry zum Fahrstuhl stürmen, plötzlich wie beflügelt, doch Marron hob die Hand. »Warte, Peregrine. Es ist besser, wenn wir es hier oben versuchen.«
    Perry erstarrte. Er hatte vergessen, was er unten angerichtet hatte. Beschämt musste er sich dazu zwingen, Marrons Blick zu begegnen. »Ich kann den Schaden nicht beheben. Aber ich werde eine Möglichkeit finden, dir die Kosten zu erstatten.«
    Marron schwieg einen Moment. Dann neigte er leicht den Kopf und sagte: »Das brauchst du nicht, Peregrine. Ich glaube, eines Tages werde ich froh sein, dass du mir einen Gefallen schuldest.«
    Perry nickte und nahm damit die Vereinbarung an. Dann ging er zu einer der Vitrinen an der Rückwand. Während er sich sammelte, tat er so, als betrachte er das Gemälde eines einsamen Bootes, das an einem grauen Strand vor Anker lag. In letzter Zeit hatte er eine ganze Reihe von Versprechen abgegeben: Ich werde Talon finden. Ich werde Aria nach Hause bringen. Aber was hatte er bisher erreicht, außer Marron einen Kannibalenstamm auf den Hals zu hetzen und einen wertvollen Ausrüstungsgegenstand zu zerschlagen? Wie konnte Marron noch Vertrauen in ihn haben?
    Hinter ihm unterhielten sich Aria und Marron über die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren, ihn durch einen Vorgang zu geleiten, den er nicht einmal verstand. Perry brach der Schweiß aus; er lief ihm über den Rücken und die Rippen entlang.
    »Alles in Ordnung, Perry?«, fragte Roar.
    »Die Hand tut weh«, sagte er und hob den Arm. Völlig gelogen war das nicht. Sämtliche Blicke richteten sich zuerst auf ihn und dann auf den schmutzigen Verband, so als hätten sie die Verletzung vergessen. Perry konnte es ihnen nicht verübeln. Wenn die Brandwunden nicht so geschmerzt hätten, hätte er selbst sie wohl auch vergessen.
    Nach ein paar Minuten kam Rose zu ihnen, zog Aria beiseite und wechselte leise ein paar Worte mit ihr. Dann gab sie Aria einen Metallkoffer und ging wieder.
    Aria setzte sich neben Perry auf eines der Sofas. Er sah zu, wie sie mit leicht zitternden Fingern den Verband an seiner linken Hand aufschnitt. Er sog ihre Stimmung ein. Die Vorstellung, was sie in den Welten wohl finden mochten, jagte ihr genauso viel Angst ein wie ihm. Und er wusste, dass Roar recht hatte. Sie hatte nichts geahnt – weder die Wahrheit über sich selbst noch die über die Arbeit ihrer Mutter.
    Perry erinnerte sich daran, was sie in ihrem Zimmer gesagt hatte.
    Wir könnten sie gemeinsam vermissen.
    Sie hatte recht gehabt. Mit ihr zusammen war es einfacher gewesen. Perry legte seine rechte Hand auf ihre.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er flüsternd. Dabei wollte er

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