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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Woche in die falsche Richtung zu gehen, während sein Stamm ihn brauchte? Das war unvernünftig – und bei dieser Erkenntnis durchfuhr ihn ein eisiger Schauer.
    »Beantwortest du mir jetzt eine Frage?«, riss Aria ihn aus seinen Gedanken.
    »Ja.« Er konnte plötzlich nicht mehr ruhig bleiben. Er muss­­te fort, musste nachdenken.
    »Warum hast du mir wirklich angeboten, mich nach Bliss zu begleiten?«
    »Weil ich es will«, erwiderte er. Dabei war er sich nicht sicher, ob er die Wahrheit sagte. Wie ein Wollen hatte es sich nicht angefühlt, eher wie ein Müssen .
    Aria lächelte und wandte sich ihm zu, während sie ihren Blick auf seinen Mund senkte.
    Ihr Veilchenduft erfüllte den Raum, zog ihn an, wurde allgegenwärtig, und dann spürte er es: eine Veränderung tief in seinem Innern. Das Siegel einer Bindung, die er zuvor nur ein Mal kennengelernt hatte. Und plötzlich verstand er, warum er etwas versprochen hatte, das er nicht hätte versprechen sollen.
    Hastig drückte er ihr einen Kuss auf die Hand. »Ich brauche etwas Zeit«, sagte er und stürzte aus dem Zimmer. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ er sich gegen die Wand sinken und unterdrückte einen Fluch.
    Es war passiert.
    Er hatte sich ihr hingegeben.

Peregrine   | Kapitel Einunddreißig
    »Mit einem Dutzend würden wir vielleicht noch fertig«, sagte Roar. »Aber fünfzig?«
    Perry lief vor den Vitrinen im Wohnraum unruhig auf und ab, während er auf dem Bildschirm das Lager der Kräher be­obachtete. Im Morgenlicht war das Bild viel klarer als beim ­letzten Mal: Etliche Gestalten in schwarzen Umhängen bewegten sich um eine Gruppe von Zelten auf der Ebene. Rote Zelte – eine passende Farbe. Am liebsten hätte Perry seinen Bogen gespannt und direkt durch den Bildschirm auf sie geschossen.
    »Da draußen sind mehr als fünfzig Krähenmänner, Roar«, stellte er fest. Die Kamera zeigte nur einige von ihnen. Am frühen Morgen waren Roar und er oben auf der Mauer gewesen, hatten sich langsam von Turm zu Turm bewegt und dabei die ganze Kraft ihrer extremen Sinne genutzt. Stunden hatten sie dafür benötigt, dabei aber ein weiteres Dutzend Kräher entlang der Mauer entdeckt: Wachposten, die Alarm auslösen würden, falls er zu fliehen versuchen sollte.
    Roar verschränkte die Arme. »Also sechzig Kräher.«
    Marron drehte einen Ring an seinem Finger. »Einer der alten Bergbaustollen sieht vielversprechend aus, aber es wird Wochen dauern, ihn auszuschachten und abzusichern.«
    »Dann ist der Winter bereits hereingebrochen«, sagte Perry. Und dann würde ein Sturm nach dem anderen über den Himmel ziehen. Reisen wäre dann zu gefährlich.
    »So lange kann ich nicht warten«, erklärte Aria. Sie hatte schweigend mit angezogenen Beinen auf dem Sofa gesessen.
    Was für ein Narr musste er in ihren Augen sein, dass er praktisch ohne ein Wort des Abschieds zur Tür hinausgestürmt war. Sie hatte keine Ahnung, was passiert war. Perry zwickte sich in den Nasenrücken und erinnerte sich an die Schwäche, die damit verbunden war, dass er sich Talon gegenüber hingegeben hatte. Dass er nicht mehr Herr seiner Entscheidungen war und an seine eigenen Bedürfnisse immer zuletzt dachte. In solch einen Bann durfte er sich jetzt auf keinen Fall ziehen lassen. Zwar würde er sein Versprechen halten und Aria nach Bliss bringen, aber dann würde er das tun, was er eigentlich tun musste, und zu den Tiden zurückkehren. Ihre Wege würden sich ohnehin früh genug trennen. Bis dahin würde er einfach Abstand halten. Und versuchen, nicht zu atmen, wenn sie in seiner Nähe war.
    »Ich kann euch ein paar meiner Männer mitgeben«, bot Marron an.
    Perry schaute auf. »Nein. Ich kann nicht zulassen, dass deine Leute für mich sterben.« Er hatte Marron schon genug zugemutet. »Wir werden uns ihnen nicht Mann gegen Mann stellen.« Auf dem Bildschirm breitete sich die Ebene um die Kräher weit und offen aus. Am liebsten wäre er jetzt dort – draußen, frei unter dem Äther. Im selben Moment kam ihm eine Idee.
    »Wir könnten während eines Sturms aufbrechen.«
    »Peregrine«, warnte Marron. »Während eines Äthersturms aufbrechen?«
    »Die Kräher lagern draußen im Freien. Sie werden während eines Sturms Schutz suchen müssen und garantiert nicht mit einer Flucht rechnen. Und ich kann uns das Schlimmste des Äthers vom Hals halten.«
    Roar drückte sich von der Wand ab und lächelte erwartungsvoll. »Wir könnten die Wachposten ausschalten und uns Richtung Osten

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