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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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zur nächsten.
    »Clara.«
    Vor der Tür mit der Aufschrift »Clara« blieb Perry stehen. Aria verstand nicht, was vor sich ging. Da sie die Welten durch seine Augen sah, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Neben ihr wirkte er zwar äußerlich ruhig, doch sie wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. »Stimmt etwas nicht?«
    »Sie ist eine von uns«, fluchte Roar neben ihr. »Ein Mädchen der Tiden, das im vergangenen Jahr verschwunden ist.«
    Marron warf Aria einen eindringlichen Blick zu. »Aria, er muss weiter. Wir haben nur wenig Zeit.«
    Perry rannte weiter, vorbei an Jasper. An Rain. Zu Talon. Er platzte durch die Tür in einen Raum hinein, dessen Wände mit bewegten Bildern bedeckt waren – ein Falke in vollem Flug, Wirbel im blauen Himmel und Fischerboote auf dem Meer. In der Mitte des Raums standen zwei bequeme Sessel. Sie waren leer.
    »Wo ist er?«, fragte Perry verzweifelt. »Aria, was habe ich falsch gemacht?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie hatte angenommen, das Öffnen der Tür würde die Kinder in diese Welt rufen, wusste es aber nicht genau. Das hier war alles neu für sie.
    Doch sie hatte recht: Einen kurzen Augenblick später bilokalisierte Talon sich und erschien in einem der Sessel. Er riss die Augen auf, sprang hoch und stürmte durch das Zimmer, fort von Perry. »Wer bist du?«, fragte er. Für einen so kleinen Jungen hatte er eine gebieterische Stimme, voller Kühnheit und Stolz. Dabei war er von schlaksiger Statur, mit grünen Augen, deren Farbe noch intensiver leuchtete als die von Perrys Pupillen, und dunkelbraunem, ebenfalls lockigem Haar. Er war ein außergewöhnliches Kind.
    »Talon, ich bin’s.«
    Talon musterte ihn misstrauisch. »Woher soll ich das wissen?«
    »Talon … Aria, wieso erkennt er mich nicht?«
    Hastig suchte sie nach einer Antwort. Das hier waren die Welten; man konnte nichts und niemandem trauen. Es war zu einfach, in die Rolle eines anderen zu schlüpfen. Talon hatte das offenbar schon gelernt. »Sprich mit ihm«, sagte sie, doch es war bereits zu spät.
    Perry fluchte verzweifelt und wandte sich zur Tür. »Wie kann ich ihn hier rausholen?«
    »Gar nicht. Du bist nur in den Welten bei ihm. Er selbst ist woanders. Frag ihn, wo er ist. Frag ihn, was immer du wissen willst, aber mach schnell, Perry.«
    Perry sank auf ein Knie, und sein Blick heftete sich auf seine verbrannte Hand. »Er sollte mich eigentlich kennen«, murmelte er.
    Zögernd kam Talon näher. »Was ist mit deiner Hand passiert?«
    Perry wackelte mit seinen geschwollenen Fingern. »Man könnte es ein Missverständnis nennen.«
    »Sieht aus, als wäre es übel gewesen … Hast du gewonnen?«
    »Wenn du wirklich Talon wärst, würdest du mich das nicht fragen.«
    Aria wusste, dass Perry seinen Neffen angelächelt haben musste. Sie konnte sich sein schiefes Lächeln vorstellen, schüchtern und intensiv zugleich.
    In den Augen des Jungen blitzte ein Anflug von Wiedererkennen auf, doch er bewegte sich nicht.
    »Talon, es sieht so aus, als wärst du es, aber ich kann deine Stimmung nicht wahrnehmen.«
    »Hier drinnen gibt es keine Stimmungen«, verkündete er. »Alle Gerüche sind verschwunden.«
    »Sie sind eindimensional, aber andererseits zu intensiv … Quieks, ich bin es.«
    Das Misstrauen wich aus dem Gesicht des Jungen, und er warf sich Perry in die Arme.
    Aria beobachtete auf dem Wandbildschirm Perrys Hand, die nun über Talons Hinterkopf strich.
    »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, Tal.«
    Neben ihr, auf der Couch, verlagerte er sein Gewicht und ließ den Kopf in die Hände sinken. Er gewöhnte sich mehr und mehr daran, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Aria legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Talon entwand sich der Umarmung. »Ich wollte, dass du kommst.«
    »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
    »Ich weiß«, sagte Talon. Mit einem Grinsen, bei dem er seine Zahnlücken zeigte, griff er nach einer Locke von Perrys Haar und rieb das gestreifte Gold zwischen seinen dünnen Fingern. Aria hatte noch nie eine so zärtliche Geste gesehen.
    Perry umfasste seine Schultern. »Wo bist du?«
    »In der Siedlerbiosphäre.«
    »In welcher, Talon?«
    »Rev. So nennen die Kinder den Ort hier.«
    Perry tätschelte Talons Arme, fasste ihm unters Kinn und berührte seinen dünnen Hals. »Sie tun dir nicht … tun dir nicht weh?«, fragte er stockend.
    »Mir wehtun? Ich bekomme dreimal am Tag Obst. Ich kann hier laufen. Schnell . Ich kann sogar fliegen, Onkel Perry. Wir sehen uns

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