Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Haltung ist total verkehrt. Dreh ihre Hüften.«
»So etwa?«, fragte Aria.
»Nein«, erwiderte Roar. »Perry, nun zeig es ihr doch endlich.«
Bis sie beide so weit waren, lief Perry der Schweiß über den Rücken. Bei ihrem ersten gemeinsamen Probeschuss hoppelte der Pfeil kaum einen Meter vor ihnen auf den Beton. Beim zweiten landete er direkt vor der Kiste, doch die Bogensehne streifte Arias Unterarm und hinterließ einen roten Striemen auf ihrer Haut. Beim dritten war Perry sich nicht sicher, wer von ihnen den Bogen zittern ließ.
Roar sprang auf die Beine. »Die Waffe passt nicht zu dir, Halbblut«, sagte er und kam auf sie zu. »Schau dir seine Schultern an, Aria. Du siehst doch, wie groß er ist.«
Perry löste sich abrupt von Aria und trat dann von einem Fuß auf den anderen, verlegen unter Arias Blicken, die ihn von Kopf bis Fuß musterte.
»So ein Bogen hat ein Zuggewicht von ungefähr neunzig Pfund. Er ist für Riesen wie ihn geschaffen. Außerdem ist Perry ein Seher. Die sind allesamt gute Bogenschützen. Der Bogen ist seine Waffe, Aria – perfekt geeignet für einen Mann mit seinen Fähigkeiten«, fuhr Roar fort.
»Es ist dir zur zweiten Natur geworden, stimmt’s?«, wandte Aria sich an Perry.
»Eher zur ersten. Aber du kannst es auch lernen. Ich kann dir einen Bogen anfertigen. Für deine Größe«, sagte er, sah und roch jedoch ihre Enttäuschung.
Roar zückte sein Messer. »Ich könnte dir das hier beibringen.«
Perry blieb fast das Herz stehen. »Roar …«
Doch Roar wusste genau, was Perry dachte, und erklärte Aria: »Messer sind gefährlich. Wenn du nicht weißt, wie man richtig damit umgeht, kannst du mehr Schaden als Nutzen damit bewirken. Aber ich werde dir ein paar Dinge beibringen. Du bewegst dich locker und hast einen guten Gleichgewichtssinn. Und wenn dann eine Gefahrensituation auftaucht, weißt du zumindest, was du tun musst.«
Aria reichte Perry den Bogen zurück. »Also gut«, sagte sie. »Bring es mir bei.«
Perry musste sich etwas einfallen lassen, um sich zu beschäftigen, während er den beiden zuschaute. Er ging zu einem Baum, dessen Äste über das Dach ragten, und schnitt einen Zweig ab. Dann setzte er sich mit dem Rücken gegen die Holzkiste und schnitzte Übungsklingen, während Roar Aria die verschiedenen Möglichkeiten zeigte, ein Messer zu halten. Roar hatte eine Leidenschaft für Messer und überschüttete Aria nachgerade mit Informationen über die Vorteile jedes einzelnen Griffs, doch sie hörte andächtig zu und nahm alles in sich auf. Nach einer Stunde einigten sie sich darauf, dass der Hammergriff am besten für sie geeignet sei – was Perry ohnehin von Anfang an klar gewesen war.
Als Nächstes gingen sie Körperhaltungen und Fußtechnik durch. Aria lernte schnell, und sie besaß einen guten Gleichgewichtssinn, genau wie Roar gesagt hatte.
Perry sah zu, wie die beiden sich umeinanderbewegten; dabei wanderte sein Blick von Aria hinauf zum Äther. Vom Fluss ihrer Beinarbeit zum Fluss am Himmel.
Als Roar um die geschnitzten Übungsmesser bat, war es bereits später Nachmittag. Roar zeigte Aria die besten Trefferstellen und Einstichwinkel und die Knochen, die man lieber mied, und riet ihr schließlich augenzwinkernd, das Herz sei das beste Ziel von allen.
Dann war sie bereit.
Als Aria und Roar einander zu umkreisen begannen, die Holzmesser fest im Griff, musste Perry aufstehen. Es war nur Roar, beruhigte er sich, und außerdem hatte er die Klingen der Übungsmesser so stumpf geschnitzt wie seine Daumen. Doch dafür, dass er nur einen einfachen Übungskampf beobachtete, schlug sein Herz viel zu schnell.
Die beiden schlichen eine Weile umeinander herum. Dann ergriff Aria die Initiative. Aber Roar wirbelte an ihr vorbei und zog ihr die Klinge fest über den Rücken. Aria zuckte ruckartig zurück und geriet ins Taumeln, wobei ihr das Messer aus der Hand fiel.
Sofort schoss Perry nach vorn und stürmte auf Roar zu. Wenige Schritte vor ihm blieb er abrupt stehen, doch Roar starrte ihn wütend und argwöhnisch an.
Aria atmete schwer; ihre Stimmung war grellrot, purer Zorn.
Perrys Muskeln bebten, angespannt vor Überraschung und Wut.
»Erste Regel: ›Messer sind scharf, sie schneiden‹«, sagte Roar in kaltem Ton. »Rechne damit, dass es passiert. Erstarre nicht, wenn es so ist. Zweite Regel: ›Lass deine Waffe niemals fallen.‹«
»In Ordnung«, sagte Aria ruhig. Sie akzeptierte die Lektion und hob das Messer auf.
»Bleibst du hier, Witterer?«,
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