Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Die meisten kannte sie zwar vom Sehen, doch eigentlich waren es Fremde. Unter ihnen befand sich niemand, mit dem sie sich in den Welten traf.
    Die Wächter führten sie durch eine Luftschleusenkammer mit der Aufschrift »Verteidigung & Außenreparaturen 2«. Aria blieb abrupt stehen, als sie vor sich ein Transportzentrum entdeckte, das größer war als alle anderen Räume, die sie kannte. Vor ihr standen ganze Reihen von Hovercrafts – runde, schillernd blaue Luftkissenfahrzeuge, die sie zuvor nur in den Welten gesehen hatte. Die glänzenden, geduckt wirkenden Fluggeräte sahen aus wie zum Abflug bereite Insekten. Über ihnen markierten blaue Lichtstrahlen den Verlauf der Pisten in der Luft. Gelächter von einer Gruppe von Wächtern drang zu ihr, wurde aber gleich wieder vom Brummen der Generatoren übertönt. Aria hatte ihr ganzes bisheriges Leben in unmittelbarer Nähe dieses Hangars verbracht, doch von alldem hier hatte sie noch nie etwas mitbekommen.
    Plötzlich leuchtete eines der weiter entfernten Hovercrafts in einem kräftigen Blau auf. Erst in diesem Augenblick wurde es Aria richtig bewusst: Sie würde tatsächlich abreisen. Sie hätte nie geglaubt, dass sie Reverie einmal verlassen würde. Diese Biosphäre war ihr Zuhause. Aber es fühlte sich nicht mehr so an wie vorher. Sie hatte die fauligen Früchte und rostigen Wände gesehen. Sie hatte Maschinen zu spüren bekommen, die ihr Gehirn leer und ihre Glieder schwer werden ließen. Soren war hier. Und Paisley nicht mehr. Wie sollte sie ohne Paisley in ihr altes Leben zurückkehren? Das war unmöglich; sie musste einfach fort. Aber mehr als alles andere brauchte sie ihre Mutter: Lumina würde wissen, was sie tun musste, damit alles wieder gut wurde.
    Mit verschwommenem Blick folgte sie den Wächtern zu ­einem Dragonwing. Sie erkannte es aus den Welten wieder: Das Luftkissenfahrzeug war für hohe Geschwindigkeiten gebaut. Aria kletterte die Metallstufen hoch, zögerte am oberen Ende jedoch. Wann würde sie zurückkehren?
    »Geh weiter«, sagte ein Wächter mit schwarzen Handschuhen. Die Kabine war überraschend klein, von trübem, blauem Licht beleuchtet und auf beiden Seiten mit Sitzen versehen. »Da rüber«, sagte der Mann.
    Aria setzte sich auf den Platz, auf den er gezeigt hatte, und hantierte dann ungeschickt mit den schweren Sicherheitsgurten, da ihre Finger in dem Medi-Anzug so ungelenk waren. Sie hätte um einen grauen Overall bitten sollen, hatte aber keine Zeit vergeuden und nicht riskieren wollen, dass Hess seine Meinung änderte.
    Der Mann nahm ihr den Sicherheitsgurt aus der Hand und befestigte ihn mit einem metallischen Klicken. Dann setzte er sich mit fünf weiteren Männern auf die entgegengesetzte Seite. In einem Militärjargon, von dem Aria wenig verstand, gingen sie Koordinaten durch und verstummten dann, als sich die Tür mit einem keuchenden Geräusch luftdicht schloss. Das Fahrzeug erwachte zum Leben, vibrierend und brummend wie eine Million Bienen. In der Nähe des Cockpits wackelte etwas in einem Schrank und verursachte ein metallisches Klappern. Das Geräusch ließ Arias Kopfschmerzen ruckartig zurückkehren, und in ihrem Mund bildete sich ein widerlicher chemischer Nachgeschmack.
    »Wie lange dauert die Reise?«, erkundigte sie sich.
    »Nicht lange«, erwiderte der Mann, der sie festgeschnallt hatte. Er schloss die Augen. Genau wie die anderen Wächter. Aria fragte sich, ob sie das wohl immer taten. Oder wollten sie damit nur vermeiden, auf die leere Stelle über ihrem linken Auge zu starren?
    Die Schubkraft beim Abflug presste sie zuerst in ihren Sitz, dann zur Seite. Da das Luftkissenfahrzeug kein Fenster besaß, durch das sie hätte blicken können, versuchte Aria angestrengt, etwas zu hören. Was passierte da draußen? Hatten sie den Hangar verlassen? Waren sie bereits in der Außenwelt?
    Aria schluckte den bitteren Geschmack auf ihrer Zunge hinunter. Sie war durstig, und die Sitzgurte waren zu straff gespannt – sie konnte nicht richtig durchatmen. Allmählich wurde ihr schwindlig, als bekäme sie nicht genug Luft. Um gegen die stechenden Kopfschmerzen anzukämpfen, ging sie stumm Tonleitern durch. Tonleitern übten immer eine beruhigende Wirkung auf sie aus.
    Viel schneller als erwartet verringerte der Dragonwing seine Geschwindigkeit. Aria wusste, dass sie ihr Gefühl für Zeit zwar verloren hatte, aber allzu lange konnte der Flug nicht gedauert haben. Vielleicht eine halbe Stunde? Schließlich war sie nur bis zur

Weitere Kostenlose Bücher