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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Krankheit. Früher war Perry derjenige gewesen, der sich hinter Vales Beinen vor ihrem gemeinsamen Vater versteckt hatte. Aber vor Witterern konnte man sich nicht verstecken. Gerüche wurden weit getragen.
    Vale hob das Geweih an. »Für dich, Talon. Such dir ein Horn aus. Wir schnitzen dir einen Griff für ein neues Messer daraus. Wäre das nicht was?«
    Talon zuckte die Achseln. »Okay.«
    Perry warf einen Blick auf das Messer an Talons Gürtel. Es war Perrys alte Klinge. Als Junge hatte er Federn in den Griff geschnitzt und daraus ein Muster entworfen, das zu ihm passte und später auch zu Talon. Er sah keinen Grund, warum Talon ein neues Messer brauchte.
    Endlich begegnete Vale seinem Blick. Er betrachtete den Bluterguss auf Perrys Gesicht, und Argwohn blitzte in seinen Augen auf. Vale musste wissen, dass nicht er Perry diese Prellung zugefügt haben konnte – in jener Nacht am Tisch hatte er keinen wirkungsvollen Treffer gelandet.
    »Was ist mit dir passiert, Peregrine?«
    Perry erstarrte. Die Wahrheit konnte er Vale nicht erzählen, aber eine Lüge würde ihm ebenso wenig helfen. Ganz gleich, was er sagte: Die Leute würden glauben, Vale hätte ihm den Bluterguss verpasst – genau wie auch Brooke es angenommen hatte. Wenn er jetzt jemand anderem die Schuld dafür gab, würde er damit nur wie ein Feigling dastehen. »Danke der Nachfrage, Vale. Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein.« Perry deutete mit dem Kopf auf das Geweih. »Wo hast du ihn erlegt?«
    »Moss Ledge.«
    Perry konnte nicht glauben, dass ihm der Geruch des Hirschs entgangen war. Schließlich war er erst kurz zuvor selbst durch diese Gegend gestreift.
    Vale lächelte. »Schönes Tier, findest du nicht auch, kleiner Bruder? Das beste seit Jahren.«
    Wütend starrte Perry seinen älteren Bruder an und schluckte mit Mühe die bitteren Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Vale wusste, dass es ihn ärgerte, vor dem Stamm so genannt zu werden. Er war kein Junge mehr. Und er war alles andere als klein.
    »Findest du immer noch, dass wir die Bestände überjagt haben?«, fuhr Vale fort.
    Perry war fest davon überzeugt, dass die Tiere das Weite gesucht hatten. Sie spürten, dass der Äther jedes Jahr stärker wurde. Auch Perry spürte es. Aber was sollte er sagen? Vale hielt den Beweis dafür, dass es in ihrem Tal noch immer jagdbares Wild gab, in den Händen. »Wir sollten trotzdem weiterziehen«, platzte er heraus.
    Ein Lächeln huschte über Vales Gesicht. »Weiterziehen, Perry? Ist das dein Ernst?«
    »Die Stürme werden immer schlimmer werden.«
    »Diese Phase wird vorübergehen wie alle anderen auch.«
    »Mit der Zeit vielleicht. Aber hier werden wir die schlimmsten Stürme vermutlich nicht überleben.«
    In der Menge kam Unruhe auf. Vale und er konnten zwar zu Hause miteinander streiten, aber vor dem Stamm durfte niemand Vale widersprechen.
    Vale verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere. »Dann erzähl uns doch mal von deiner Idee, Perry. Davon, dass mehr als zweihundert Menschen über offenes Gelände ziehen sollen. Meinst du, ohne Schutz wären wir besser dran? Indem wir im Grenzland um unser Leben kämpfen?«
    Perry schluckte heftig. Er war sich seiner Argumente sicher, hatte sie bisher nur noch nie klar ausgesprochen. Doch er durfte jetzt nicht kneifen. »Das Dorf wird sich hier nicht halten können, wenn die Stürme sich verschlimmern. Wir verlieren unsere Felder. Wir werden alles verlieren, wenn wir hierbleiben. Wir müssen geschützteres Land aufsuchen.«
    »Und wo sollen wir deiner Meinung nach hin?«, fragte Vale. »Meinst du vielleicht, ein anderer Stamm würde uns auf seinem Gebiet willkommen heißen? Uns alle?«
    Perry schüttelte den Kopf. Er war sich nicht sicher. Vale und er waren Sinnesträger – sie waren etwas wert, schlicht und einfach wegen ihres Bluts. Doch das galt nicht für die anderen, die Sinneslosen, die weder Witterer noch Horcher oder Seher waren und den größten Teil des Stammes ausmachten.
    Vales Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was, wenn die Stürme in anderen Gebieten noch schlimmer sind, Peregrine?«
    Darauf wusste Perry keine Antwort. Er konnte nicht sagen, ob der Äther anderswo auch so tobte wie hier in ihrer Region. Er wusste nur, dass die Stürme im vergangenen Winter fast ein Viertel ihres Gebiets niedergebrannt hatten. Und er rechnete damit, dass es in diesem Winter noch schlimmer kommen würde.
    »Wenn wir dieses Land verlassen, sterben wir«, sagte Vale, nun plötzlich in

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