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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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dich sterben lassen sollen. Wegen dir habe ich alles verloren.«
    Erneut blitzte der Äther auf und erhellte dabei ein furchterregendes Gesicht, das sie nur mit Mühe wiedererkannte. Doch sie hatte dieses ungebändigte Haar, gelockt und mit blonden Strähnen durchsetzt, und diese glänzenden, animalischen Augen schon einmal gesehen.
    »Setz dich in Bewegung. Und versuch ja nicht wegzulaufen, kapiert?«
    Fast hätte sie ihn gar nicht verstanden, so langsam und seltsam gedehnt sprach er die Worte aus. Der Barbar riss sie auf die Füße und stieß sie vorwärts, ohne ihre Antwort abzuwarten. Aria taumelte und verlor ihn in der schummrigen Dunkelheit aus den Augen. Ein weiterer Äthertrichter bildete sich am Himmel und fiel herab. In dem aufblitzenden Lichtschein erkannte sie, dass der Kerl kaum einen Meter entfernt stand.
    »Beweg dich, Maulwurf!«, schrie er, wandte sich dann von ihr ab und fluchte.
    Ein Schwall warmer Luft strich Aria über das Gesicht. Erneut stieß der Außenseiter gegen ihren Anzug, prallte gegen ihren Rücken und schlang die Arme um sie. Angst erfasste sie, als er sie vor sich herdrängte. Sie versuchte, ihn von sich zu schieben, doch er hielt sie in geduckter Stellung umschlungen.
    »Nicht bewegen!«, schrie er ihr ins Ohr. »Mach die Augen zu und leg …«
    Dieser Trichter war viel näher. Das Licht blendete sie, doch der Einschlag wurde von einem gewaltigen, schier unerträglichen, grauenvollen Kreischen begleitet. Aria hielt sich mit aller Macht die Ohren zu und schrie auf, als ihre Gesichtshaut von der Hitze versengt wurde. Jeder Muskel ihres Körpers verkrampfte sich, ergriffen von einer Kraft, die viel stärker war als sie.
    Als das Geräusch und das Licht verebbten, schaute sie auf und blinzelte heftig. Wohin sie auch schaute – überall peitschten Lichteruptionen vom Himmel herab und hinterließen glimmende Feuerspuren auf der Erde. Selbst in der Sicherheit von Reveries Wänden hatte sie Ätherstürme ihr ganzes Leben lang gefürchtet. Und nun befand sie sich mitten im Zentrum eines solchen Sturms.
    Der Außenseiter ließ sie los. Er wandte sich erst in die eine, dann in die andere Richtung, mit präzisen, bewussten Bewegungen. Aria machte auf wackligen Beinen ein paar Schritte von ihm weg, benommen und schwerfällig. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es ihre Beine waren oder die Erde, die so zitterte. Ihre Ohren fühlten sich an, als wären die Trommelfelle geplatzt. Das grauenhafte Kreischen des Äthersturms war inzwischen verklungen. Vorsichtig berührte sie die tröpfelnde Wärme unter ihrer Nase. Eine dunkle Flüssigkeit ließ die Finger ihres Handschuhs glänzen. Sie war auf seltsame Weise enttäuscht. Blut sollte doch knallrot sein, oder nicht? Plötzlich begriff sie, dass sie jetzt keine Bestandsaufnahme ihrer Verletzungen machen konnte. Sie musste hier weg.
    Sie war erst wenige Schritte weit gekommen, als er sie erwischte und am Rückenteil ihres Anzugs festhielt. Erschrocken versteifte sich Aria, als sie merkte, dass das Material riss. Ihr Medi-Anzug gab nach, dann wehte ihr kalte Luft über den Rücken. Sie hatte kaum begriffen, was der Barbar getan hatte, als auch schon der ganze Anzug zu Boden fiel. Aria machte einen Satz und versuchte hastig, sich und ihre dünne Unterwäsche zu bedecken. Das konnte einfach nicht wahr sein.
    Der Außenseiter knüllte ihren zerrissenen Anzug zusammen und warf ihn in die Dunkelheit. »Du hast den Äther herbeigerufen. Beweg dich, Maulwurf! Sofort , sonst verbrennen wir!«
    Sie konnte ihn kaum verstehen. Ihre Ohren funktionierten nicht richtig, und der Sturm kreischte um sie herum und dämpfte seine Stimme. Doch sie sah ein, dass er recht hatte. Die Äthertrichter kamen offenbar näher und scharten sich um sie beide.
    Er packte sie am Handgelenk. »Bleib dicht über dem Boden. Wenn der Äther nahe ist, leg die Hände auf die Knie, um der Spannung einen Weg zur Entladung zu bieten. Hast du mich verstanden, Siedlerin?«
    Sein Griff um ihr Handgelenk ließ ihr keinen Raum zum Denken. Eine Woge warmer Luft wehte vorbei, schwer, so als streiften Finger über ihr Gesicht. Mittlerweile wusste sie diese Zeichen zu deuten – ein Trichterblitz würde in unmittelbarer Nähe einschlagen. Aria tat, was der Barbar gesagt hatte. Sie beugte sich dicht über ihre Knie und sah noch, wie der Außenseiter das Gleiche tat und zu halber Länge zusammenklappte, bevor sie die Augen vor dem gleißenden Licht schließen musste. Als die Helligkeit hinter ihren Lidern

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