Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
verblasste, richtete sie sich auf und blickte in eine stille, blitzende Welt.
    Offenbar begriff er, dass sie nichts hören konnte, und schüttelte nur den Kopf. Als er in die Dunkelheit zeigte, kämpfte sie nicht länger gegen ihn an. Wenn er sie von diesem Ort wegbrachte, würde zumindest ihre Haut nicht verbrennen und ihre Ohren würden nicht noch einmal taub werden.
    Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen waren. Die Trichter schlugen nicht wieder so nahe neben ihnen ein wie zuvor. Während sie sich vom Äthersturm entfernten, setzte Regen ein. Die Tropfen fühlten sich an wie Nadelstiche, ganz anders als der Pseudoregen in den Welten. Zunächst kühlte er ihre Haut, doch bald betäubte die Kälte ihre Muskeln, und sie begann zu zittern.
    Da die Gefahrenzone der Ätherblitze nun allmählich hinter ihnen lag, konzentrierte Aria ihre Aufmerksamkeit erneut auf den Barbaren. Wie konnte sie entkommen? Er war doppelt so groß wie sie und bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Dunkelheit. Sie dagegen war völlig erschöpft; es kostete sie Mühe, auch nur neben ihm herzutaumeln, doch irgendeinen Versuch musste sie unternehmen. Es gab keinerlei Gründe dafür, warum der Barbar sie zwang, mit ihm zu kommen. Sie musste nur den richtigen Moment abpassen, um sich aus dem Staub zu machen.
    Die Wüste endete abrupt und ging in eine hügelige, stellenweise mit trockenem Gras bedeckte Landschaft über. Hier, abseits der Ätherstürme, wurde es immer dunkler. Aria konnte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr erkennen und trat prompt auf etwas, das ihr tief in die Sohle stach. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei und erkannte, dass ihre Chancen auf eine erfolgreiche Flucht damit weiter gesunken waren.
    Der Außenseiter drehte sich zu ihr um. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit. »Was ist los, Siedlerin?«
    Sie hörte ihn nur schwach, gab aber keine Antwort. Stattdessen blieb sie im strömenden Regen stehen und balancierte auf einem Bein. Sie konnte den anderen Fuß nicht mehr belasten. Der Barbar trat auf sie zu und schob ohne ein weiteres Wort seinen Arm unter ihre Schulter. Aria grub ihm die Fingernägel in die Haut, worauf er den Halt verlor und sie beinahe mit sich zu Boden gerissen hätte.
    »Wenn du mir noch einmal wehtust, tue ich dir noch viel mehr weh«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Aria spürte das Grollen seiner Stimme an der Stelle ihres Körpers, an der ihre Rippen gegeneinandergepresst waren.
    Der Außenseiter verstärkte den Druck seiner Hand auf ihrer Hüfte und beschleunigte sein Tempo, während er sie den Hügel hinaufzerrte. Sie hörte seinen Atem als gedämpftes Zischen an ihrer Seite. Dort, wo sich ihre Haut berührte, wurde es warm, was ihr Übelkeit bereitete. Als sie den Hang erklommen hatten, glaubte sie, es nicht länger ertragen zu können.
    Im Licht des Äthers erkannte sie eine dunkle Öffnung in ­einer glatten Felswand. Sie hätte gelacht, wenn sie gekonnt hätte – natürlich musste es eine Höhle sein. Von der Öffnung im Fels stürzte der Regen wie eine Wasserwand zu Boden. Der Außenseiter setzte sie in der Höhle ab.
    »Jetzt bist du wieder unter der Erde. Muss sich doch anfühlen wie zu Hause«, knurrte er und verschwand in den Tiefen der Höhle.
    Aria humpelte wieder hinaus in den Platzregen. Sie starrte auf den Hang hinunter, den sie hinaufgeklettert waren – der Bergrücken war derart von Felsblöcken durchzogen, dass er aussah, als hätte er Zähne. Weit und breit konnte sie keinen anderen Weg entdecken, der begehbar wirkte – weder bergauf noch bergab. Dennoch kletterte sie hinab, wobei sie ihre Hände und ihren gesunden Fuß dazu nutzte, sich über Felsen zu hieven, die der Regen rutschig gemacht hatte. Aria zwang sich zur Eile, bevor der Außenseiter zurückkehrte. Da rutschte sie aus und geriet mit dem Fuß in eine Spalte zwischen zwei Felsplatten. Sie zerrte und drehte sich, doch der Fuß blieb in der Spalte eingeklemmt, und sie wurde immer schwächer – die Kälte des Felsgesteins in ihrem Rücken raubte ihr die letzten Kraftreserven.
    Aria rollte sich zu einer Kugel zusammen und hatte noch genau zwei Gedanken: Als Erstes fiel ihr auf, dass sie in eine Ohnmacht glitt, die viel tiefer war als jeder Schlaf. Und zweitens hatte sie nicht annähernd genug Abstand zwischen sich und den Barbaren gebracht.

Peregrine   | Kapitel Zwölf
    Als Perry das Feuer endlich entfacht hatte, war das Mädchen bewusstlos geworden. Das schien bei ihr

Weitere Kostenlose Bücher