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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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schwarzen Handschuhen. »Gib mir das Smarteye.«
    Perry taumelte zu der Stelle, wo er seinen Beutel zurückgelassen hatte, und fiel dabei zweimal auf die Knie. Zwar spürte er seine Glieder wieder, aber damit auch den Schmerz in seinen Rippen, der ihn zu überwältigen drohte. Mühsam drehte er sich zu dem Siedler mit dem durchsichtigen Schwert um und hielt die Augenklappe hoch. »Lasst ihn laufen! Hier ist es!« Die beiden Siedler hatten Talon in die Mitte genommen, der sich weiterhin nach Kräften wehrte.
    »Hör auf damit!«, brüllte Perry seinen Neffen an.
    Doch Talon riss sich mit einem Arm los und schlug einen der Siedler in den Unterleib. Der Mann brach zusammen, aber der andere reagierte umgehend und trat Talon in den Bauch. Der Junge stürzte in den Sand, richtete sich langsam wieder auf und zückte sein Messer. Perrys altes Messer. Der Siedler war darauf jedoch vorbereitet und schlug Talon mit dem Handrücken, sodass dieser samt Klinge durch die Luft flog. Mit verschwommenem Blick sah Perry, dass der Körper seines Neffen reglos liegen blieb, während sich hinter ihm die Wellen am Strand brachen.
    Ein Windstoß trug Talons Stimmung zu Perry – der schwerste Schlag, den er je erhalten hatte. Auf diese Weise, zitternd vor Angst und mit Beinen, die ihn nicht aufrecht stehen ließen, konnte er nicht gegen die Maulwürfe kämpfen. »Es reicht! Nimm es!«, schrie er und warf dem Siedler die Augenklappe zu.
    Geschickt fing der Mann das transparente Ding mit seiner behandschuhten Hand auf und steckte es in seine Brusttasche. »Zu spät«, grinste er hämisch und ging dann mit erhobenem Schwert auf Perry zu. Weiter unten am Strand hob einer der Siedler Talon auf und trug ihn die Düne hinauf zum Hovercraft. Perry traute seinen Augen nicht: Sie nahmen Talon mit!
    »Nein!«, schrie Perry. »Ich habe es euch doch zurückgegeben! Ich bring euch um, Maulwürfe!«
    Der Siedler mit den schwarzen Handschuhen kam weiter auf ihn zu. Perry hatte keine Waffe, und Talons Stimmung hatte ihn halb panisch, halb wütend zurückgelassen. Er wich zurück, lief ins Meer. Der Siedler folgte ihm zwar, konnte aber in seinem unförmigen Anzug nur wackelige Schritte machen, als die Brandung ihm gegen die Knie schlug. Eine Welle rauschte an ihm vorbei und spritzte Gischt auf seinen Helm. Maulwürfe kannten kein Wasser, schoss es Perry in dem Moment durch den Kopf. Und als die nächste Welle kam, war er bereit: Er machte einen Satz nach vorn und griff den Siedler an. Salzwasser drang ihm in die Nase, verschaffte ihm schlagartig einen klaren Kopf und brachte ihn wieder zu sich.
    Während sie durch die seichte Brandung taumelten, hebelte er dem Mann das durchsichtige Schwert aus der Hand. Die Welle glitt zurück ins Meer und ließ sie beide ineinander verkeilt und wütend ringend in kniehohem Wasser zurück. Der Siedler versuchte, Perry von sich zu stoßen, doch dieser senkte den Kopf und grub seine Zähne in die behandschuhte Hand des Mannes. Seine Eckzähne, scharf und spitz wie bei allen Witterern, durchstachen das Material sofort. Er schmeckte Salz und Blut und spürte, wie der Muskel nachgab. Dann biss er zu, bis er auf den Knochen stieß.
    Der Schrei des Siedlers drang gedämpft aus dem Helm. Perry wälzte sich herum und rappelte sich auf, während der Siedler aus dem Wasser kroch und sich um seine Hand krümmte. Diese Gelegenheit nutzte Perry: Er trat mit seinem Stiefel gegen den Helm des Siedlers, der sofort zersplitterte. Unter dem Visier drang ein dünner Luftstrom mit widerlichem Geruch hervor, den Perry wiedererkannte. Ein weiterer Tritt, und der Mann sackte auf den nassen Sand.
    Perry riss dem Siedler die Augenklappe aus der Brusttasche, wankte schwerfällig die Sandbank entlang und raffte seinen Bogen und seinen Köcher zusammen.
    »Talon!«
    Er konnte seinen Neffen nirgends sehen, nur das Hovercraft, das noch immer an Ort und Stelle schwebte. Im nächsten Moment wurde die Luke luftdicht verschlossen, dann schoss das Fluggerät in einer Fontäne aus Sand davon.
    Benommen und blind vor Wut rannte er zurück, den Arm gegen den bohrenden Schmerz an die Rippen gepresst. Auf der Hügelkuppe hielt er kurz inne und schnappte nach Luft. Aus dieser Entfernung sah das Dorf im Tal wie ein Steinkreis aus. Der von Ätherströmen und dunklen Wolken überzogene Himmel verwandelte den Nachmittag in finstere Nacht. Perry legte den Kopf in den Nacken, um die stürmischen Winde nach Gerüchen zu erforschen. Von den Siedlern weit und breit keine

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