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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Siedlermädchen. Das ist das Letzte, wovor du Angst haben musst.«
    Das Mädchen musterte die dunklen Granitwände, dann die stählernen Kisten mit Vorräten, die an einer Seite der Höhle gestapelt waren. Dann bemerkte sie das heruntergebrannte Feuer und folgte mit den Augen der Rauchsäule in Richtung Höhlenöffnung.
    »Ja, dort ist der Ausgang«, bestätigte Perry. »Aber du bleibst schön hier.«
    Ängstlich drehte sie sich zu ihm, wobei ihr Blick an seinen Tätowierungen hängen blieb. »Was willst du von mir, Barbar?«
    »So nennt ihr uns also?«
    »Ihr seid Mörder. Kranke. Kannibalen.« Sie schleuderte ihm die Worte entgegen wie Flüche. »Ich kenne die ganzen Geschichten.«
    Perry verschränkte die Arme. Die Siedlerin lebte buchstäblich unter der Erde. Was wusste sie denn schon? »Schätze, eure Namen für uns bringen es auf den Punkt, Maulwurf.«
    Sie betrachtete ihn mit angewiderter Miene. Dann griff sie sich mit zittriger Hand an die Kehle. »Ich brauche Wasser. Gibt es hier Wasser?«
    Perry holte seinen ledernen Trinkschlauch aus dem Umhängebeutel und hielt ihn in die Höhe.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Wasser.«
    »Sieht aus wie ein Tier.«
    »Das war es früher auch.« Der Sack, der die Flasche schützte, bestand aus Ziegenfell.
    »Es sieht dreckig aus«, sagte sie.
    Perry zog den Korken von der Öffnung und nahm einen tiefen Schluck. »Schmeckt gut.« Er schüttelte die Flasche, sodass das Wasser darin hin und her schwappte. »Ist dir der Durst vergangen?«
    Aufgebracht riss das Mädchen ihm den Trinkschlauch aus der Hand und huschte zurück an ihren Platz. Sie schloss die Augen und trank.
    Als sie fertig war und ihm den Sack zurückgeben wollte, hob er abwehrend eine Hand. »Behalte es.« Auf keinen Fall würde er jetzt noch daraus trinken. »Warum warst du da draußen in der Wüste?«, fragte er.
    »Wieso sollte ich dir das verraten?«
    »Ich habe dir das Leben gerettet. Zwei Mal, wenn ich richtig mitgezählt habe.«
    Sie beugte sich vor. »Da irrst du dich gewaltig! Ich bin nur deinetwegen hier. Rate mal, wer dich angeblich reingelassen hat!«
    Ihre Antwort überraschte ihn. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen den kühlen Felsen und fragte sich, was wohl passiert war, nachdem er sie in jener Nacht zurückgelassen hatte. Aber es spielte keine Rolle. Er hatte getan, was er tun konnte. Nun gab es nur noch Talon, um den er sich kümmern musste. Perry zog das Messer aus der Scheide an seiner Hüfte, fuhr prüfend mit dem Daumen über den Rand der Klinge und drehte diese dabei so, dass sie im Lichtschein des Feuers aufblitzte. »Ich habe keine Zeit zu verlieren, Maulwurf. Glaub bloß nicht, es wäre schwierig, dich zum Reden zu bringen.«
    »Damit kannst du mir keine Angst einjagen.«
    Perry atmete tief ein. Ihre Lüge war beißend und scharf und verursachte einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Sie hatte keine Angst – sie war in heller Panik!
    »Warum schaust du mich so an?«, fragte sie.
    »Dein Geruch.«
    Ihre Unterlippe bebte. »Du trinkst aus einem toten Kaninchen und glaubst, ich stinke?«
    Als sie anfing zu lachen, wusste Perry genau, was darauf folgen würde: Er nahm die Veränderung in der Luft wahr wie das Heranrollen einer dunklen Flut. Lange würde sie nicht lachen.
    Kopfschüttelnd ging er hinaus und setzte sich auf einen glatten Felsblock. Die graue Abenddämmerung kündigte bereits eine kalte Nacht an. Er saß einfach nur da, atmete und versuchte, nicht daran zu denken, wie Talon wohl jetzt gerade schluchzte, weil er nach Hause wollte. Genau wie das Mädchen in der Höhle.

Aria   | Kapitel Dreizehn
    Um sich zu beruhigen, versuchte Aria sich vorzustellen, dass sie sich in einer Welt befand – einer paläolithischen Welt. Schließlich hockte sie in einer Höhle, direkt neben einem Feuer, das sie kaum anzuschauen wagte, weil es Erinnerungen an Ag 6 wach werden ließ. Doch entlang einer Höhlenwand stapelten sich Stahlkisten; außerdem war sie in eine dunkelblaue Decke aus Fleece gehüllt, und die Glasbehälter, die in der Nähe des Feuers aufgereiht standen, hatten Metalldeckel mit Schraubverschluss. All diese Gegenstände zerstörten die Illusion von Steinzeit.
    Das hier war die Realität.
    Aria stand auf und zuckte zusammen, als ein stechender Schmerz durch ihre Fußsohle jagte. Sie zog die Decke enger um sich und lauschte, ob sie den Barbaren irgendwo hörte. Die Stille wurde nur vom durchdringenden, pochenden Rhythmus ihrer Kopfschmerzen durchbrochen. Hatte sie sich

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