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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Gruppen aufgeteilt. Sie umzingeln uns. Und wir verlieren unseren Vorsprung.«
    Unruhig schob Perry Bogen und Köcher höher und warf seinem besten Freund einen Blick zu. »Du weißt, dass du das hier nicht zu tun brauchst. Aria und ich müssen zu Marron, aber du nicht.«
    »Klar, Perry. Ich verschwinde dann mal und lass euch allein zurück.«
    Diese Antwort hatte Perry erwartet. Auch er würde Roar nie im Stich lassen. Aber bei Cinder sah die Situation anders aus. »Ist der Junge inzwischen fort?«
    »Nein, er folgt uns noch immer«, erklärte Roar. »Ich hab dir doch gesagt, er ist wie eine Klette. Dein Gespräch mit ihm hat auch nichts geholfen. Wahrscheinlich wird er jetzt überhaupt nicht mehr verschwinden.«
    »Du hast uns gehört?«
    »Wort für Wort.«
    Perry schüttelte den Kopf. Er hatte ganz vergessen, wie gut die Ohren seines Freundes waren. »Wird dir das Lauschen eigent­lich nie langweilig?«
    »Nie.«
    »Was, glaubst du, hat der Junge verbrochen, Roar?«
    »Das ist mir egal, und dich sollte es auch nicht kümmern. Komm jetzt. Lass uns zu Aria aufschließen. Sie ist dort drüben.«
    »Ich weiß, in welche Richtung sie gegangen ist.«
    Roar klopfte ihm auf die Schulter. »Ich wollte nur sichergehen, dass du es auch wirklich weißt.«
    In der Nacht, nachdem sie Meile um Meile zurückgelegt hatten, verwandelten sich Perrys kreisende Gedanken allmählich in Bilder, fast so lebendig wie Träume: Er sah Cinder am Strand, wie er von Siedlern in ein Hovercraft gezerrt wurde. Dann Talon, umringt von Männern in schwarzen Umhängen und mit Krähenmasken.
    Bei Tagesanbruch zogen die Kräher ihr Netz immer dichter um sie zusammen, und Perry hatte beschlossen, nicht länger zu warten: Er wollte nicht auch noch Cinders Leben auf dem Gewissen haben.
    »Ich komme gleich wieder«, sagte er. Dann lief er ein Stück zurück, den Hügel hinunter, während Roar und Aria weiter hinauf­kletterten. Cinder war zwar nicht in Sichtweite, aber Perry wusste, dass er nicht weit entfernt sein konnte: Er ließ sich vom Brennen in seiner Nase direkt zu dem Jungen führen.
    Als er Cinder fand, hielt Perry sich einen Moment zurück und beobachtete ihn durch die Bäume hindurch. Offenbar hatte Cinder ihn noch nicht bemerkt. Er sah verloren, betrübt drein. Dieser Anblick schnitt Perry mehr ins Herz als die sonst übliche spöttische Maske des Jungen.
    »Deine letzte Chance, aus freien Stücken zu gehen«, sagte Perry.
    Fluchend machte Cinder einen Satz zurück. »Du solltest dich nicht an mich heranschleichen, Witterer.«
    »Ich hab dir doch gesagt, trenn dich von uns.« Das vor ihnen liegende Gelände öffnete sich zu einem breiten, baumlosen Plateau. Nur im Schutz des Waldes hatte der Junge überhaupt eine Chance, allein das Weite zu suchen. Wenn er jetzt nicht ging, würde er mit ihnen zusammen eingekesselt werden.
    »Das ist nicht dein Herrschaftsgebiet«, höhnte Cinder und breitete dabei seine knochigen Arme aus. »Und ich bin dir gegenüber zu nichts verpflichtet.«
    »Verschwinde von hier, Cinder.«
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich gehe, wohin ich will.«
    Perry ließ seinen Bogen von der Schulter gleiten, legte einen Pfeil ein und zielte auf Cinders Kehle. Was er damit bezweckte, wusste er nicht, aber er konnte nicht zulassen, dass dieser dürre Junge seinetwegen ums Leben kam. »Verschwinde von hier, bevor es zu spät ist.«
    »Nein!«, rief Cinder. »Du brauchst mich!«
    »Hau ab, sofort .« Perry spannte die Bogensehne bis zum Anschlag.
    Im nächsten Moment stieß Cinder ein tiefes, knurrendes Geräusch hervor, und Perry schnappte nach Luft, als sich das Brennen in seiner Nase daraufhin verstärkte und in ein Stechen verwandelte.
    Eine blaue Flamme blitzte in Cinders dunklen Augen auf. Einen Augenblick glaubte Perry, es sei der Äther, der sich in seinen schwarzen Pupillen spiegelte, doch das Licht wurde immer heller. Leuchtende, blaue Linien krochen aus Cinders Kragen hervor, wanden sich um seinen Hals, schlängelten sich um seine knochigen Wangen und über sein Gesicht. Perry traute seinen Augen nicht. Cinders Adern flackerten auf, als flösse Äther in ihnen.
    Dann breiteten sich schmerzhafte Nadelstiche auf Perrys Gesicht und Armen aus. »Lass das, Cinder!«, rief er und hörte, wie Roar und Aria zu ihnen gelaufen kamen. Roar hielt sein Messer in der Hand. Als sie den Jungen sahen, erstarrten sie. Perrys Herz hämmerte wie wild. Cinders leuchtende Augen starrten durch ihn hindurch, leer und vollkommen

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