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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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blank.
    Perry biss die Zähne zusammen, während seine Muskeln sich schmerzhaft verkrampften. »Cinder, hör auf!«
    Der Junge hob die Hände und zeigte die netzartig mit Äther überzogenen Handflächen. Die elektrische Spannung in der Luft schwoll rasch an und verursachte erneut einen stechenden Schmerz auf Perrys Haut.
    Wer oder was war dieser Junge?
    Brennende Hitze erfasste die Fingerknöchel von Perrys Bogenhand und sprang schließlich auf den Bogen selbst über. Die wenige Zentimeter entfernte, stählerne Pfeilspitze begann orangefarben zu glühen. Perry handelte reflexartig: Er zielte knapp neben sein früheres Ziel und ließ los.
    Im nächsten Moment blendete ihn eine Explosion aus gleißendem Licht und verhinderte, dass er sehen konnte, was er getroffen hatte. Er spürte auch nicht, wie er auf dem Boden aufschlug und sich um seinen Arm krümmte. Er verlor jegliches Zeitgefühl, wusste lediglich, dass etwas Furchtbares geschehen war. Erst der Geruch seines eigenen verbrannten Fleisches ließ ihn ruckartig in eine Welt zurückkehren, die von Schmerz beherrscht war. Ein grauenhaftes, animalisches Stöhnen drang an seine Ohren. Es stammte von ihm.
    »Bleibt zurück!«, brüllte Cinder.
    Durch zusammengekniffene Augen erkannte Perry, dass Roar und Aria etwas weiter oben am Hang standen, beide reglos und wie vom Donner gerührt. Ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase – verbrannte Haare, Wolle und Haut.
    Cinder fiel neben ihm auf die Knie. »Was ist passiert?«, schluchzte er. »Wozu hast du mich getrieben?« Das blaue Flackern in seinen Augen verblasste, seine Adern verschwanden wieder unter der Haut.
    Perry war nicht imstande, zu antworten. Er wusste nicht, ob er noch eine Hand hatte, brachte es nicht über sich, nachzusehen.
    Inzwischen zitterte Cinder am ganzen Körper. »Was habe ich getan? Du hast geschossen … Du wolltest mich erschießen.«
    Perry gelang es, den Kopf zu schütteln. »Ich wollte nur, dass du gehst.«
    Cinder starrte ihn bestürzt an. Er rappelte sich auf, hatte jedoch große Mühe, dabei das Gleichgewicht zu bewahren. »Ich kann nirgendwohin«, stieß er erstickt hervor. Dann krümmte er sich zusammen, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten, und taumelte in Richtung Wald.
    Roar und Aria stürmten heran. Als Roar einen Blick auf Perrys Hand warf, erbleichte er.
    Perry begegnete seinem Blick. »Hilf ihm. Hol ihn zurück.«
    »Ihm helfen? Ich werd ihm die Kehle durchschneiden.«
    »Bring ihn einfach wieder her, Roar!«
    Als er fort war, ließ Perry sich zurück auf den Boden sinken und starrte durch die Bäume hindurch. Über ihnen wirbelte der Äther. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung.
    »Perry, kann ich mal sehen?«
    Aria kniete neben ihm. »Lass mich mal sehen«, sagte sie leise und griff vorsichtig nach seiner Hand.
    Stöhnend setzte er sich auf, und dann betrachtete er zum ersten Mal seine linke Hand: Sie war auf die doppelte Größe angeschwollen. Die Haut über den Fingerknöcheln erinnerte an verkohltes Fleisch. Sein Handteller war bis hinab zum Handgelenk von großen, roten Blasen übersät. Perry drehte sich der Magen um. Sterne explodierten vor seinen Augen. Mühsam schluckte er die aufkommende Gallenflüssigkeit hinunter. Er würde sich jeden Moment erbrechen oder ohnmächtig werden. Vielleicht auch beides.
    »Halt deinen Kopf gesenkt und atme tief durch. Ich bin gleich wieder da.«
    Als Aria zurückkehrte, reichte sie ihm die Flasche Luster. Perry trank, setzte die Flasche erst wieder ab, als er sie bis auf den letzten Tropfen geleert hatte, und warf sie dann beiseite. Inzwischen hatte Aria seine verbrannte Hand behutsam auf ihren Schoß genommen und schob nun den Ärmel hoch. Sie hielt einen langen Streifen Mull in der Hand. Das war einmal ihr Gürtel gewesen, erkannte er. Vorsichtig goss sie Wasser über seine Verbrennungen.
    »Ich muss deine Hand verbinden, Perry. Damit sich die Wunden nicht infizieren.«
    Kalter Schweiß rann über Perrys Rücken. Für einen kurzen Moment begegnete er Arias Blick, besorgt, sie könnte seine Furcht erkennen. Dann nickte er und ließ den Kopf wieder nach vorn sinken.
    Obwohl ihre Berührung auf seinen Fingerknöcheln nur federleicht war, lief ihm ein Schauer über den Rücken und ließ seine Schultern unkontrolliert zittern. Arias Hände erstarrten.
    »Mach weiter«, sagte er, bevor er seine Meinung ändern und sich den Arm abreißen würde – was vermutlich weniger schmerzhaft gewesen wäre. Er

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