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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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jedenfalls wollten die Männer nicht einfach weiterziehen. Zwei habe ich mit meinem Bogen erledigt. Den dritten mit meinem Messer.«
    Cinder fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Gebannt schaute er ihn aus seinen schwarzen Augen an. »Und jetzt sind sie hinter dir her? Du hast ihr doch bloß geholfen.«
    »So sehen die Kräher das aber nicht.«
    »Aber du musstest sie töten.« Er schüttelte den Kopf. »Warum verstehen die Leute das denn nie?«
    Perry wusste, dass er den Jungen verblüfft musterte. Irgendetwas an den Worten des Jungen ließ ihn aufhorchen – die Art und Weise, wie er es gesagt hatte: Als wäre es eine Bürde, die er nur allzu gut kannte. »Cinder … verstehst du es denn?«
    Argwohn schlich sich in die Augen des Jungen. »Kannst du wirklich erkennen, ob ich lüge?«
    Vorsichtig verlagerte Perry die Schultern. Sein Herz raste. »Ja, kann ich.«
    »Dann lautet meine Antwort: Vielleicht.«
    Perry konnte es nicht fassen. Dieses Kind … dieser jämmer­liche kleine Junge hatte jemanden getötet? »Was ist passiert? Wo sind deine Eltern?«
    Cinders Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen; seine Stimmung wirkte auf Perry wie eine kühle Stromschnelle. »Sie sind bei einem Äthersturm ums Leben gekommen. Vor etwa zwei Jahren. Peng, und weg waren sie. Wirklich sehr traurig.«
    Dass der Junge log, erkannte Perry auch ohne seine besonderen Fähigkeiten. »Hat man dich hier in die Wildnis hinausgejagt?« Kriegsherren verbannten Mörder und Diebe in das Grenzland.
    Cinder lachte – das Lachen eines viel älteren Jungen. »Mir gefällt es hier draußen.« Dann verblasste sein Lächeln. »Das ist jetzt mein Zuhause.«
    Perry schüttelte den Kopf. Er schob die Pfeile wieder in den Köcher, nahm seinen Bogen und stand auf. Er musste weiter. »Du darfst dich nicht an uns hängen, Cinder. Du bist nicht stark genug, und es ist zu gefährlich. Zieh weiter, solange du noch die Chance dazu hast.«
    »Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich tun soll.«
    »Hast du eine Vorstellung, was die Kräher mit Kindern anstellen?«
    »Ist mir egal.«
    »Das sollte es aber nicht sein. Halte dich in Richtung Süden. Zwei Tagesmärsche von hier ist eine Siedlung. Wenn du schlafen musst, klettere auf einen Baum.«
    »Ich fürchte mich nicht vor den Krähenmännern, Witterer. Sie können mir nichts anhaben. Keiner kann das.«
    Fast hätte Perry ihn ausgelacht. Diese Behauptung war einfach absurd. Doch Cinders Stimmung wirkte kühl und scharf und klar. Perry atmete erneut ein und wartete darauf, dass sich der saure Geruch der Lüge daruntermischte.
    Doch das geschah nicht.
    Perrys Gedanken rasten, als er zu Aria und Roar aufschloss. Er blieb ein Stück hinter ihnen, da er etwas Zeit für sich brauchte. Die Behauptung des Jungen ging ihm nicht aus dem Kopf: Sie können mir nichts anhaben. Keiner kann das. Als Cinder diese Worte ausgesprochen hatte, war er absolut überzeugt davon gewesen. Aber wie konnte er so etwas glauben?
    Eine Weile fragte Perry sich, ob er die Stimmung des Jungen vielleicht falsch gedeutet hatte. Lag es an den Kiefern oder an Cinders seltsamem Äthergeruch, der seine Nase verwirrte? Oder war der Junge geistesgestört? Redete er sich ein, er wäre unantastbar, um allein in der Wildnis überleben zu können? Die Stunden verstrichen, schweigend und rasch, doch am späten Nachmittag war Perry immer noch nicht schlauer.
    Bei Anbruch der Dämmerung traten sie aus einem dichten Kiefernhain in einen felsigen Talkessel hinaus. Eine Gebirgs­kette mit steilen Gipfeln begrenzte den Horizont im Norden. Roar entfernte sich von Arias Seite und ließ sich zurückfallen, um den Abstand zwischen ihnen und den Krähern besser einschätzen zu können.
    Perry schloss sich Aria an. Stumm zählte er zwanzig Schritte ab, bevor er etwas sagte. »Möchtest du dich ausruhen?« Er fragte sich, wie sie zurechtkam. Seine eigenen Füße schmerzten bereits, und dabei hatte er weder Schnittwunden noch Blasen.
    Aria heftete ihre grauen Augen auf ihn. »Wieso fragst du überhaupt?«
    Kopfschüttelnd blieb er stehen. »Aria, so funktioniert das nicht mit meinen Sinnen. Ich kann nicht sagen, ob du …«
    »Ich dachte, wir sollten hier draußen nicht reden«, unterbrach sie ihn, ohne ihre Schritte zu verlangsamen.
    Perry runzelte die Stirn, während er ihr nachschaute. Wie kam es nur, dass er nun reden wollte, sie aber nicht?
    Wenig später kehrte Roar zurück. »Keine guten Nachrichten. Die Kräher haben sich in kleinere

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