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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Ohren. »Die Schellen verwirren mich.«
    Perry drehte sich um. Er hob den Kopf leicht an, und seine Augen sondierten die Umgebung, während er tief durch die Nase einatmete. Jetzt waren seine Fähigkeiten als Witterer und Seher gefragt. Als er Roars Blick begegnete, tauschten sie eine stumme Botschaft.
    »Wir müssen laufen«, bestätigte Roar.
    Nacktes Entsetzen erfasste Aria. Sie schaute zu Cinder, der an Perrys Seite hing. »Wie willst du mit ihm denn laufen?«
    Noch bevor sie ihre Frage beendet hatte, setzte Perry sich bereits in Bewegung. Aria griff in ihre Taschen, schaufelte die gesammelten Steine heraus, ließ sie auf den Boden fallen und rannte los.
    Wenige Minuten später verkrampften sich ihre Muskeln, und ihr wurde übel – was sie nicht verstand, da sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Trotzdem zwang sie sich weiter. Ihre Stiefel schienen selbst über die kleinsten Steine zu stolpern, und jeder Schritt sandte heiße Stiche durch ihre Fußsohlen. Vor ihnen ragten die Bäume am Berghang auf wie dunkle Gestalten. Sie würden ihnen Sichtschutz bieten. Aria lief und lief, und dennoch schienen die Bäume nicht näher zu kommen.
    »Auch die Kräher laufen jetzt«, stellte Perry fest, nachdem sie ein weiteres Stück der Strecke zurückgelegt hatten. War eine Stunde vergangen? Eine Minute? Sämtliche Farbe war aus Perrys Gesicht gewichen – was Aria sogar in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Den Anbruch der Morgendämmerung, grau und diesig am Horizont, bemerkte sie nicht. Und ebenso wenig bemerkte sie, wie sie den Fuß des Hangs erreichten, wo der Baumbewuchs einsetzte. Plötzlich fand Aria sich unter Kiefern wieder, so als hätte sie sich in eine ihrer Welten bilokalisiert.
    »Beweg dich, Cinder. Lauf!«, mahnte Perry.
    Cinder schleifte die Füße hinter sich her, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Aria biss sich auf die Lippen, während sie den Wald fieberhaft nach Krähenmännern absuchte. Die Schellen waren nun deutlich zu hören – verwirrend, wie Roar es gesagt hatte. »Lass mich ihn nehmen, Perry«, sagte sie hastig.
    Perry verringerte sein Tempo. Die Haare hingen ihm schweißfeucht in die Stirn, sein durchnässtes Hemd klebte ihm am Körper. Er nickte und übergab ihr Cinder. Der Junge fühlte sich eiskalt an und hatte die Augen verdreht. Im nächsten Moment erschien Roar an seiner anderen Seite, und gemeinsam stemmten, schoben, trugen sie Cinder, während der Hang immer steiler und die Schellen immer lauter wurden.
    Plötzlich hielt Roar inne. »Schnurgerade den Hang hinauf. Schaffst du das mit ihm auch ohne mich?«
    »Ja.« Aria drehte sich um, und ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen. »Wo ist Perry?«
    »Er hält die Kräher auf.«
    Er war fort ? Zurückgegangen?
    Roar zückte sein Messer. »Lauf weiter. Lauf zu Marron und seinen Leuten. Hol Hilfe!« Dann jagte er den Hang hinunter, und seine dunklen Kleider verschmolzen rasch mit den Schatten.
    Aria verstärkte den Griff um Cinders knochige Rippen und zwang sich weiter voran, jeder Schritt zusätzlich von wachsender Angst beschwert. Sie konnte den Gedanken nicht verdrängen … Was wäre, wenn sie sie nie wiedersah? Was, wenn es das letzte Mal war, dass sie Perry gesehen hatte? Das durfte sie nicht zulassen.
    »Hilf mir, Cinder.«
    »Ich kann nicht.« Die Worte waren kaum noch ein Flüstern.
    Aria bemerkte die Steinmauer erst, als sie schon fast davorstanden. Der Anblick inmitten der immergrünen Pflanzen kam vollkommen überraschend. Die Mauer ragte hoch vor ihnen auf, um ein Vielfaches höher als ihre eigene Körpergröße. Mit Cinder halb über der Schulter humpelte Aria näher und legte ihre Hand auf die raue Oberfläche: Sie musste das Mauerwerk fühlen, um sich zu vergewissern, dass die Steine auch wirklich real waren. Dann folgte sie der Mauer, hielt sich so eng daran, dass ihre Schulter an ihr entlangstreifte. Schließlich kam sie an ein schweres Holztor. Daneben war ein Bildschirm in das Mauerwerk eingelassen. Der Anblick eines Geräts aus ihrer eigenen Welt hier in dieser Wildnis ließ sie erstaunt nach Luft schnappen.
    Hastig wischte sie mit der Hand über den staubigen Bildschirm. »Ich brauche Hilfe! Ich muss zu Marron!«, stieß sie kurzatmig und schluchzend hervor und hob den Kopf in Richtung eines Turms, der hoch über ihr aufragte.
    »Hilfe!«
    Jemand spähte zu ihr hinunter, eine dunkle Gestalt vor dem hellen Morgenhimmel.
    Aria vernahm fernes Rufen. Wenige Augenblicke später sprang der eingebaute

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