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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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er denn?
    »Das hier ist mein Zuhause. Ich nenne es Delphi. Perry und Roar nennen es den Kasten«, fügte er mit einem raschen, herzlichen Lächeln hinzu. »Es gibt so vieles, was ich gerne wissen möchte, aber das wird natürlich warten müssen. Bitte nimm doch Platz. Du siehst sehr erschöpft aus. Und ich fürchte, wenn wir hier herumstehen, bringt sie das auch nicht schneller herbei.«
    Aria ging zu einem der Sofas, fühlte sich aber plötzlich befangen. Sie war schmutzig, und Marrons Zuhause sah so prächtig und makellos aus. Doch ihr Bedürfnis, sich endlich zu setzen, war derart überwältigend, dass sie ihre Bedenken beiseiteschob. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sie sich auf das Sofa sinken, das unter ihrem Gewicht leicht nachgab und mit ihrem Rücken und ihren Beinen regelrecht verschmolz. Vorsichtig strich sie mit der Hand über den schokoladenbraunen Stoff. Unglaublich. Ein Satinsofa. Hier, in der Außenwelt.
    Marron nahm ihr gegenüber Platz und faltete seine molligen Finger im Schoß. Er schien ein Vierjahrzehnter zu sein, aber in seinen Augen lag eine kindliche Neugier.
    »Perry ist verletzt«, sagte Aria. »Er hat Brandwunden an der Hand.«
    Rasch erteilte Marron weitere Anweisungen. Erst in diesem Augenblick nahm Aria wahr, dass sich noch andere Leute im Saal aufhielten, von denen nun einige forteilten.
    »Ich habe eine Krankenstation. Wir werden uns um ihn kümmern, sobald die beiden hier sind. Slate wird dafür sorgen«, erklärte Marron.
    Aria vermutete, dass es sich bei Slate um den jungen Mann handelte, den sie eben im Hof gesehen hatte. »Danke«, sagte sie, während ihre Lider schwer wurden. »Ich hab nicht gewusst, dass er zurückgelaufen war. Ich hätte ihn nicht gehen lassen. Aber er war schon weg, bevor ich es gemerkt habe«, murmelte sie unwillkürlich.
    »Meine Liebe …«, setzte Marron an und musterte sie besorgt, »du solltest dich ausruhen. Was hältst du davon, wenn ich dir Bescheid gebe, sobald sie hier sind?«
    Aria schüttelte den Kopf und kämpfte gegen eine Woge der Erschöpfung. »Ich gehe nirgendwohin, bevor sie nicht hier sind.« Entschlossen faltete sie die Hände im Schoß – eine typische Geste ihrer Mutter, wie ihr schlagartig bewusst wurde.
    Perry würde jeden Moment hier eintreffen.
    Jeden Moment.

Peregrine   | Kapitel Zweiundzwanzig
    Die Schellen schienen von allen Seiten zu kommen. Perry konnte nicht sagen, aus welcher Richtung ihr Geläut am lautesten klang und ihm damit am nächsten war. Fieberhaft sondierte er den Wald. »Wo seid ihr?«, murmelte er leise.
    Plötzlich nahm er eine Bewegung wahr. Hügelabwärts schlichen sich zwei Kräher an. Ihre schwarzen Umhänge schleiften über den Boden, aber sie trugen keine Masken. Perry sah genau, wie sie ihn entdeckten: Furcht blitzte in ihren Gesichtern auf, und sie warfen sich hinter einen Baum.
    Perry nahm den Bogen von der Schulter, konnte aber die Finger seiner verbrannten Hand nicht bewegen. Wie sollte er den Bogen spannen?
    Die Krähenmänner spähten hinter dem Baum hervor, prüften die Lage. Und natürlich krochen sie mit raschen Bewegungen weiter, die Messer bereits gezückt.
    Er musste etwas unternehmen. Aria und Roar kamen mit Cinder zu langsam voran. Sie würden es nicht zu Marron schaffen, wenn er die Kräher nicht aufhielt.
    Perry setzte sich auf den Waldboden und klemmte sich den Bogen zwischen die Beine. Mit seiner gesunden Hand gelang es ihm, einen Pfeil auf die Sehne zu legen. Dann streckte er die Beine aus, zog auf diese Weise die Sehne zurück und ließ sie los. Es war ein ungelenker Schuss – mit den Füßen hatte er keinen Pfeil mehr abgeschossen, seit er sich als kleiner Junge mit dem Bogen seines Vaters davongeschlichen hatte –, doch der Pfeil flog weit und zwang die Kräher, erneut in Deckung zu ­­gehen.
    »Perry, gib mir deinen Bogen!« Roar kam zu ihm gerannt und riss ihm den Köcher vom Rücken. Dann nahm er sich Perrys Bogen, legte einen Pfeil ein und schoss. Perry sprang auf und zückte sein Messer. Dabei wurde ihm bewusst, dass es eigentl­ich genau umgekehrt hätte sein sollen, denn er war mit dem Bogen viel besser als sein Freund, der wiederum mit dem ­Messer geschickter umgehen konnte. Aber wenigstens kamen sie voran und hielten die Krähenmänner auf Distanz, während sie sich den Weg zu Marron hinaufkämpften: Perry wurde zu Roars Augen und erspähte jeden einzelnen der Kräher, der sich leicht­sin­nig aus der Deckung wagte. Er entdeckte sie, und Roar

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