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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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schoss.
    Plötzlich spürte Perry eine Bewegung in seinem Rücken und wirbelte herum. Ein Dutzend Männer kamen den Hang hinab auf sie zugestürmt. Perry umklammerte das Messer noch fester. Es waren zu viele, und sie waren zu nahe. Dann erkannte er, dass es sich nicht um Kräher handelte.
    »Marrons Leute, Roar!«
    Roar warf einen raschen Blick über die Schulter, Erleichterung in den Augen. Pfeile surrten an ihnen vorbei durch die Luft, durchbohrten die Krähenmänner. Perry und Roar stürmten los, den Hang hinauf, und hielten erst inne, als sie das Tor zu Marrons befestigtem Hof passiert hatten.
    Menschen umringten sie und forderten sie auf, ihnen zu folgen. Perry lief ohne große Widerrede hinterher – er konnte kaum noch sprechen. Atemlos stolperte er in Marrons Kasten, durch die Räume hindurch, nur von einem Gedanken beherrscht: Bloß nicht stehen bleiben .
    Er wurde durch eine schwere Stahltür in einen breiten, menschenleeren Flur mit glänzenden Bodenfliesen geführt. Abstoßende Gerüche drangen ihm in die Nase. Alkohol. Kunststoff. Urin. Blut. Siechtum. Die Gerüche der Krankenstation erinnerten ihn an Mila. Dann musste er an Talon denken, und seine Beine hätten ihm fast den Dienst versagt.
    Er hatte es geschafft. Marron würde das Smarteye reparieren, und er würde Talon finden.
    Ein Mann im Arztkittel befragte Perry zu seiner Hand. Doch Perry konnte sich nicht auf dessen unverständliche Worte konzentrieren und schaute zu Roar, in der Hoffnung, dieser würde die Antwort wissen. Plötzlich hallten laute Rufe durch den Flur.
    »Cinder«, sagte Roar, doch Perry war bereits losgelaufen und schob sich durch die Menschentraube, die sich an einer Tür versammelt hatte. Er sondierte den dahinterliegenden Raum: Trennwände aus Stoff unterteilten ihn in kleinere Bereiche mit schmalen Betten. Cinder kauerte in der linken hinteren Ecke, mit einem wilden Ausdruck in den schwarzen Augen. Sein stechender Geruch prickelte in Perrys Nase, gefolgt vom eisigen Ätzen seiner Angst.
    »Kommt mir nicht zu nahe! Bleibt weg!«
    »Er war bewusstlos«, erklärte einer der Ärzte an der Tür. »Ich hab nur versucht, ihm eine Infusion zu legen.«
    Cinder stieß wütende Flüche aus.
    »Sachte«, sagte Perry. »Beruhige dich, Cinder.«
    »Wir müssen ihn ruhigstellen«, meinte jemand.
    Sofort zuckte Cinders Blick über Perrys Schulter hinweg, und er schrie: »Bleibt zurück, oder ich fackle euch alle ab!«
    Das Brennen in Perrys Nase schwoll rasch an, als die Lampen zuerst flackerten und dann ganz erloschen. Perry blinzelte heftig, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch im Stockfinstern konnte selbst er nichts sehen. »Raus! Alle Mann raus hier!«, befahl er und breitete die Arme aus. Er durfte nicht zulassen, dass Cinder noch jemanden verletzte. »Roar, schaff sie raus.«
    Linkisch tastend trieben Roar und er alle Anwesenden nach draußen. Dann schloss Perry die Tür hinter sich und lehnte sich schwer atmend dagegen. Cinder konnte er nicht sehen. Für eine Weile hörte er lediglich die gedämpften Stimmen im Flur.
    Dann räusperte Cinder sich und fragte: »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Perry.« Perry runzelte die Stirn. Hatte er Cinder überhaupt schon seinen Namen genannt?
    Unter der Tür drang ein warmer Lichtstrahl hindurch – der Schein von Kerzen draußen im Flur. Genügend Licht, dass der Raum vor ihm Gestalt annahm.
    »Stehst du auf Schmerzen?«, fragte Cinder. »Soll ich dir die andere Hand auch noch verbrennen?«
    Doch Perry war die Lust am Kämpfen vergangen. Und vermutlich erging es Cinder nicht anders. Der Junge saß noch immer zusammengekauert in der Ecke, konnte sich kaum aufrecht halten. Langsam ging Perry zu dem Feldbett, das in Cinders Nähe stand. Es quietschte, als er sich daraufsetzte.
    »Was tust du?«, fragte Cinder nach einem Moment.
    »Mich hinsetzen.«
    »Du solltest lieber gehen, Witterer.«
    Perry schwieg. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch gehen konnte. Das letzte Quäntchen Kraft verließ ihn, und seine Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken. Der Schweiß in seinem feuchten Hemd kühlte seine Haut.
    »Wo bin ich hier?«, fragte Cinder.
    »Bei einem Freund. Er heißt Marron.«
    »Und warum bist du hier, Witterer? Glaubst du, du könntest mir helfen? Ja, glaubst du das etwa?« Er wartete auf eine Antwort. Als Perry schwieg, ließ Cinder sich ganz auf den Fußboden sacken.
    Im diffusen Licht erkannte Perry, dass Cinder den Kopf in die Hände gestützt hatte. Seine Stimmung

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