Gebieter der Dunkelheit
erzogen – man folgte einer höflichen Bitte, einem ruppigen Befehl dagegen begegnete man mit ebensolcher Unhöflichkeit. War das Kalkül von ihm? Sie konnte seine Mimik nicht deuten, denn er hatte ein Pokerface aufgesetzt.
Ihr Kleid fiel zu Boden, der safrangelbe Stoff mit den Schmetterlingsmotiven ergoss sich zu ihren Füßen. Bis auf ihre Sandalen nackt, stand sie vor Sam, die Beine züchtig geschlossen und die Arme an die Seiten gepresst. Ihr üppiger Busen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Augen leuchteten bei der Betrachtung ihrer vollen Brüste. Als er ihre münzgroßen Warzenhöfe ansah, formten seine Lippen unbewusst ein O, als würde er sich vorstellen, wie es sein würde, die Brustspitzen, die, wie alles an Naomis Busen, größer als bei anderen Frauen waren, einzusaugen. Sams Blick glitt über ihre schlanke Taille, und seine Mundwinkel wölbten sich nach oben, da er sah, dass ihr Schoß rasiert war. Eine Weile betrachtete er erheitert ihre abwechselnd in Lachsfarben und gelb lackierten Fußnägel.
»Es fehlt nur noch, dass du salutierst. Du stehst da wie ein Soldat – steif, verkrampft. Entspann dich«, er tat so, als würde er über ihren Oberarm streicheln, berührte aber in Wahrheit ihre Haut nicht. »Spreize deine Beine.«
»Wie bitte?« Ein erotisches Prickeln rieselte durch ihren Körper, von den Haaren bis zu den Zehen.
»Ich verlange nicht viel von dir.«
Zögerlich verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Was soll die Fleischbeschau?«
»Erstens musst du lernen, meine Anweisungen zu befolgen.« Seine Stimme gewann an Schärfe, blieb jedoch freundlich. »Und zweitens muss dein Herr jederzeit Zugriff auf das haben können, was ihm gehört.«
Naomis Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann noch schneller zu schlagen. Dieses einfache Wörtchen Herr löste bereits Gefühle in ihr aus, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Hätte sie nicht erbost reagieren müssen? Sie war niemandes Besitz, doch genau das forderte Samuel. Die Emotionen, die in ihr miteinander kämpften, verwirrten sie. Ihr Verstand riet ihr, diesem unverschämten Kerl als Antwort eine Ohrfeige zu geben, aber Naomi folgte diesem Rat nicht, denn ihr Schoß pulsierte heftig, ein erregendes Stakkato, wie Morsezeichen, um ihr mitzuteilen, dass er unter allen Umständen fortfahren wollte. Am Ende siegten Verlangen und Neugier. Naomi stellte sich breitbeinig hin und krallte ihre Finger in ihre Oberschenkel.
»Hör auf, deine Erregung zurückzuhalten«, sagte er nun wieder sanfter. »Erinnere dich daran, was in dem Ratgeber, den ich dir geschenkt habe, steht. Es geht um Lustgewinn«, energisch fügte er hinzu: »auf beiden Seiten.«
Er hatte Recht. In Ekstase durch Unterwerfung hatte auch gestanden, dass es bei SM nicht um Unterdrückung ging, sondern um Rollenspiele. Das Machtgefälle bestand nur während der sogenannten Session. Die Crux war nur, dass, egal wie anziehend Naomi Sam fand und wie neugierig sie auf das Spiel von Dominanz und Unterwerfung war, sie nicht freiwillig mit ihm spielte.
»Und Respekt. Ich werde nichts tun, was dir nicht gefällt, nichts von dir verlangen, was dich verletzt.« Langsam schritt er um sie herum. »Nimm die Schultern etwas mehr zurück, dann wirkt dein schöner Busen noch praller. Biete ihn mir an. Biete mir alles an dir an.«
Cheng hatte ihren Körper noch nie so eingehend gemustert, wie Samuel es tat. Sam begutachtete ihre Spalte genießerisch. Ihm gefiel, was er sah, und Naomi fühlte sich so begehrenswert und weiblich wie nie zuvor. Sein Blick rief erstaunlicherweise sogar körperliche Reaktionen bei ihr hervor, was sie ebenso unfassbar fand, wie sich vor ihm, einem Fremden, schamlos zu präsentieren. Zu wissen, dass er ein erfahrener Dominus war, der während des Spiels über sie herrschte, heizte ihre Lust noch mehr an. Niemals hätte sie gedacht, dass es sie erregen würde, Befehlen zu folgen. Aber sie warnte sich selbst vor zu viel Euphorie. Noch hatte das Spiel nicht richtig begonnen. Vielleicht würde Sam bald Dinge von ihr verlangen, die ihr missfielen. Die Unsicherheit machte Naomi Angst. Seltsamerweise erregte es sie auch, nicht zu wissen, was passieren würde. Ihr Alltag mit Cheng und Pinpoint Precision war so durchstrukturiert und vorhersehbar, dass diese Art der Lust ihr wie ein echtes Abenteuer vorkam.
Als Sam hinter Naomis Rücken stehen blieb, wurde sie unruhig und versuchte über die Schultern zu sehen, was er vorhatte. Doch er rügte
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