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Gebieter der Dunkelheit

Gebieter der Dunkelheit

Titel: Gebieter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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es sein, dass Fotos von Bills Kind zwischen den Videokassetten versteckt waren?
    Es kribbelte in ihren Zehenspitzen. Carols seltsames Verhalten ließ Naomi keine Ruhe. Aufgewühlt stieg sie aus dem Racoon Creek. Sie schlang das Handtuch um die Hüften, nahm ihre Sachen und machte sich auf den Rückweg zum Haus. Ihr Killerinstinkt war geweckt. Allerdings wollte sie ihm diesmal nicht nachgeben. Doch als sie vor ihrem Zimmer stand, sah sie, dass der Schlüssel zu der geräumigen Ecksuite, die Carol und Bill bewohnten, immer noch im Schloss steckte. Die Versuchung war zu groß, Naomi konnte ihr nicht widerstehen. Sie plante ja nicht, das ganze Zimmer zu durchsuchen wie bei Rachel und Chad, sondern hatte nur vor, kurz im TV-Schrank nachzuschauen. Mehr nicht.
    Aufgeregt warf sie ihre Kleidung auf den Sessel, der in ihrem Raum gleich rechts neben der Tür stand, und schlich zur Suite. Teufelchen und Engelchen, die auf ihrer Schulter saßen, kämpften miteinander, als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. Naomi zögerte. Sie durfte nicht in fremde Räume einbrechen. Aber wenn sie es nicht tat, würde sie nie erfahren, was das größte Geheimnis der Familie Brookstone war.
    Das Teufelchen gewann schließlich. Schnell huschte Naomi in die Suite und schloss leise die Tür hinter sich. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, aber ihr Puls raste weiterhin. Der Hochflorteppich kitzelte ihre Füße, als sie zum Schrank ging. Sie hockte sich davor und zog leise die Schranktür auf. Dort vor ihr lagen die Fotos. Carol hatte sie nicht zurück in die Videohüllen geschoben, sondern sie auf das Abspielgerät gelegt.
    Naomi kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie die Polaroids nahm. Ihre Handflächen waren feucht. Da war er ja, der Delfin. Doch als sie erkannte, um was es sich handelte, errötete sie an Stellen, an denen sie nicht geglaubt hätte, dass es überhaupt möglich wäre. Das, was sie sah, war kein Kinderspielzeug, sondern ein Vibrator, der wie ein Delfin geformt war. Deshalb hatte er keine Augen und wirkte künstlich. Auf dem Foto steckte er zwischen Carols Brüsten, die sie zusammendrückte. Glücklicherweise verdeckten ihre Hände ihre Brustspitzen und nur ihr Oberkörper war abgelichtet worden.
    Mit offenem Mund betrachtete Naomi die anderen Schnappschüsse. Sie waren weniger dezent und zeigten neben Carol auch einen entblätterten Bill. Scheinbar hatten sie einen Heidenspaß mit der Kamera gehabt. Auf den Rückseiten war jeweils der 30. Juni dieses Jahres notiert worden. Die Fotos waren neu! Und am selben Tag aufgenommen worden, als Naomi einen letzten Versuch gestartet hatte, mit Cheng zu schlafen. Doch er hatte sich gerade mal dazu herabgelassen, sie mit der Hand zu befriedigen, während Carol und Bill ihre Frivolität gemeinsam ausgelebt hatten, wie es sein sollte.
    In diesem Moment fiel ihr Blick auf die Videokassetten. Einige waren neueren Datums, andere wiederum stammten aus den siebziger Jahren. Allerdings standen keine Filmtitel auf den Etiketten, sondern handgeschriebene Notizen, deren Zweideutigkeit nur anhand der Regelmäßigkeit zu erkennen war.
    Bill spritzt Gonzalez’ Boot ab, vor der San Pablo Bay, August 1978
    Carol bewässert die Weinreben, Westhang, Oktober 1985
    Am Fuße der Vaca Mountains gelegen und trotzdem einen Gipfel bestiegen, März 1998
    Naomi riss fassungslos ihre Augen auf. Ihre Tante und ihr Onkel schossen nicht nur Nacktfotos von sich, sondern filmten sich auch beim Sex! Das hätte sie niemals von den beiden gedacht. Es war schockierend. Und wundervoll. Sie hielten ihre Ehe frisch, indem sie ihr Sexleben interessant gestalteten. Beneidenswert.
    Schnell legte Naomi die Fotos zurück und schloss die Schranktür. Plötzlich fühlte sie sich niedergeschlagen. Sie lehnte die Stirn gegen die Kirschholzfront und schloss die Augen.
    Alle Paare führten ein erfülltes Liebesleben, nur sie nicht. Doch! Allerdings mit dem falschen Mann. Mit Samuel.

18
    Am Abend hatte sich die Luft kaum abgekühlt. Umso mehr freute sich Naomi über die Klimaanlage in Samuels SUV, einem nachtblauen Geländewagen, der glänzte, als hätte Sam ihn für diesen Abend extra gewaschen und poliert. Immer wieder schielte sie zu ihm hinüber, denn er sah in seiner eleganten dunklen Hose und dem engen ärmellosen Shirt umwerfend aus. Nur die Handschellen, die an einer Gürtelschlaufe befestigt waren, gaben einen Hinweis darauf, was er in dieser Nacht vorhatte.
    Seitdem er Naomi beim Dinner zugeflüstert hatte,

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