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Gebieter der Dunkelheit

Gebieter der Dunkelheit

Titel: Gebieter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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er würde sie gegen zehn Uhr vor dem Haupthaus abholen, um mit ihr eine SM-Party zu besuchen, war ihre Aufregung keine einzige Minute abgeklungen. Dass sie sich mit ihm treffen würde, um das Kapitel über Carols und Bills Frivolitäten zu löschen, vergaß sie schon bald. Sie würde das erste Mal ihre neu entdeckte Neigung öffentlich machen. Das war viel wichtiger. Aufregend, aber auch beängstigend. Sie kannte sich kaum mit der dunklen Seite der Lust aus und hatte wenige Erfahrungen am eigenen Leib gemacht, auch wenn diese sie berauscht hatten, wie kein sexuelles Erlebnis zuvor. Aber war das nicht der Grund für den Ausflug? Sam wollte damit ihren Horizont erweitern und sie war bereit dazu, sich auf das Abenteuer einzulassen.
    Als er abrupt von der Straße in ein Waldstück einbog, schaute sie erstaunt zurück. Er fuhr in einen Forstweg und parkte so, dass sie von der Straße nicht gesehen werden konnten. Lächelnd griff er hinter den Rücksitz, zauberte einen Karton hervor und reichte ihn Naomi. »Dein Outfit für heute Abend. So hübsch, wie du in deinem Plisseekleid aussiehst, es entspricht nicht dem Dresscode.«
    Da er den Wagen verließ, stieg auch sie aus. Sie stellte den Karton auf der Motorhaube ab und öffnete ihn. Überrascht keuchte sie und strich über das edle Brokat-Korsett. »Wunderschön.«
    Naomi entkleidete sich und schlüpfte zuerst in das Korsett, dann befestigte sie die Strapse daran und zog die halterlosen Strümpfe an, um sofort in die High Heels aus schwarzem Lack zu steigen, die schwindelerregend hoch waren. Da sie mit den Pfennigabsätzen im Waldboden einsackte, stützte Sam sie, während sie den Ledermini um ihre Hüften schlang und den Verschluss vorne einhakte.
    »Der Rock ist ja nicht mehr als ein breiter Gürtel.« Unentwegt zupfte sie am Saum, aber das Leder bedeckte kaum ihren frisch rasierten Schoß.
    »Er ist perfekt.« Seine Nase streifte ihren Nacken, sie hatte ihre Haare hochgesteckt. »Genauso wie du.«
    Naomi wandte sich um. Hatte sie richtig gehört? Doch bevor sie an seinem Gesicht ablesen konnte, ob er es ernst meinte oder nur Süßholz raspeln wollte, hatte er sich schon herumgedreht. Er entnahm dem Handschuhfach einige Seiten Papier. Da sie neben dem Auto standen, fiel nicht genügend Licht der Scheinwerfer darauf, so dass Naomi nur die fett gedruckten Namen Carol und William Brookstone entziffern konnte. Ein Feuerzeug tauchte in Sams Hand auf. Im nächsten Moment stand auch schon das Papier in Flammen. Er ließ es auf den Waldboden fallen und trat es aus, damit die Bäume kein Feuer fingen.
    »Dann brauche ich wohl nicht mehr mit zur Party zu kommen.« Kess zuckte Naomi mit den Achseln. »Aber selbstverständlich hast du noch eine Version auf deinem PC.«
    »Die Datei habe ich gelöscht, bevor ich losgefahren bin.« Eine Pause entstand, in der nur das Rascheln der Blätter zu hören war. Schließlich streckte er ihr die Hand entgegen. »Vertraust du mir?«
    Naomi wollte auf die Party gehen, aber vor allen Dingen eine weitere Nacht mit Samuel verbringen. Sie ergriff seine Hand und ließ sich zur Beifahrertür begleiten. Ohne zu zögern stieg sie ein, doch in Wahrheit wusste sie nicht, inwieweit sie ihm vertrauen konnte. Sam lenkte seinen Wagen zurück auf die Straße und fuhr weiter. Gedankenversunken schaute Naomi aus dem Fenster. Als Dominus schien er einem Ehrenkodex zu folgen. Aber was war mit Samuel McAvoy, dem Mann, dem Autor, dem Journalisten? Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nie mehr als die Überschriften der Kapitel gelesen hatte. Er konnte irgendwelche Papiere durch den Schredder gejagt oder verbrannt haben. Vielleicht hatte er die Dateien auf seinem Laptop tatsächlich gelöscht. Aber was war mit seinen Sicherungskopien? Es gab genug Hintertürchen und sie ahnte, dass er mit allen Wassern gewaschen war.
    »Woran denkst du?«, fragte er plötzlich.
    Innerlich zuckte Naomi zusammen. Sie fühlte sich ertappt. »Wirst du auf der Party mit mir spielen?«
    »Vielleicht.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann …«, sie legte die Hände auf ihren Schoß, denn der Rock bedeckte im Sitzen gerade mal ihren Venushügel, »ob ich das will.«
    »Du wirst rot. Natürlich willst du.« Schmunzelnd drehte er die Klimaanlage eine Stufe höher. »Ich könnte dir jetzt sagen, dass es sich deiner Kontrolle entzieht und die Entscheidung einzig allein bei mir liegt, aber das werde ich nicht. Ich mache auf der Party nichts, was du nicht möchtest, denn du sollst Spaß haben.«

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