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Gebieter der Dunkelheit

Gebieter der Dunkelheit

Titel: Gebieter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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haben, er zieht meinen Sohn an wie eine Motte das Licht.«
    Naomi schluckte schwer. Ihr Cousin mochte tatsächlich von Sam fasziniert sein, aber den Grund dafür sollte Bill lieber nicht erfahren. Auch durfte er unter keinen Umständen den Hang hinaufsteigen.
    »Ich habe es satt, dass er sich ständig vor der Arbeit drückt. Entweder er fängt an, sich für die Maroon Winery zu interessieren, oder er ist raus!« Endlich ließ Bill ihre Arme los.
    Obwohl der leichte Schmerz nachließ, verspürte Naomi keine Erleichterung, denn der Knoten in ihrer Brust war sogar noch angewachsen.
    »Meine Geduld ist am Ende. Dann muss er sich halt einen Job suchen«, er machte eine unwirsche Wegwerfbewegung. »Ich beschäftige keinen faulen Arbeiter, auch nicht, wenn er mein Sohn ist.«
    Innerlich kämpfte Naomi mit sich. Sie wollte Jenn und Chad nicht auffliegen lassen, schon weil sie nicht wusste, was ihr Cousin für Jennifer und Rachel empfand. Aber sie musste ihn schützen, ihn vor einem schlimmen Fehler bewahren! Sie entschloss sich, das Pferd von hinten aufzuzäumen.
    »Ich weiß von deinem Kind«, sagte sie geradeheraus. »Nicht Chad und Jill, sondern … das andere.« Das Uneheliche.
    Jegliche Farbe wich aus Bills Gesicht. »Woher?«
    Sie schüttelte nur den Kopf, denn sie wollte nicht erklären, dass sie ihre Tante und ihre Cousine belauscht hatte. Bill sollte nicht sauer auf sie sein oder gar auf Carol und Jill für ihre Unachtsamkeit. Damit wäre in dieser prekären Situation niemandem geholfen. Es ging hier nicht um Schuldzuweisung, sondern darum, zu verhindern, dass Chad sich und damit die ganze Familie Brookstone unwissentlich ins Unglück stürzte.
    Erneut griff Bill Naomis Oberarme, aber diesmal so vorsichtig, als fürchtete er, sie könnte zerbrechen. »Ich hätte es dir sagen sollen. Schande über mich! Aber ich hatte versprochen zu schweigen, und du weißt, dass ich Versprechen halte.«
    »Chad hättest du aufklären müssen.«
    »Du weißt doch, wie er ist. Verschwiegenheit gehört nicht zu seinen Stärken.« Theatralisch seufzte er.
    Das sah Naomi anders, immerhin ließ er sowohl Rachel als auch Jenn im Ungewissen über die Konkurrentin.
    Ihr Onkel lächelte gequält. »Seit du volljährig wurdest, quäle ich mich damit herum.«
    »Jenn…« Wie einen Köder warf sie diesen Namen aus, um Bill wieder auf den richtigen Weg zu lenken. Es ging hier nicht um sie. Naomi konnte damit leben, dass man sie nicht über das uneheliche Kind aufgeklärt hatte, aber Chad hätte es erfahren müssen. Er hatte eine Stiefschwester. Und er mochte sie mehr, als es gut für beide war.
    »Meinst du die Tochter von Gus Linderman von der Harvest Winery?« Verwirrt runzelte er die Stirn. Dann verdüsterte sich sein Blick. »Dieses Aas lagert seinen Merlot neuerdings auch in europäischen Eichenfässern. Seine stammen zwar aus Frankreich, hat mir ein Vögelchen gezwitschert, aber sie sind nicht aus französischer Traubeneiche. Als könnte er mir das Wasser reichen!«
    »Deine Tochter«, begann Naomi zaghaft von neuem.
    »Ich habe keine Ahnung, woher du es weißt, aber das ist auch nicht wichtig.« Er stieß die Luft aus seinen Lungen aus, als wäre eine große Last von ihm gefallen. »Ich bin unendlich froh, dass es endlich raus ist. Geheimnisse liegen mir nicht, ich bin eine ehrliche Haut. Bitte, verzeih mir, dass ich dir nichts gesagt habe, aber ich hatte es Carol und Catherine geschworen.«
    Naomis Knie wurden weich. Sie verstand noch immer nicht, wovon Bill sprach, aber die Unterhaltung ging in eine Richtung, die ihr nicht behagte.
    Unsicher wollte Bill sie in seine Arme ziehen, überlegte es sich aber anders, als wollte er sie nicht bedrängen. »Als Anthony, dein Vater, mit seinem Contender kenterte …«, er schaute kurz zum Himmel auf, als würde er dort nach den richtigen Worten suchen oder um die Unterstützung des Verstorbenen bitten. »Als Tony nicht mehr heimkehrte, hörte deine Mom nicht mehr auf zu weinen. Sie vergrub sich zu Hause, ließ die Jalousien geschlossen und ging weder ans Telefon, noch öffnete sie die Tür. Wir kamen nur herein, weil wir einen Notfallschlüssel hatten. Die Wohnung, es war wie in einer Gruft. Cat aß und trank fast nichts mehr. Sie hätte sich aufgegeben, hätten Carol und ich uns nicht abwechselnd um sie gekümmert.«
    Er strich beruhigend über ihre Arme. »Es war ständig jemand bei ihr, entweder deine Tante oder ich, um dafür zu sorgen, dass sie aß und trank, und um sie aus dem Appartement zu

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