Gebieter der Träume
tun?«
»Weil er selbst es nicht tun kann.«
Noch immer waren ihre Augen voller Misstrauen. Sie traute Solin nicht, und das konnte er ihr, ehrlich gesagt, auch nicht übel nehmen. »Und warum sollten ausgerechnet Sie das tun, da Sie Ihren Standpunkt doch schon unmissverständlich klargemacht haben?«
»Ich tue das im Grunde genommen nur, um den höheren Mächten ans Bein zu pinkeln«, sagte er.
»Und?«, soufflierte Kat.
»Und was?«
»Ich weiß nicht, aber mir schien, dass da jetzt noch ein und folgen muss, so wie du es gesagt hast.«
Und … aus irgendeinem Grund, über den er nicht nachdenken wollte, hatte er begonnen, Respekt und sogar Zuneigung für Arik zu empfinden. Aber das würde er niemals zugeben. »Es gibt kein und .«
»Na gut«, sagte Kat und klatschte in die Hände. »Wir versuchen, Arik zu retten. Du sagst, er ist zu dir gekommen. Wo ist er?«
Solin zögerte. Er hatte angenommen, sie wüssten es bereits, aber offensichtlich hatten die Frauen keine Ahnung, was mit Arik geschehen war. »Er ist als Schatten zu mir gekommen, Kat. M’Adoc hat ihn getötet.«
Bei diesen unerwarteten Neuigkeiten ließ Geary das Buch fallen, das sie in der Hand hatte. Wenn Kat sie nicht gestützt hätte, dann wäre sie wahrscheinlich zusammengebrochen.
Arik war tot.
Das konnte nicht wahr sein – und doch konnte sie an Solins Gesichtsausdruck ablesen, dass er keine Witze machte.
»Ich kriege keine Luft«, flüsterte sie, und die Tränen sammelten sich in ihrer Kehle und drohten, sie zu ersticken. »Er kann nicht fort sein.«
»Ganz ruhig«, sagte Kat und zog Geary an sich. »Es wird alles gut, Geary.«
Aber es war nicht alles gut. Arik war tot, und es war ihre Schuld. Sie hatte noch nicht einmal um ihn gekämpft. M’Adoc war gekommen, und sie hatte Arik geradewegs in die Hände des Mannes geschoben, der ihn dann getötet hatte.
Sie schluchzte, ihr brach schier das Herz.
»Also, Ladys, ich sag es nur sehr ungern, aber damit sind die schlechten Nachrichten noch nicht zu Ende. Arik ist zu mir gekommen, weil M’Adoc wild entschlossen ist endgültig aufzuräumen.«
Kat trat von Geary weg. »Aufzuräumen?«
Er schaute Geary bedeutungsvoll an. »Die Menschen dürfen nicht wissen, dass es uns gibt.«
Das schockierte Geary so sehr, dass sie aufhörte zu weinen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Er will mich auch umbringen.«
»Ja.«
Wut packte sie, und sie wischte sich die Tränen ab. »Was ist mit Tory und Thia?«
»Die wissen nichts, also sind sie nicht gefährdet. Aber mit Ihnen, meine Liebe, ist es etwas anderes.«
Damit konnte Geary umgehen. Ihr Leben war eine Sache, das Leben ihrer Cousinen eine andere. Solange die beiden in Sicherheit waren, konnte sie mit allem umgehen, was auf sie zukam.
Sie bückte sich und hob das Buch mit griechischen Sagen auf. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
Solin nickte. »Es ist wirklich armselig, was? Arik opfert sich, weil M’Adoc ihm schwört, dass er Ihnen nichts tun wird. Und dann entscheidet der verlogene Drecksack, dass Sie trotzdem sterben sollen.«
Geary erstarrte bei seinen Worten, und Furcht packte sie. »Was hat Arik getan?«
Solin sah auf einmal aus, als wäre ihm übel. »O nein, jetzt sagt nicht, dass ihr das auch nicht gewusst habt?!«
» Nein «, sagte Kat und betonte das Wort, »sie hat es nicht gewusst.«
Solin fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Nun gut, ich werde jetzt einfach hier stehen bleiben und nichts mehr sagen.«
»Dazu ist es zu spät, Solin«, erwiderte Kat zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Du hast schon genug Schaden angerichtet.«
»Moment mal«, sagte Geary und schaute auf das in Leder gebundene Buch, das sie in den Händen hielt. »Wir können Arik retten.«
Die beiden anderen runzelten die Stirn und tauschten einen Blick aus, dann schüttelte Kat den Kopf. »Ich wüsste nicht, wie.«
»Nun kommt schon, ihr seid doch beide mit den Göttern vertraut. Es ist schon einmal eine Verstorbene aus dem Schattenreich zurückgekehrt.« Sie hielt ihnen das Buch hin. »Denkt an Orpheus und Eurydike. Hades hat ihr erlaubt, das Totenreich zu verlassen.«
Solin schnaubte. »Das ist ein Einzelfall gewesen. Tausend andere hat Hades abgelehnt, und er hat dabei gelacht.«
Geary starrte ihn an. »Ich dachte, Sie wollten nichts mehr sagen?«
»Entschuldigung.«
»Ich sag es ja nur ungern, aber er hat recht«, sagte Kat seufzend. »Gar nicht davon zu reden, dass Eurydike es nicht geschafft hat, aus der Unterwelt
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