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Gebieter der Träume

Gebieter der Träume

Titel: Gebieter der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Zeit auf Erden hatten, wurde ihr Leben noch wertvoller.
    Wie machten sie das nur? Wie konnten sie leben und dabei wissen, dass der Tod sie ständig verfolgte? Es war genug, um jeden in Depressionen zu stürzen, und doch waren sie zum allergrößten Teil mit ihrem Los zufrieden. Sie ignorierten das drohende Schicksal, schritten mit Würde und Anstand auf ihren Tod zu und waren währenddessen mit den Stückchen vom Glück zufrieden, die sie fanden.
    Es war wirklich erstaunlich.
    Andererseits wussten sie nicht, wie lange ihr Leben dauern würde – es konnten Jahrzehnte sein oder auch nur Wochen. Sie waren auf das Schlimmste vorbereitet und erwarteten das Beste. Das war wirklich sehr ehrenwert.
    Wie merkwürdig musste es für Solin, ZT und die anderen sein, so nahe an wandelnden Leichen zu leben. Kein Wunder, dass sie sich nicht näher auf sie einlassen wollten. Wer hatte schon Interesse daran, sich mit jemandem anzufreunden, der jede Sekunde fortgerissen werden konnte? Es gab keine Chance auf eine langfristige Beziehung. Alles war zur Endlichkeit verdammt.
    Es musste schrecklich sein.
    Arik schaute zurück und fragte sich, was Megeara denken würde, wenn sie wüsste, dass ihr Leben zu Ende ging.
    Seinetwegen.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm eiskalt. Hier hatte er etwas, das ihm gewaltig zu denken gab. Er war unglaublich naiv gewesen, als er seinen Handel mit Hades abgeschlossen hatte! Aber jetzt gab es keinen Weg mehr zurück. Wie M’Ordant und Wink betont hatten, würde es andere geben, die Arik zurück in seine Sphäre holten, wenn Megeara erst einmal tot wäre.
    Und doch wusste er es besser. Sie war einzigartig an diesem Ort der überwältigenden Gefühle. In all den Jahrhunderten war er nie jemandem wie ihr begegnet.
    Dort, wo er lebte, schien die Welt der Menschen verschwommen und unwirklich. Aber hier war die Welt lebendig und radikal, vielleicht sogar zu radikal …
    »Bitte sehr.«
    Er drehte sich um und sah Megeara auf den Bug zukommen. Ihr Gesicht hob sich gegen das helle Licht des Mondes ab.
    »Sie haben Glück, dass wir Hängematten haben, sonst hätten Sie auf einer Pritsche an Deck schlafen müssen.«
    Arik sah zu, wie sie die Hängematte geschickt auslegte. »Sie schlafen in heißen Nächten gern in der Hängematte, was?«
    Sie schaute mit einem Ausdruck leichter Panik auf. »Woher wissen Sie das?«
    Er wusste es aus ihren Träumen, aber das sagte er ihr nicht, denn er wollte sie beruhigen und verführen, aber nicht noch mehr erschrecken. »Das sehe ich am Ausdruck auf Ihrem Gesicht und daran, wie geschickt Sie die Matte handhaben.«
    Sie errötete und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. »Ja, ich sehe nachts gern zu den Sternen auf.«
    Er kniete sich hin und half ihr, die Matte zu entfalten. »Und was sehen Sie dort oben?«
    Ihre Hände arbeiteten geschickt, strichen die Leinwand glatt und führten die Leine durch die Ösen. »Als ich noch klein war, hat sich mein Vater mit mir und meinem Bruder oft an Deck gelegt und uns die Sternbilder gezeigt. Dann erzählte er uns Sagen über die griechischen Götter und darüber, wie die Sternbilder entstanden sind.«
    Er hörte, dass in ihrer Stimme schöne und schlechte Erinnerungen in heftigem Schmerz miteinander kämpften. Sie hatte ihren Vater sowohl geliebt als auch gehasst. Das war ein Zwiespalt, den Arik kaum nachvollziehen konnte. Er empfand keine Gefühle irgendwelcher Art für seine Eltern. Andererseits hatte er auch keinen von ihnen wirklich gekannt. Morpheus hatte zu viele Kinder, als dass er sich um jedes Einzelne hätte kümmern können, und Ariks Mutter Myst konnte man damit nicht kommen. Sie war eine sorglose Göttin, die keine echte Zuneigung zu irgendetwas oder irgendjemandem entwickeln konnte. Zumindest wusste Arik nichts davon.
    Er war darüber nicht zornig. So waren nun mal die Dinge in seiner Welt: Er hatte keinerlei Gefühle für seine Eltern, auch jetzt nicht, wo er ein Mensch war.
    Aber er fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn man so lieben konnte wie Megeara. Den Schmerz des Verrats spüren, wenn dieser Mensch nicht mehr da war, eine Welle der Freude spüren, wenn er …
    Er half ihr, eine Ecke festzumachen. »Und welches war Ihre Lieblingsgeschichte?«
    Sie zerrte an dem Seil, um sicherzugehen, dass es fest saß. »Die von Orion. Ich fand es immer grausam und tragisch, dass Artemis ihn liebte und dass ihr eigener Bruder sie hereingelegt hat, sodass sie ihn töten musste. Nur weil Apollo eifersüchtig war und die Tatsache hasste,

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