Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
Vom Netzwerk:
ihre Freundschaften ein Ende nehmen könnten.
    Vielleicht war es selbstsüchtig von ihr, sein Angebot anzunehmen. Ihr Leben würde kein Ponyhof sein. Vielleicht hätte sie sich mehr Mühe geben sollen, ihn zu vertreiben. Er hatte gesagt, wenn sie ihm glaubhaft versichern konnte, dass sie ihn nicht wollte, würde er gehen. Sie war nicht stark genug gewesen.
    Sie sagte zu Aryal: Ich brauche ihn mehr als ihr.
    Ninianes Wange war feucht. Schützend legte Tiago die Hand auf ihren Kopf und schirmte ihr Gesicht vor den anderen beiden ab. Dann beugte er sich vor, um seine Lippen auf ihre Stirn zu drücken. Was sie und Aryal auch besprochen hatten – offenbar war es schmerzlich gewesen. Er wollte der Harpyie seine Faust ins Gesicht rammen.
    Mit knapper Not schaffte er es, den Impuls zu unterdrücken. Er konnte förmlich hören, wie das Gespräch ablaufen würde: Tiago, du kannst nicht alle Kämpfe für mich austragen, würde sie sagen. Aber ehrlich gesagt wusste er nicht, warum zum Teufel er das nicht können sollte.
    Er hob Niniane hoch und zog sie an sich. Sie hielt die Schuhe an ihren Bauch gedrückt und schmiegte das Gesicht an seinen Hals. Er wandte sich zur Tür und hielt inne. Ohne einen der anderen Wächter anzusehen, sagte er: »Wenn ihr uns nicht akzeptieren könnt, dann kommt nicht mit uns.«
    Er wartete einen Augenblick ab, ob Niniane ihm widersprechen würde, doch sie legte einen Arm um seinen Hals und schwieg. Er drückte sie fest an sich und marschierte hinaus.
    Im Osten erhellte die erste Morgendämmerung den Himmel und gab den Blick auf eine durchnässte, heruntergekommene Gegend frei. Hier hatte der Sturm, der in der Nacht gewütet hatte, seine Spuren hinterlassen. Fast-Food-Verpackungen und Plastikbecher waren über den Parkplatz verstreut. Von außen wirkte die Big Red Bar mit ihren ausgeschalteten Lichtern sehr müde.
    Er hörte das Geräusch von Stiefelsohlen auf Kies und drehte sich um. Rune und Aryal waren aus dem Haus gekommen. Sie sahen ebenfalls müde aus, aber auch entschlossen. Sie kamen auf ihn und Niniane zu. Der goldbraune Schopf des Greifen überragte Aryal mit ihren zerzausten schwarzen Haaren um einige Zentimeter. Die großen, schlanken Körper beider Wächter bewegten sich geschmeidig und athletisch. Mit scharfen Augen suchten sie die Umgebung ab. Neben Tiago blieben sie stehen, jeder auf einer Seite. Aryal streckte die Hand aus und berührte Ninianes Finger, und nach kurzem Zögern ergriff Niniane die Hand der Harpyie.
    Rune hatte recht gehabt. Wyr verziehen nicht leicht, und sie vergaßen niemals.
    Außerdem konnten sie verdammt schlecht loslassen.
    Niniane wurde von ihrer Erschöpfung überwältigt. Ein konturloser Nebel füllte ihre Gedanken aus. Nur vage bekam sie mit, dass sich Tiago mit ihr in den Armen auf die Rückbank eines Autos setzte. Rune sagte etwas zu ihm, worauf er antwortete, dann schloss der Greif die Tür. Weitere Autotüren wurden geöffnet und geschlossen. Kurz darauf startete Aryal den Wagen und fuhr sie durch die stillen, von grauem Licht erhellten Straßen Chicagos.
    Dann musste Niniane eingeschlafen oder weggedöst sein. Im Traum nahm sie Bewegungen und leise Geräusche wahr, doch sie erwachte erst wieder, als sich Tiago vorbeugte, um sie auf ein Bett zu legen.
    Verschlafen öffnete sie die Augen einen Spaltbreit und sah sich um. Sie waren wieder in ihrem Penthousezimmer im Höllenhotel. Sie setzte sich auf, Besorgnis lag auf ihrem erschöpften Gesicht.
    Als er sich über sie beugte, wurden seine falkenartigen Züge sanfter. »Es ist alles in Ordnung. Es geht dir gut, du bist in Sicherheit.«
    War das ein langer, lebhafter, unglaublich schöner Traum gewesen? Blinzelnd sah sie sich um. Sie trug ein riesiges schwarzes T-Shirt. Tiago war bewaffnet und trug eine schwarze Kampfhose, sein Oberkörper war nackt.
    An ihren intimsten Körperstellen war sie wund. Sie entspannte sich ein wenig. Es war wirklich geschehen. Es war kein Traum gewesen.
    »Gehst du weg?«, murmelte sie.
    »Nein«, sagte er. Er küsste sie auf ihre Lippen, die sie schläfrig zu einem Schmollmund verzogen hatte. »Ich gehe nur für ein paar Minuten nach nebenan. Ich muss in New York anrufen und mit Dragos sprechen.«
    »Alles klar.« Ihre Lider fühlten sich an, als wögen sie je neunzig Pfund. Schwer fielen sie zu, und Niniane schaffte es nicht mehr, sie wieder aufzustemmen. Ihr Kopf sackte zur Seite. »Ich warte hier.«
    Ein sanfter Atemhauch streifte sie, als er lachte. »Ich werde die Tür

Weitere Kostenlose Bücher