Gebieter des Sturms (German Edition)
Vertrautheit mit den anderen Dunklen Fae über Arethusa aus – und was über die anderen? Im Geiste setzte Tiago die Puzzleteilchen zusammen, nahm sie wieder auseinander und bildete neue Muster.
»Um nun zu Ihrem zweiten Punkt zu kommen«, sagte Aubrey. Der Mann blickte Tiago direkt an. »Bitte haben Sie Verständnis, dies ist in keinster Weise persönlich gemeint. Ich hege große Bewunderung für alles, was Sie erreicht haben. Aber niemand wird einen von Dragos’ Wächtern in dauerhaftem Einsatz im Reich der Dunklen Fae akzeptieren, ganz besonders nicht seinen Kriegsherrn. Man würde es als Angriff und Anlass für einen Krieg sehen. Die Dunklen Fae sind durch Uriens Tod verunsichert genug. Er ist zwar unbeliebt geworden, aber er hat mit fester Hand geherrscht, was vielen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt hat – und das haben sie im Augenblick nicht mehr.«
»Deshalb habe ich gekündigt«, sagte Tiago. Er ließ ein weiteres Stück Gebäck in seinem Mund verschwinden.
Der andere Mann beugte sich mit scharfem Blick vor: »Entschuldigung?«
»Ich sagte, ich habe gekündigt«, teilte Tiago ihm mit. »Ich bin unabhängiger Agent. Das heißt, ich bin in keiner Funktion mehr für Dragos tätig.«
Aubreys erstaunter Blick schoss zu Niniane, diese nickte. Sie sagte: »Er begleitet mich.«
»Verstehe«, sagte Aubrey, aber Tiago war sicher, dass das noch nicht stimmte. Der Mann mochte klug sein und sich in der Regierung der Dunklen Fae gut positioniert haben, aber seine Auffassungsgabe war in gewissen Dingen nicht so schnell wie die seiner Frau. Diese hatte nur einen Blick auf Tiago und Niniane werfen müssen, um es zu begreifen. »Hoheit, selbst wenn die Leute glauben, dass Tiago wirklich gekündigt hat, werden sie nicht … «
»Aubrey«, unterbrach Niniane ihn. Ihre Stimme war ruhig, ebenso wie ihr Gesicht, die Augen waren klar. »Ich frage nicht um Erlaubnis oder danach, was die Leute über dieses Thema denken werden. Entweder Tiago kommt mit mir, oder ich werde nicht gehen. Der letzte Punkt auf meiner Tagesordnung für dieses Gespräch ist es, herauszufinden, ob wir darüber zu einer Einigung kommen können. Ich möchte, dass Sie mich unterstützen. Ich möchte Sie als meinen Befürworter. Ich möchte mit Ihnen reden und Ihnen vertrauen und Sie nach Ihrer Meinung fragen können. Irgendwo muss ich anfangen, Beziehungen aufzubauen und jemandem zu vertrauen. Offen gesagt, wenn wir Sie nicht dazu bringen können, das zu akzeptieren, sehe ich keinen Grund, nach Adriyel zu reisen. Wir können genauso gut hierbleiben, und die Dunklen Fae könnten jemand anderen finden, um ihn auf den Thron zu setzen. Sie sind ein angeheirateter Cousin zweiten oder dritten Grades. Womöglich wären Sie es.«
»Bitte!« Aubrey hob beide Hände, auf seinem Gesicht und in seinem Geruch rührte sich tiefere Beunruhigung. »Sagen Sie kein Wort mehr davon! Meine Verwandtschaftsbeziehungen sind weitläufig, und auf jeden Fall sind Sie die wahre Erbin.«
»Dann unterstützen Sie mich«, sagte Niniane. »Wenn Sie dahinterstehen, werden die anderen zwar zuerst murren, und es wird ihnen nicht gefallen, aber schließlich werden sie es akzeptieren. Tiago ist mein … «
»Sicherheitschef«, sagte Tiago.
Überrascht wandte sie sich zu ihm um. »Das bist du?«
Jetzt, nachdem er es ausgesprochen hatte, ließ er es sich noch einmal durch den Kopf gehen. Es hatte keinen Zweck, die Feen mit Gerede von Wyr-Paarungen noch mehr zum Ausflippen zu bringen. Was sich zwischen ihm und Niniane abspielte, ging sie nichts an, und Niniane brauchte seinen Schutz, was eine viel anspruchsvollere und komplexere Aufgabe darstellen würde, als ihr einfach nur als Bodyguard den Rücken freizuhalten. Er sagte: »Ja.«
Besorgt sah sie ihn an. »Für einen Fremden wird das eine schwierige Position sein.«
»Ich mag Herausforderungen«, erklärte er. »Und es ist die richtige Position für mich, die, in der du mich brauchst.« Telepathisch fügte er hinzu: Und ich werde es höllisch gut machen.
Sie suchte seinen Blick. Er nickte ihr zu.
Dann sah sie Aubrey an, der ins Leere starrte und die Stirn in tiefe Falten legte. »Wenn Sie wirklich glauben, dass ich die wahre Erbin bin, dann müssen Sie auch eingestehen, dass den Dunklen Fae dauerhafte Veränderungen bevorstehen«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass einer von Ihnen das bereits in vollem Umfang akzeptiert hat. Auch einige von Uriens früheren Anhängern werden sich damit schwertun, aber es nützt nichts, sich
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