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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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entsetzt, Arethusa zurückhaltend.
    Das Abendessen verlief voll unterschwelliger Strömungen und Spannungen. Carling hatte sich zu ihnen an den Tisch gesetzt. Die Vampyrin nippte an einem Glas Rotwein, lauschte den Gesprächen und sagte selbst wenig. Das Essen war vorzüglich, zumindest die drei Bissen, die Niniane hinunterbekam. Sie vergaß nicht, in die Küche zu gehen, um dem Küchenchef und seinen Mitarbeitern persönlich ihr Lob auszusprechen. Das Küchenpersonal war außer sich vor Überraschung und Freude.
    Nun stieg Tiago neben ihr die Treppen hinauf, sein kraftvoller Körper bewegte sich mit entspannter Geschmeidigkeit, er hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und seine Miene war teilnahmslos, wie sie es fast den ganzen Tag über gewesen war. Er wirkte wie der unnahbare Wyr-Wächter, den sie im Cuelebre Tower kennengelernt hatte. Erst hatte er einen riesigen Teller Gebäck verzehrt, um dann mit einem gewaltigen Abendessen weiterzumachen. Er schien unempfindlich gegen finstere Blicke, Abneigung, Brüskierung und Anspielungen zu sein. Ein paarmal hatte sie das ziemlich irrationale Verlangen verspürt, ihm ihre Serviette über den Schädel zu ziehen.
    Naida sagte über ihre Schulter: »Ihre Taschen waren bereits in die Mastersuite gebracht worden, aber Aubrey und ich haben uns gefragt, ob Sie nicht vielleicht eine femininere Atmosphäre in ihren Zimmern möchten. Es gibt eine Suite mit wundervollem Blick auf den Garten. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mir die Freiheit genommen habe, Ihre Sachen dorthin bringen zu lassen?«
    Sie seufzte. Sie war zu müde, um zu erkennen, ob in Naidas Stimme irgendwelche unterschwelligen Schwingungen lagen. Mit Sicherheit hatte Aubrey den Wechsel wegen ihrer Reaktion in Uriens Arbeitszimmer vorgeschlagen. Sie war einfach nur erleichtert, Uriens Schlafzimmer nicht betreten zu müssen. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll davon, ständig und überall Urien zu begegnen, seiner Handschrift, seinen Einrichtungsentscheidungen, seiner Haltung zur Außenpolitik und seinen unverschämten Spesenkonten. Offenbar hatte er eine Vorliebe für Elfenwein und alten Cognac gehabt, der seit der Französischen Revolution gereift war, wovon sie beim Essen alle begeistert gekostet hatten. Es war vermutlich das Einzige gewesen, über das sie sich alle einig waren. Wenn sie jetzt sein Bett sehen müsste, würde sie womöglich die ganzen drei Bissen ihres Abendessens auf einen garantiert geschmackvollen und sehr teuren Teppich erbrechen.
    Sie beschloss, dankbar zu sein, und beschränkte sich auf eine schlichte Antwort. »Das ist toll, danke!«
    Naida wandte sich um und lächelte ihr zu. »Alle haben heute lautstark um Ihre Aufmerksamkeit gerungen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie müde Sie sein müssen.«
    »Ziemlich müde«, gab Niniane zu.
    Sie gingen den Flur im Obergeschoss entlang. Der Holzfußboden war mit einem Läufer aus weinroter Wolle ausgelegt, auf dem schwere, dunkle, antike Tische und Schränke standen. Anscheinend hatte Urien den Stil englischer Herrenhäuser in Verbindung mit georgianischer Architektur gemocht. Am Ende des Gangs öffnete Naida eine Tür und trat dann einen Schritt zurück, um Tiago vorausgehen zu lassen. Er tat es, wandte sich um und gab Niniane mit einer Geste zu verstehen, dass sie eintreten konnte. Sie kam in ein großes Schlafzimmer in einem Farbmix aus Grün und Creme. Ein filigranes Blumenmuster mit rosa Sprenkeln zierte eine Tagesdecke und die Kissenbezüge.
    Sie wandte sich zu Naida um, die Tiago mit unergründlicher Miene musterte. Naida sagte zu ihm: »Ihre Tasche wurde ins Schlafzimmer nebenan gebracht.«
    Tiago nickte und schwieg. Er blieb entspannt stehen, die Hände in die Hüften gestützt, und hatte offenbar nicht die Absicht, irgendwohin zu gehen. Seine mächtige, schwarz gekleidete Gestalt und die sichtbare Bewaffnung bildeten einen unzivilisierten Gegenpol zu dem leichten, femininen Dekor des Zimmers.
    Naidas glatte Augenbrauen hoben sich um einen zierlichen Milimeter. Sie sagte zu Niniane: »Falls es Ihnen noch niemand gezeigt hat, alle Zimmer sind über eine Gegensprechanlage miteinander verbunden. Mit dem Gerät auf dem Nachttisch können Sie das Hauspersonal kontaktieren und alles bestellen, was sie wünschen oder benötigen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Niniane sagte: »Nein, vielen Dank!«
    »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Schlafen Sie gut.« Die Dunkle Fae ging hinaus und schloss die Tür

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